Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF 08: Mirrors
Stangenware, schon wieder. MIRRORS verweigert sich jeder inhärenten Logik, sondern schreibt seiner Filmwelt die Gesetze lieber szenenweise auf den Leib. Diegetische Physik ergibt sich ausschließlich aus der dramaturgischen Notwendigkeit, nicht aus vorher bereits etablierten Plotelementen. An sich würde mich das sogar nur kaum stören, allerdings ist es der Spannung doch sehr abträglich, da es den Gruselplot in dreister Beliebigkeit versinken lässt. (Unfreiwillig?) komisch gerät dabei die Rolle Kiefer Sutherlands: Er scheint mir seit 24 endgültig verbrannt, noch einmal eine andere Rolle als einen nur notdürftig variierten Jack Bauer zu spielen. Sätze wie "Don't make me threaten you!", "You've got to trust me on this!" und "I need you to run a name for me!", vorgetragen in bester 24-Verzweiflung, raubten mir doch ein wenig die Ernsthaftigkeit, erst recht im Zusammenhang mit terroristischen Spiegelgespenstern.
Interessant oder gar gelungen ist MIRRORS in handwerklicher Sicht leider kaum, allerdings sind die Diskurse des Plots umso spannender. Im Podcast verweist Stefan darauf, dass die Spiegel hier ein besonderes Medienbild suggerieren und allegorisch verhandeln, auch ihre mystische Bedeutung als Übergänge zweier gegenteiliger Raumkonzepte findet sich in Ansätzen in MIRRORS (während der letztjährige RETRIBUTION sich wesentlich ausführlicher diesem Komplex widmet). Liest man MIRRORS als sicherheitspolitischen Kommentar - was ja auch schon die Besetzung mit Amerikas Terroristenfeind Nummer eins, Kiefer Sutherland, nahelegt - so fällt auf, dass die Bedrohung, die lange Zeit körperlos und allgegenwärtig (in sämtlichen spiegelnden Flächen manifestiert, also gleichzeitig auch Abbild unserer Selbst) vorhanden ist, erst bekämpft werden kann, nachdem sie in einen greifbaren Körper reimmaniert wurde. Dabei ist die Erkundung ihres Ursprungs wichtiger Schlüssel für diese Greifbar-Machung der Gefahr. MIRRORS ist dabei in seinem Plot ein besonders anschauliches Beispiel, welche Mechanismen und zeitgenössischen Allegorien im aktuellen Genrekino zur Angsterzeugung herangezogen werden, und in welche Richtung eine Auflösung noch als kathartischer Effekt funktionieren kann. Besser macht das Ajas jüngsten Film nicht, aber wenigstens sehenswert.
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FFF 08: Shuttle
Da ist sie endlich, die Gurke, auf die ich seit 5 Tagen beinahe nervös warte! Der Plot um die zwei bis fünf entführten Personen ist es nicht einmal, der SHUTTLE letztlich zum Verhängnis wird. Auch die scheunentorgroßen Löcher im Drehbuch und die unzähligen retardierenden Hutkaninchen, die selbiges hervorzaubern muss, um das Minimalkonzept irgendwie auf Spielfilmlänge zu strecken, sind verzeihlich. Was Stefan hier als Erzählstrategie erklärt, will mir nicht einleuchten. Warum sollen diese Unzulänglichkeiten jetzt den Blick auf den Mensch als Ware erst ermöglichen? Klar, sie sind es, die SHUTTLE zu Stangenware machen, indem sie den Film eben 90 seiner 105 Minuten ohne eigene Idee auf Genrekonventionen reiten lassen. Dennoch, der intentionelle Ansatz dahinter bleibt mir verschlossen, wenigstens wenn die Umsetzung so unendlich langweilig ist, wie bei SHUTTLE der Fall. So muss ich nämlich doch einfach gewaltiges Unvermögen vermuten.
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FFF 08: Mad Detective
Meine Mitstreiter waren wohl deutlich weniger angetan von diesem Johnnie To, und ich will auch gar nicht ausschließen, dass mein Vergnügen zu einem beträchtlichen Teil daraus resultierte, dass ich mich dem Hongkong-Krimikino seit einiger Zeit semibewusst verschließe und der DETECTIVE deswegen seit langer Zeit der erste Film aus der Ecke war, den ich gesehen habe. Spannend an ihm ist jedenfalls kaum der Plot um den verschwundenen Polizisten und seine Waffe, und die Marotten und Wahnvorstellungen seines Titelhelden erschienen mir auch eher als traurig bemühter Versuch, den Film mit ein wenig Absurdität zu würzen. Sehr schön gelingt MAD DETECTIVE allerdings die Umsetzung der Idee, Waffen mit Identität untrennbar zu verknüpfen, beinahe gleichzusetzen. Dass man sich diesem Motiv aber auch ausführlicher und weniger oberflächlich hätte widmen können, steht außer Frage.
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FFF 08: Ca$h
Ocean's 73, auf französisch. Jean Dujardin macht den Clooney, und das durchaus charmant, und Jean Reno gibt hier wohl Pitts Brad. Neu ist das alles natürlich gar nicht, sondern bedient sich ästetisch wie inhaltlich bei Soderbergh und dessen Vorgängern. Trotzdem habe ich für diese Art von Con-Movie ein nicht zu leugnendes Faible, und auch CA$H löst alles ein, was das Genre verspricht.
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FFF 08: Downloading Nancy
Zwei Namen haben mich in diesen Film gelockt (und die Aussicht, von REPO ganz furchtbar gequält zu werden): Maria Bello vor und Christopher Doyle hinter der Kamera. Die typische Bildästhetik des letztgenannten ist dabei im fertigen Film gar nicht mal so leicht auszumachen. Anders als in den Wong Kar-Wai-Filmen mit seiner Beteiligung ist der Schnittrhythmus in NANCY deutlich zu schnell, um ihm Raum für das typische elegische Abfahren der Settings zu bieten. Stattdessen ist die Bildästhetik nervös und unruhig. Das Stilmittel, eine unbewegte Kameraeinstellung mit leicht wackelnder Handkamera zu filmen, ergibt einen bedrückenden Effekt von etwas verstohlenem Voyeurismus, der ständig damit hadert, jetzt ins Bild zu treten und in das Geschehen einzugreifen. Oli und Leena haben nach dem Film (treffenderweise) darauf hingewiesen, dass Bellos Film-Ehemann Rufus Sewell so richtig eklig sei... Beachtlich an NANCY finde ich aber eigentlich, wie zwiespältig dieser vermeintliche Unsympath dabei ist: Schließlich ist die... ungewöhnliche Sexualität seiner Frau nicht das Resultat seiner Vernachlässigung, sondern einer Misshandlung in der Kindheit durch ihren Onkel - Sewell ist also nicht so sehr Täter, wie ebenfalls Opfer, und sein Fehl- und Fluchtverhalten in Golf-Entspannungsübungen vielmehr Ersatzhandlung und damit Folge, nicht Ursache. Schlussendlich setzt NANCY da an, wo ein Torture Porn mit Happy End aufhört: Bei der Problembewältigung im restlichen Leben der Opfer. Auch Nancy ist ein Charakter, der den Freitod nicht wählen kann, weil er sich viel früher dafür hätte entscheiden müssen, sich aber damals für das Aushalten und den Kampf entschieden hat.
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FFF 08: Let the Right One in
Erstes ganz großes Festivalhighlight. Sehr behutsam bebilderte Geschichte um verhinderte Adoleszenz, die den Vampirmythos als sehr clevere Metapher zur Illustration einer präpubertären Asexualität benutzt. Auch die Behutsamkeit, mit der hier bestimmte Vorgänge und Diskurse auf bildlicher Ebene eine Entsprechung finden, ist bemerkenswert: Die Ankunft des Vampirmädchens im Quasi-Leichenwagen; die allmähliche Annäherung zwischen ihr und Oskar, die sich im Näherkommen auf den verschiedenen Ebenen eines Klettergerüstes im Innenhof der Wohnsiedlung manifestiert; die (Ehe-)Ringe, die Eli von ihren Opfern einsammelt und aufbewahrt. Letzteres ist natürlich ein tolles Bild für von Kinderhand zerstörte Paarbeziehungen, ein Motiv, das sich ohnehin durch das diesjährige Festival zieht. Großartig auch, wie die "ungefähr zwölfjährige" Eli hier nicht nur in einem Kinderkörper (wie ihre Entsprechungen in NEAR DARK oder INTERVIEW WITH THE VAMPIRE) gefangen ist, sondern auch in einem kindlichen Geist. Das einzig erwachsene an ihr ist ihr Blutdurst, und das wiederum bebildert sich in einem großartigen Spezialeffekt, der das kleine Mädchen mit dem Gesicht einer erwachsenen Frau ausstattet. Ich könnte noch viel mehr schreiben, vieles ist auch in unserem F-LM-Podcast ausgeführt. Deutscher Kinostart als Weihnachtsfilm ist unter dem Titel "So finster die Nacht" für den 23.12.08 angesetzt.

