Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF 08: Martyrs
So, das war jetzt also das Allerschlimmste und -böseste und -deprimierendste und -brutalste und überhaupt? Und dann polarisiert das Ding angeblich auch noch so sehr, Meisterwerk oder perverses Machwerk und so?
Vorweg: MARTYRS kocht auch nur mit Wasser. Sehr viele der aktuellen Reaktionen sind schon auch schwer hochgekochtes Festival-Skandälchen. Das wird wohl daran liegen, dass der Film irgendwann seine Narration mal für 20 Minuten komplett fallen lässt und seine Protagonistin für diese Zeit einfach ununterbrochen foltert - naturalistisch mit Grobheit, Prügeln und Isolation, an Stelle des creative torture-Prinzips von HOSTEL und Konsorten. Die ganze Debatte um die vermeintliche Kompromisslosigkeit geht aber völlig am Film vorbei. Die Qualen der Protagonistin so ausführlich zu zeigen, macht Sinn, übertragen sie doch ihre Rolle auf den Zuschauer. Der Plot um die existenzialistische Sinnsuche im Schmerz und Leid (anderer) ist auch nicht das, was MARTYRS letztlich doch wieder so unspektakulär in der Versenkung verschwinden lässt. Vielmehr liegt dem Film kaum mehr als genug Stoff für einen halbstündigen Kurzfilm zu Grunde. Der gesamte Plot bis zum Beginn von Annas Martyrium ließe sich komplett rausstreichen. Sicher, er illustriert, dass Anna kein Einzelfall ist, aber das hätte auch der 16mm-Vorspann alleine schon bewerkstelligen können. Diese ersten zwei Drittel des Films sind im Grunde nicht mehr als ein relativ billiger Exploiter, der den folgenden Plot als nur wenig mehr als einen Vorwand benutzt, diverse Spezialeffekte abzufeiern und sich dabei an ein Horror-Publikum anzubiedern. Ein ähnliches Konzept viel besser umgesetzt findet sich bereits im großartigen WAZ vom FFF07, sowie in THE HOLE vom FFF06. MARTYRS ist keineswegs schlecht oder auch nur annähernd so bemerkenswert wie alle sagen. Viel Lärm um fast nichts.
( 0 )