Erschreckend ist übrigens, wie das FFF-Publikum selbst einen so ausnehmend schönen und ernsten Film mit vereinzeltem Szenenapplaus bei den grafischeren Szenen in eine Party verwandeln will.
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FFF 08: Dance of the Dead
Keineswegs so fremdschäm-schlimm, wie vielerorts behauptet. Vieles ist hier gar nicht uncharmant, die Tanzeinlage mitten unter den Zombies sowie das gegenseitige Fressen des zu Lebzeiten noch verhinderten Liebespaares sind genau die tollen Einfälle, von denen der Film allerdings deutlich mehr bräuchte. So bleibt schließlich nur wenig mehr als konsequentes nerd-jerking mit den schon hundert Mal gesehenen Zutaten um vermeintlich kreatives Zombieklopping und vorhersehbarste Kalauer. Erstaunlich, dass so etwas in der vierundneunzigsten Neuauflage immer noch bei so vielen (Festivalbesuchern) so gut ankommt, aber DANCE OF THE DEAD ist wenigstens keinesfalls die schlechteste dieser alljährlichen Regress-Eskapaden. Eine besonders gute aber natürlich auch nicht.
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FFF 08: Summer Scars
Nicht schlecht, keineswegs, aber irgendwie pointless. Schön, wie viel man aus einem anscheinend nur dreistelligen Budget herausholen kann. Dennoch: Das Ergebnis ist recht diskursarm und auch die sich entwickelnden Konflikte und Dilemmata wirken eher behauptet als sich aus dem Plot ergebend. Als Coming-of-Age-story ist SUMMER SCARS zu dünn und nimmt sich mit der ganzen Gruppe unterschiedlicher Jugendlicher auch eindeutig zu viel vor, als dass eine Entwicklung noch ausformuliert werden könnte. Auch die TV-Ästhetik tut ein übrigens, den Film eher wie ein nachgespielt-dokumentarisches Feature wirken zu lassen, bei dem die Redaktion ein wenig die Zeit vergessen hat und deswegen auf 75 Minuten Laufzeit gekommen ist. Der im Programmheft hergestellte Bezug zu STAND BY ME passt übrigens ausnahmsweise mal wie die Faust aufs Auge.
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FFF 08: JCVD
Dekonstruktion eines Kinohelden. Ebenfalls ganz toller Film, der allerdings ein wenig unter der propagierten Prämisse litt, eine selbstironische Komödie zu sein. Nicht, dass JCVD diese Selbstironie Van Dammes nicht auch tatsächlich aufweisen würde, das tut er durchaus, aber sie ist keineswegs so vordergründig und wichtig, wie man das vermuten könnte. Vielmehr konzentriert sich der Film - durchaus ernst - auf die Dekonstruktion seines Titelhelden und Schauspielers, setzt die Selbstironie dabei nur als sehr pointierten comic relief. Nervig am Film selbst ist nur der unbedingte Manierismus der Inszenierung, voller Sepia-Filter und ewig langer shots, von denen längst nicht alle funktionieren. Diese Gestaltung scheint den Film auf Schauwerte reduzieren zu wollen, ohne dieses Versprechen tatsächlich einlösen zu können.
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FFF 08: The Strangers
Dieses zum Konzeptfilm reduzierte Setting hatte es mir schwer angetan, und auch die von vielen angemerkte Redundanz der Ereignisse kann ich kaum nachvollziehen, oder will sie sogar gerne als Teil des Konzeptes lesen. Immerhin spiegelt das durchaus auch andere Genrefilme, nur dass es hier eben durch den sehr komprimierten Plot besonders augenfällig wird. Unabhängig davon ist STRANGERS aber ästhetisch ein besonderer Genuss: Die Stelle, als nach völliger Stille, die nur von den jeweils einzelnen plotrelevanten Soundeffekten durchbrochen wurde, plötzlich all diese Sounds gleichzeitig in einer regelrecht Panik schürenden Kakophonie über einen hereinbrechen, ist ein großartiges Beispiel für die grandiose Tongestaltung des Films. Obendrein auch ein Beleg für die These, dass STRANGERS sehr bewusst mit seinem Genre umgeht, wenn er hier die Tonspur seiner Mitbewerber (in denen man unheimliche Geräusche immer aus irgendeinem Grund hören kann, egal, welche Soundkulisse eigentlich herrscht) beinahe satirisch kommentiert, indem er die Zusammensetzung des Tonhintergrundes erst nacheinander abspielt, bevor er die Teile zusammenfügt. Ähnlich großartig empfand ich die Kamera, übrigens. Mehr dazu im F-LM-Podcast.
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FFF 08: Shivers
Das fing ja alles sehr gut an: Die Prämisse um den photophoben Protagonisten mag zwar nicht direkt neu sein, hätte aber Anlass geboten, eine schöne Paranoia aufzubauen, ob er nicht doch in die Morde verwickelt ist. Blöd nur, dass gleich mal konstatiert wird, dass ja schon vor seiner Ankunft Schafe gerissen wurden, damit wäre das auch erledigt - die abergläubischen Dorfbewohner hat das aber nicht abgehalten, ihn dennoch zu beschuldigen. Als der Film dann ungefähr zur Halbzeit bereits sein Kindermonster aus dem Hut zieht, ging es endgültig den Bach runter. SHIVERS wirkt spätestens ab hier wie von der doppelten Laufzeit auf 90 Minuten heruntergekürzt. Dutzende Handlungsstränge deuten sich an, um sich ebenso schnell wieder im Sande zu verlaufen, Konflikte und Diskurse werden mal eben in Halbsätzen behauptet, und ein obligatorischer Plottwist darf natürlich auch nicht fehlen. Interessant bleibt zum Schluss lediglich die niedliche Kulisse eines spanischen Bergdorfes und das etwas seltsame Zeitkonzept des Films: Die Vorgeschichts-Rückblenden suggerieren hier stilistisch und mittels des Alters der erzählenden Personen ein Geschehen vor mehreren Jahrzehnten, obwohl es sich eigentlich erst vor einem Jahr abgespielt hat. Unzulänglichkeit oder Konzept, um den Mythos ebenso zu überkonstruieren wie den ganzen Plot?
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FFF 08: My Name is Bruce
Bruce Campbell feiert und dekonstruiert sich selbst, beides gleichzeitig. Das ist ja an sich alles ganz nett und amüsant, aber das Timing und Feingefühl von JACK BROOKS bringt Campbell im Setzen seiner Pointen viel zu selten auf. So bleibt am Ende eine Sammlung schöner Ideen (zB der nerdige Campbell-Fan, dem zur Anmache seiner Herzensdame lediglich ARMY OF DARKNESS-Zitate einfallen) plus ein gewohnt gutgelaunter (sich dabei seines Kultstatus beinahe ätzend bewusster) Bruce Campbell, inmitten einer noch größeren Sammlung flachster Kalauer und miserabler Struktur. Irgendwie fühlt sich das etwas schmutzig an, wie kalkuliert hier der Szenenapplaus aus einem Nerd-Publikum gemolken wird. Spaß macht es aber trotzdem einigermaßen.
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FFF 08: Martyrs
So, das war jetzt also das Allerschlimmste und -böseste und -deprimierendste und -brutalste und überhaupt? Und dann polarisiert das Ding angeblich auch noch so sehr, Meisterwerk oder perverses Machwerk und so?
Vorweg: MARTYRS kocht auch nur mit Wasser. Sehr viele der aktuellen Reaktionen sind schon auch schwer hochgekochtes Festival-Skandälchen. Das wird wohl daran liegen, dass der Film irgendwann seine Narration mal für 20 Minuten komplett fallen lässt und seine Protagonistin für diese Zeit einfach ununterbrochen foltert - naturalistisch mit Grobheit, Prügeln und Isolation, an Stelle des creative torture-Prinzips von HOSTEL und Konsorten. Die ganze Debatte um die vermeintliche Kompromisslosigkeit geht aber völlig am Film vorbei. Die Qualen der Protagonistin so ausführlich zu zeigen, macht Sinn, übertragen sie doch ihre Rolle auf den Zuschauer. Der Plot um die existenzialistische Sinnsuche im Schmerz und Leid (anderer) ist auch nicht das, was MARTYRS letztlich doch wieder so unspektakulär in der Versenkung verschwinden lässt. Vielmehr liegt dem Film kaum mehr als genug Stoff für einen halbstündigen Kurzfilm zu Grunde. Der gesamte Plot bis zum Beginn von Annas Martyrium ließe sich komplett rausstreichen. Sicher, er illustriert, dass Anna kein Einzelfall ist, aber das hätte auch der 16mm-Vorspann alleine schon bewerkstelligen können. Diese ersten zwei Drittel des Films sind im Grunde nicht mehr als ein relativ billiger Exploiter, der den folgenden Plot als nur wenig mehr als einen Vorwand benutzt, diverse Spezialeffekte abzufeiern und sich dabei an ein Horror-Publikum anzubiedern. Ein ähnliches Konzept viel besser umgesetzt findet sich bereits im großartigen WAZ vom FFF07, sowie in THE HOLE vom FFF06. MARTYRS ist keineswegs schlecht oder auch nur annähernd so bemerkenswert wie alle sagen. Viel Lärm um fast nichts.
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FFF 08: Jack Brooks - Monster Slayer
Ja. Funsplatter-Trash. Klingt schrecklich. Ist es überraschenderweise nicht. Stattdessen verzichtet der Film auf allzu platte Furzwitzchen und beweist für seinen Slapstick überraschend feines Timing. Gerade Kultfigur Englund hat mich zum ersten Mal positiv überrascht und beweist tatsächlich mal komödiantisches Talent, das über ein bloßes Zurschaustellen seines Status als Nerdkultobjekt hinausgeht. Als sehr guter Einfall erwies sich auch, den Protagonisten mit einer kleinen backstory auszustatten, mit dem Problem, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Es sind gerade solche Einfälle, die dem ansonsten etwas kalkulierten Trash Seele verleihen.
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FFF 08: 100 Feet
Super, wie der Film seine Metaphorik um häusliche/eheliche Gewalt aufbaut und dabei tatsächlich das wenigstens für mich in einem Horrorfilm ziemlich neue Konzept der Außenansicht verfolgt. Überhaupt, ihn als Gruselfilm zu verstehen, wird dem Film gar nicht so sehr gerecht: Immerhin gibt es keinen Geistergrusel, sondern ein Gespenst, das einfach unmissverständlich da ist, sich nicht lange ankündigt mit typischen Stilmitteln, sondern stattdessen ziemlich beinhart und plötzlich zuschlägt. Mir fällt auf Anhieb auch kein Geisterfilm ein, der die Bedrohung so physisch inszeniert und dabei doch immerhin über drei Viertel seiner Laufzeit auf Schock-Exploitation verzichtet. Besonders bemerkenswert ist eine Szene, in der Famke offenbar mal wieder von ihrem toten Ehemann verprügelt wird, wir aber nur aus den Ohren des sie beschattenden Polizisten ihre Schreie aus dem Haus dringen hören. Ihre Wunden und blauen Stellen zeugen dann immer davon, dass etwas passiert ist, und sie leugnet, wie die Ehefrau, die ihren Mann nicht belasten will: "Ich bin die Treppe hinuntergefallen." Die unterwürfige misshandelte Frau wurde sie aber erst nach dem Mord an ihrem Mann, nachdem alle (buchstäblich: alle!) Versuche, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, erfolglos blieben.
Das klingt alles sehr toll, und so empfand ich es auch, eben über die oben genannten 75% seiner Laufzeit. Danach besinnt er sich leider seines vermeintlichen Genres, und fährt ein doch etwas hanebüchenes und viel zu krachendes Finale auf, indem Famke die Abnabelung von ihrem Göttergatten endlich gelingt - wenn auch mir völlig unverständlich, wodurch sich denn ihre innere Wandlung jetzt vollzogen hat.
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FFF 08: The Midnight Meat Train
Hochspannende Geschichte um das Funktionieren einer modernen Großstadt. Stefan und ich haben gestern im Auto nach Aufnahme des Podcasts noch ein wenig diskutiert, ob Kitamura hier eher utopische oder dystopische Zustände zeichnet. Immerhin ist die stereotypische Großstadt, durch die der MIDNIGHT MEAT TRAIN fährt, höchst funktionabel. Verbrechen und Schmutz ist beinahe daraus entfernt, nicht zuletzt dank panoptischer Überwachung(skameras). Die Suche nach Missständen wird ja sogar zur Aufgabe für den Künstler-Protagonisten, ist also keineswegs selbstverständlich einfach zu bewerkstelligen. Auf der anderen Seite ist die Funktion ja bloße Oberfläche, geschaffen durch die klare Trennung von der Dimension des Bösen und Hässlichen, indem eben irgendwelche Zombies unterirdisch mit Menschenfleisch versorgt werden. Sehr interessanter Film, den ich mir auf jeden Fall mal für meine Magisterarbeit vormerken muss. Albern waren lediglich manche Manierismen des Regisseurs sowie die zwanghafte Über-Erklärtheit des Finales. Dem Diskurs tat das keinen Abbruch.
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FFF 08: Outlander
Publikumsärgernis die zweite: Die letzten 90 Minuten des Films haben die drei "Pissflitschen" (Oli) hinter Oli, Leena und mir konsequent und wirklich ohne Pause durchgequasselt, in der festen Überzeugung, hier in einer stumpfsinnigen HOUSE OF THE DEAD-Fortsetzung zu sitzen, bei der man jede Szene mit grottendämlichen Kalauern kommentieren kann.
Der Film - so überraschend das klingen mag - hat diese Behandlung nämlich tatsächlich nicht verdient. Sicher, die Panoramafahrten sind abgedroschen, der Plot (Außerirdischer Soldat geht gemeinsam mit Wikingern auf Alien-Hatz) ein wenig pulpig und so das allerbeste Gespür für eine Wohldosierung des Pathos bewies der Regisseur auch nicht unbedingt. Dennoch: OUTLANDER bebildert seinen Diskurs um den moralisch-evolutionären Stillstand sehr konsequent, lässt die futuristische Heimatwelt von Jesus Caviezel dem abgebrannten Wikingerdorf doch beängstigend ähnlich wirken und legt ihm schließlich sogar noch ein "We're not different from you"-Selbstbekenntnis gegenüber den brandschatzenden Wikingern in den Mund. OUTLANDER ist allerbeste Unterhaltung, funktionabel in jeder Sequenz (OK, vielleicht 15 Minuten zu ausufernd, aber sonst...), und keineswegs diskursarm, wenn auch unaufdringlich.
Im Übrigen wäre dieses Wikinger-Setting auch ein schöner Hintergrund für eine Alien- oder Predator-Geschichte (oder beides)...
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FFF 08: Blind
Nach ART der zweite Film, den ich eher beim Münchner Filmfest vermutet hätte. Beeindruckt hat mich bei BLIND die wunderschöne Kamera und die Bildkadrierung, die von einer großen Leinwand besonders profitiert, indem sie das Geschehen oft an den Rand diverser Panoramen verlegt. Angesichts des Plots um einen blinden Protagonisten ist diese Ästhetikverliebtheit natürlich besonders beißend, spiegelt sich aber in der konsequenten Ödnis und Farblosigkeit der Winterlandschaften. Farblosigkeit, hier manifestiert sich dann die Protagonistin...
Kunstvoll, wie sich die Liebesgeschichte in der Bildästhetik wiederfinden lässt, auch das parabelhafte Märchen von der Schneekönigin, das durch den Film hindurch immer wieder erzählt wird, gibt eine schöne Vordeutung auf das Ende des Films. Der Diskurs gerät zwar etwas kitschig, aber dank der völligen Unaufgeregtheit des Films macht das überhaupt nichts. Ein wenig litt er bei mir darunter, dass ich eigentlich auf diese Art Film gerade so überhaupt keine Lust hatte. Aber das ist jetzt nur noch subjektiv.
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FFF 08: The Art of Negative Thinking
Richtiggehend widerlich, wenn offenbar 80% des Publikums sich dank des Programmheftes und eines Protagonisten, der dem großen Lebowski marginal ähnlich sieht, vollkommen sicher ist, sich in einer "abgedrehten Komödie" mit "genialen Dialogen" und "coolen Figuren" zu befinden und infolgedessen einfach jede tragische Szene mit peinlichem Lachen quittiert. Aber wahrscheinlich sind das alles Leute, die der festen Überzeugung sind, dass Behinderte auch prinzipiell eigentlich lustig sind, aber es halt unkorrekt ist, über sie zu lachen. Zum Glück darf man das hier, wenn einer aus dem Rollstuhl fällt.
Immerhin, der vermeintliche comic relief steht durchaus in Einklang mit dem Inhalt des Films. Schließlich geht die Selbsthilfegruppe ja gerade an der aufgezwungenen "think pink"-Attitüde zu Grunde, die den Leidenden völlig verwehren will, mit ihrem Leben unzufrieden zu sein und stattdessen alles mit eingefrorenem Lächeln und Sonnenschein aus dem Arsch hinzunehmen. So gesehen scheitert das Publikum ebenso wie die Gruppenleiterin, nur dass ersteres wahrscheinlich nicht mitbekommt, dass die Gruppenleiterin schlussendlich als die einzige wirklich kaputte Gestalt reintegriert wird, während sich die vermeintlichen Witzfiguren dank ihres neuen un-kalaurigen Selbstbewusstseins langsam mit ihren Problemen auseinandersetzen.
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FFF 08: Eden Lake
Eröffnungsfilm und mal wieder - wie Oli so schön formuliert hat - der typische Griff ins Klo. Es ist nämlich keineswegs so, dass die Eröffnungsfilme des FFF traditionell besonders miese Festivalbeiträge sind, sie sind vielmehr traditionell besonders mediokre, die sich aber gleichzeitig unglaublich wichtig und überbordend und clever präsentieren. So auch hier: Der Diskurs über Gewaltbeziehungen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, der hier an allen Ecken und Enden ins Gesicht des Zuschauers gespuckt wird, ist ja tatsächlich nett eingeführt. Die Protagonistin ist Grundschullehrerin, und wird natürlich in einer Szene eingeführt, die sie als besonders liebes und gutmütiges Exemplar zeigt. Die anschließende Autofahrt zum Eden Lake ist dann begleitet von einem Medley aus Radiosendungen zu familienpolitischen und pädagogischen Themen, und beim Zwischenstopp darf man natürlich kurz erschreckt aufschauen, als ein Kind von seinen Eltern eine schallende Ohrfeige einfängt. Umso reaktionärer wird es dann, wenn die gutmütige und antiautoritäre Lehrerin mit ihren Methoden an der völlig missratenen Landjugend Englands scheitert - um dann anzuhängen, dass auch dort natürlich der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen ist und die Asozialität genetisch vererbbar sei, wie Stefan angeführt hat. Immerhin wirft EDEN LAKE die Frage auf, ob nicht erst der Verstoß gegen ihre Prinzipien das Schicksal der Lehrerin abschließend besiegelt hat. Ob das den reaktionären Ton des Films abmildern kann, bin ich mir noch unschlüssig.

Am Rande: F-LM-Podcast mit u.A. meiner Beteiligung
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Filmtagebuch, wieder ein paar Nachträge
THE MIST
So viel Geschwärme in den letzten Wochen gelesen, musste ich endlich nachholen. Habe mir die Schwarzweiß-Fassung angesehen, und leider - auch wenn das Darabonts Wunschfassung ist - merkt man ihr an, dass der Film in Farbe gedreht ist, einiges funktioniert da einfach nicht, sieht nicht nach sw-Film aus, sondern nach dem Fehlen von Farbe, nichts weiter. Dafür kommt an anderen Stellen sehr schön zur Geltung, wie sehr sich der Film aus der Zeit nimmt, wie er gleichzeitig in den 50ern und heute spielt, sich eben nicht verorten lässt. Das passt natürlich wunderbar zur Versetzung an den Nicht-Ort, den der Nebel bewirkt. Und dass Tommy Jane zu Beginn natürlich ausgerechnet diese tollen Filmplakate malt, muss man auch gern haben.

DER PARTYSCHRECK
Unglaublich. Ich hatte den ja bereits gesehen, aber nicht so toll in Erinnerung. Dass Bakshi von diversen Texten diese Katastrophen-Onkel-Rolle zugeschrieben wird, ist ja eigentlich völlig unberechtigt. Die Katastrophe resultiert viel eher aus dem Culture Clash, der sich da vollzieht, aus der subtilen aber absolut kompromisslosen Höflichkeit seines Protagonisten, die auf die eher nach außen zelebrierte höfische Attitüde der Hollywood-Bonzen trifft. Dazu verortet Edwards seinen Film als Zeitgeist-Produkt der 60er, mit Sellers als Hippie-Idol en passant, und dem ohnehin furiosen Finale. Es wäre hochinteressant, welchen Themen sich Edwards heute widmen würde, würde er den PARTYSCHRECK jetzt drehen. Nicht interessant wäre allerdings, wie der Film aussähe, würde er als heute typische Komödie erscheinen. Komödien dieser Tiefe und Durchdachtheit sind im aktuellen Kino kaum noch existent, beschränken sich höchstens auf wenige satirische Ausflügler. Schade.

DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE
...hier lässt sich direkt wieder applizieren, was ich zuletzt zum PARTYSCHRECK schrieb. Natürlich ist das eine Kalauerparade, keine Frage, aber eingebettet in einen ziemlich komplex ausformulierten Diskurs über familiäre Rollenverteilung und falsche Amerika-/Heimatbilder. Auch so ein Film, der einer sehr genauen Betrachtung standhält, und der den Blick auf aktuelle Komödienproduktionen weiter mit nostalgischem Skeptizismus beschwert.

CLOVERFIELD
Zweitsichtung. Schön, wie der Film, gerade auch in seiner DVD-(Bluray-)Präsentation, bemüht ist, einen Mythos um sein Monster zu stricken. Die Darstellung eines urbanen Katastrophenszenarios finde ich übrigens nach wie vor unglaublich effektiv. Beim Blick aus meinem Fenster auf das Hochhaus gegenüber hallte der Film wiederum nach.

HOT FUZZ
Drittsichtung. Eine dieser Ausnahmen bzgl. der aktuellen Komödienproduktion, allerdings eben durch seine parodistischen Züge nicht ganz vergleichbar. Auf jeden Fall scheint mir das Team um Ed Wright und Simon Pegg die einzigen legitimen Nachfolger von ZAZ zu sein. Neue Erkenntnis bei dieser Sichtung: HOT FUZZ parodiert ja gleichzeitig noch sämtliche homoerotischen Untertöne der zitierten Buddy-Action-Movies. Sergeant Angel, dem in der Großstadt grade eine Beziehung zerbrochen ist, müsste jetzt nach allen dramaturgischen Regeln in der Kleinstadt die neue große Liebe finden, findet stattdessen aber Nick Frost, und kauft ihm Blumen. Toll.
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Programming Notes - letzter Tag, ich werde so froh sein, wenn es vorbei ist.
Mittwoch, 27. August

OPAPATIKA
vs.
ACOLYTES
Das Dilemma habe ich inzwischen wohl ausreichend dargelegt. Sollte ich OPA bis dahin nicht gesehen haben, dann wird der ganz bestimmt den Vorzug bekommen. Immerhin ist ACOLYTES "stilistisch ausgefeilt, mit einem Killer-Soundtrack und einer hervorragenden Kamera", und "schraubt sich auf mehr als eine Weise in den zunehmend überreizten Magen." Geht es eigentlich nur mir so, dass er von den Katalogtexten eher abgehalten wird, einen Film zu sehen, als dass sie Interesse wecken können?
Tendenz: unentschlossen.

TALE 52
vs.
THE SUBSTITUTE
Da ist er wieder, Bornedals Ole. Warum auch immer. SUBSTITUTE klingt allerdings ebenfalls gar nicht so mies, wenn auch vielleicht etwas albern, aber das sei ihm verziehen. Sehr albern klingt dagegen der griechische Film, aber das kann natürlich wieder mal dem Programmheft geschuldet sein, was es sich nicht nehmen lässt, diesen Film als das abgefahrenste und crazyeste und schrägste und lynch-ähnlichste überhaupt darzustellen. Gähn.
Tendenz: unentschlossen.

TRANSSIBERIAN
vs.
DYING BREED
DYING BREED hat offenbar nichts mit SAW, WOLF CREEK, DELIVERANCE oder WRONG TURN zu tun. Sie alle sind nämlich mal einfach so erwähnt im Katalogtext, weil muss ja. Immerhin, bei SAW ist das eindeutig positiv, und die Verbindung zu WOLF CREEK und damit meinem Liebling der genannten Filme scheint dann doch weniger an den Haaren herbeigezogen als der Rest. Überhaupt, DYING BREED klingt nach einem weiteren dieser ganz famosen Australien-Filme der letzten Zeit, zu denen ich STORM WARNING und eben WOLF CREEK zählen würde... Demgegenüber steht mit TRANSSIBERIAN allerdings ein potentielles Highlight, das mit Ben Kingsley und Emily Mortimer mal gleich zwei persönliche Lieblinge auffährt. Das Variety-Gerede um die moralischen Diskurse des Films lassen natürlich alte Ideologiekritiker wie mich besonders aufhorchen. Das wird eine schwere Entscheidung. Dennoch,
Tendenz: TRANSSIBERIAN

THE CHASER
vs.
THE BROKEN
Der Katalogtext zum CHASER soll die Kiddies locken, so scheint es: Da werden Ermittlungserfolge "verpeilt", "ungeheuerlich versagt", "Psychokiller" feixen, wir erleben einen "knüppelbrutalen Ausflug" und einen Film, der "reinhaut", bis dann "kollektives Luftholen angesagt ist." Und diese Zitate stammen allesamt aus nur einem Absatz des wohl reißerischsten Textes wenigstens meiner FFF-Karriere. Nichtsdestotrotz, CHASER klingt nach etwas, das ich durchaus sehen will. Das tut THE BROKEN allerdings auch, sehr sogar. Letzterer ist aber schon von Koch angekündigt, und daher verzichtbar (wobei CHASER bestimmt auch bald hierzulande auf DVDs rumfliegen wird, da mache ich mir keine Sorgen). Hängt wohl wieder vom Willen der Mitstreiter ab, ich bin offen für beides.
Tendenz: THE BROKEN.
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Programming Notes - vorletzter Tag, bald haben wir's geschafft!
Dienstag, 26. August

CROSSFIRE
vs.
THE REBEL
Einerseits darf ich mich von CROSSFIRE nicht verleiten lassen, auch in mein Franzosenkrimi-Fandom zu verfallen (das sieht alles viel mehr nach diesen unzähligen und -ausstehlichen skandinavischen Tarantino-Klonen aus), andererseits darf ich nicht vergessen, dass der diffus interessant klingende REBEL auch nur ein weiterer asiatischer Swordsplay-Schinken zu sein scheint. Um mal das positive herauszustellen: Letzterer kommt immerhin aus Vietnam und ist in vielen angeblich "erfrischend ungewohnt" (Programmtext), ersterer könnte ja dennoch, so er sich mehr auf Action als auf Coolness konzentriert, ein erträglicher Film sein. Also lautet mal wieder die
Tendenz: unentschlossen.

L CHANGE THE WORLD
vs.
COWBOYS, TOD UND TRÄUME (Kurzfilme 2)
Tja, Zwangspause, würde ich sagen. Von ersterem habe ich die Vorgänger nicht gesehen (und auch sonst hält sich mein Interesse in Grenzen), das andere ist mal wieder ein Kurzfilmprogramm und damit inakzeptabel. Dazu das wirklich dummdreiste Programmheftzitat "Ersttäter in Sachen Bluterguss ist auch Regisseur Till Kleinert." Gäbe immerhin einen schönen Nutzertitel in den Filmforen ab.
Tendenz: Pause.

JUST ANOTHER LOVE STORY
vs.
ACOLYTES
Der nächste Film vom FFM, dieser allerdings war mir dort erst aufgefallen, als ich ihn bereits auf der FFF-Webseite entdeckt hatte. Auch wenn das Ding von Ole Bornedal ist, von dem es eigentlich keinen Grund gibt, sich an seinen Namen zu erinnern (er hat halt mal einen passablen Film gemacht, von dem es ein marginal schlechteres Remake gibt, big deal!), so klingt das alles doch viel zu spannend, um es nicht dem ebenfalls ganz vielversprechenden ACOLYTES vorzuziehen. Außerdem wird letzterer eh wiederholt, was mich aber in ein Dilemma dort stoßen wird. Dazu später mehr. Für diese Paarung jedenfalls lautet die
Tendenz: JUST ANOTHER LOVE STORY

AWAKE
vs.
THE RED INN
AWAKE wartet immerhin mit Jessica Alba und dem in meinen Augen dank STAR WARS hoffnungslos unterschätzten weil eigentlich sauguten Hayden Christensen auf. Auf der anderen Seite ist das auch ein bißchen das übliche glattgebügelte Zeug, was mit Kinowelt ohnehin bereits einen Verleih hat, der den Film wohl mit dieser Besetzung eh im Kino platzieren wird. THE RED INN dagegen, tja, das kann etwas ganz tolles sein, oder aber einfach nur die nächste Komödienpeinlichkeit des Festivals.
Tendenz: AWAKE.

OPAPATIKA
vs.
THE RAGE
Eigentlich müsste ich mich von der RAGE ja angewidert abwenden, aber irgendwie reizt mich dieses krude Ding dennoch ein wenig. Auch der unaussprechliche Thailänder im anderen Saal tut dies, und deutlich mehr, wäre also klar favorisiert, würde er nicht ohnehin wiederholt. Allerdings wiederum gegen den schon vorhin in Erwägung gezogenen ACOLYTES. Nicht einfach, und jede vermeintliche Entscheidung, die ich jetzt treffe, hätte ohnehin kaum Endgültigkeit. Momentan tendiere ich allerdings dazu, ACOLYTES nur zu sehen, wenn ich gar keine Lust auf RAGE habe, ansonsten...
Tendenz: unentschlossen.
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Programming Notes - Tag 6
Montag, 25. August

CA$H
vs.
DANCE OF THE DEAD
Mensch, ich hab zu DANCE doch schon beim ersten Mal explizit "Nein!" gesagt. Dann hier eben nochmal: Neihen! CA$H ist obendrein französische (Krimi-)Genreware und damit schon mal ohnehin interessant, auch wenn Jean Reno mitspielt.
Tendenz: CA$H

MELODY'S SMILE
vs.
MAD DETECTIVE
Ach komm, es läuft heuer doch wirklich genug Mist am Stiel, dass man die wenigen interessanten Dinger nicht auch noch gegeneinander programmieren muss. Ersterer ist - siehe oben - mal wieder ein französischer Krimi, letzterer immerhin der neue Johnnnie To, dem ich jetzt zwar weniger apologetisch gegenüberstehe als dem französischen Kriminalfilm, aber nichtsdestotrotz mindestens aufgeschlossen. Gerade die Idee, die Multiple Personality Disorder des Protagonisten mal nicht in einem Hutkaninchen-artigen Plottwist zu verheizen, sondern zur Prämisse des Films zu machen, klingt hochspannend.
Tendenz: unentschlossen, ich hoffe auf den freien Programmplatz am Vortag.

THE WARLORDS
vs.
SHUTTLE
Letzterer "macht beinahe alles richtig auf seiner erschütternden Reise in Niederungen der menschlichen Seele, in der die Wirkungstreffer unerwartet und in immer schnellerer Abfolge kommen." Für solche Texte möchte ich auch mal bezahlt werden. Leider hört man über SHUTTLE allerorts nichts Gutes, aber die Alternative ist ein weiterer asiatischer Swordsplay-Schinken mit immerhin vielversprechender Besetzung. Eine Pause halte ich für ganz und gar nicht ausgeschlossen, sollte diese aber nicht stattfinden, so lautet die
Tendenz: unentschlossen.

MIRRORS
vs.
DOROTHY MILLS
DOROTHY klingt super. Oder langweilig, da sendet der Programmtext schon auch seine Signale aus. Diese Text-Exegese im Vorfeld ist ja eigentlich auch das Spannendste am ganzen Festival, irgendwie. Wäre leichter, wenn ein Autorenname angegeben wäre, aber ok, damit muss man klarkommen. MIRRORS dagegen ist immerhin von A. Aja, den man jetzt vielleicht mögen oder nicht-mögen kann, aber seine handwerkliche Brillanz gerade in terroristischer Verknüpfung der Bilder mit nervenzerrender Klangkulisse möchte ich ihm auf keinen Fall absprechen. Obendrein sehe ich Kiefer S. seit 24 tatsächlich ganz gerne (wenn er auch das Beste an der Serie ist). Und MIRRORS bekommt einen Kinostart, was ihn zwar einerseits verzichtbar, andererseits in Hinblick auf die Verwertung eines möglichen Textes auch wieder schwer interessant macht.
Tendenz: unentschlossen.

DOG EAT DOG
vs.
TRAILER PARK OF TERROR
Ersteren hab ich ebenfalls beim Münchner Filmfest ausfallen lassen, zweiterer klingt nach einem dieser ekligen Hassfilme, gerade in der schwitzig-bierseeligen Party-Atmosphäre des FFF. Dafür weist der Titel erschreckende Ähnlichkeit zu SNOOP DOGG'S HOOD OF HORROR auf, was mich irgendwie verlockt, dem Käse doch noch eine Chance zu geben. Wird wohl von den Entscheidungen der Mitstreiter abhängen.
Tendenz: unentschlossen.
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Programming Notes - Tag... äh, wo war ich?
Sonntag, 24. August

TERRA
vs.

TERRA ist der alljährliche familientaugliche Animationsfilm, den ich mir jedes Mal vornehme, anzusehen, dann aber doch nicht reingehe. Keine Ahnung, ob das heuer wieder passiert. Parallel sollte ja eigentlich diese Demo des neuen GHOSTBUSTERS-Spiels laufen, das ist aber abgesagt worden. Stattdessen soll wohl einer der anderen Festivalfilme wiederholt werden. Ob ich mir TERRA anschaue, wird also wohl davon abhängen...
Tendenz: TERRA

GET SHORTY (Kurzfilme 1)
vs.
SUMMER SCARS
Die Kurzfilme sind für mich nie eine Option, das ist mir zu oft langweiliges Witze-Erzählen, als dass ich darauf Lust haben könnte. Bei SUMMER SCARS ist der Katalogtext natürlich mal wieder fröhliches namedropping, aber immerhin führt Julian Richards Regie, dessen LAST HORROR MOVIE ich zwar keineswegs so exzellent empfand wie Stefan (Höltgen), aber doch interessant genug, dass ich den Regisseur gerne etwas im Auge behalten möchte.
Tendenz: SUMMER SCARS

WALTZ WITH BASHIR
vs.
DANCE OF THE DEAD
Leichte Entscheidung, die dritte: Ersteren schon bitter bereut, beim Münchner FF nicht gesehen zu haben. Zweiterer klingt nach Gorebauer-Trash/Splatterkomödie - mein Lieblings-Genre. In the Opposite Dimension.
Tendenz: WALTZ WITH BASHIR

LET THE RIGHT ONE IN
vs.
VIRUS UNDEAD
Neo-Vampirfilme finde ich ja a priori immer interessant. Es muss ja nicht so ein peinlich bemühter Mist wie bei den HAMILTONS rauskommen. LET THE RIGHT ONE IN liest sich im Gegenteil nach einer recht einfühlsamen Sache, die sehr bewusst mit der Metaphorik des Vampirmythos umgeht. VIRUS UNDEAD dagegen riecht nach der Aussage "für einen deutschen Horrorfilm war das doch ganz gut" in diversen Foren. Und dieses Anbiedern im Katalogtext) an die Nerds Ende dreißig, die sich bei jeder Gelegenheit und schonmal aus Prinzip über die hohe Schnittfrequenz der Jugend von heute... der Filme von heute echauffieren, kann ich schon aus Prinzip nur mit Ablehnung beantworten.
Tendenz: LET THE RIGHT ONE IN

REPO! THE GENETIC OPERA
vs.
DOWNLOADING NANCY
REPO stammt vom Schöpfer von SAW 2-4!!!11eins
Ich mein, nein. Das ist keine Referenz. Joss Whedon, dazu dieser Musical-Stoff, und das wäre für mich einer der heißerwartetsten Filme des diesjährigen Festivals gewesen. Stattdessen gibts "obercoole Mucke" und mal wieder den ekligen Begriff "cult classic" im Programmheft - immerhin aber eingebettet in ein Textlein, dass er doch völlig "overused" sei, hier aber endlich mal gerechtfertigt, was mich an meinen Vorurteilen wieder ein klein wenig zweifeln lässt. DOWNLOADING NANCY dagegen bietet vielleicht etwas sehr interessantes und spannendes, auf jeden Fall aber Maria Bello. Da ich ein wenig Bedenken habe, dass dieser Film in unendliche Drögerie ausarten könnte, wollte ich grade schon "Tendenz: unentschlossen" schreiben. Dann fiel mein Blick aber darauf, dass Christopher Doyle bei NANCY die Kameraarbeit übernahm. Soll heißen: Ich kann mir den Film auch ohne Ton anschauen, sollte jener doof sein.
Tendenz: DOWNLOADING NANCY

IT'S ALIVE
vs.
36 STEPS
Letzterer bezeichnet sich im Programmheft als "Trashperle" - üblicherweise ein sicheres Indiz für ziemlich miese Amateurfilme, die aber ganz supidupi Effektlein zeigen wollen und deswegen fröhlich in diversen Saucen panschen, sonst aber nix zu bieten haben. Hier gibts noch Brüste zusätzlich, meinetwegen. IT'S ALIVE klingt nur unwesentlich besser, aber blendet man mal den flapsigen Tonfall des Katalogtextes aus und sieht stattdessen auf die Screenshots, so könnte das auch ein ernster und gar nicht so nerdiger Film sein.
Tendenz: IT'S ALIVE
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