Das Schwein, das Caruso so liebt.
Filmtagebuch - Kurzeinträge
Damit ich mal wieder reinen Gewissens weiterschauen kann...

ORPHAN
Maues aber routiniertes Filmchen, dessen Plot-Auflösung zwar originell aber auch völlig beliebig ist. Sehen und vergessen, aber kein Ärgernis.

VERTIGE
Erst gelingt dem Film tatsächlich, Höhe und Höhenangst ins Bild zu bringen (ja, VERTIGO, klar, aber das Gefühl für einen Abgrund auf ein Foto zu bannen ist schon nicht leicht). Dann ist es aber doch nur ein recht normaler Berg-Backwoods-Slasher auf französisch, der aber immerhin mal alle seine Opfer gleichermaßen unsympathisch zeichnet.

IN 3 TAGEN BIST DU TOT 2
Intelligente Idee für eine Slasher-Fortsetzung, welche die Überlebende des Vorgängers mit ihrem dort erlebten Trauma konfrontiert. Spielt schon sehr fein mit der Erwartung des Zuschauers auf einen weiteren Slasher-Plot, welche der Film dann bewusst nicht einlöst.

THE KILLING ROOM
Verlaberter, langweiliger Quark, der seine hanebüchene Idee auch noch besonders stolz präsentiert. Ein Film, den bestimmt viel zu viele Leute für ganz schrecklich clever halten müssen.

THE HOUSE OF THE DEVIL
Der Film hat mir erst wieder bewusst gemacht, wie selten man eigentlich eine so konsistente und homogene Spannungskurve erlebt. HotD erlaubt sich keinen Ausflug von seiner Haupthandlung und arbeitet 90 Minuten auf wirklich nur einen einzelnen Höhepunkt hin, ohne heutzutage genretypisches Hui und Buh zwischendrin. Toll auch, wie der Film das Haus, in dem seine Heldin alleingelassen wird, für den Zuschauer langsam erforscht und die Einsamkeit spürbar macht. Vielleicht bester, auf jeden Fall aber einer der besten Filme des heurigen FFF.

OSS 117 - LOST IN RIO
Lustig, aber irgendwann in seinen sich doch wiederholenden Pointen auch ermüdend. Ohne mich an den Vorgänger en detail noch erinnern zu können: Ihn empfand ich wohl ähnlich.

INGLORIOUS BASTERDS
Während David Bordwell dem Film seine Langsamkeit hoch anrechnet (was ich in dessen Argumentation sogar nachvollziehen kann), habe ich ihn zwar in seiner Konzentriertheit sehr interessant gefunden, aber hätte ihn auch gerne um mindestens 20 Minuten erleichtert. Eröffnung, Kellerkneipe, Finale - alles Sequenzen, die Tarantino selbstverliebt viel länger abfeiert, als sie eigentlich hergeben würden.

WATCHMEN (DIRECTOR'S CUT)
Mir unbegreiflich, wie die vielleicht schönste Szene des ganzen Films - der Mord an Night Owl 1 - für die Kinofassung geschnitten werden konnte. Als hätten bei ohnehin 155 Minuten (oder?) diese 2,5 Minuten das Kraut noch fett gemacht. Zweitsichtung tat dem Film jedenfalls gut.

THE HAPPENING
Zweitsichtung. Diesmal wusste ich, was mich erwartet. Ein Horrorfilm, der seinen Protagonisten die Rettung durch Einsamkeit/Isolation anbietet, um sie so zu echter menschlicher Nähe zurückzuführen. Gerade die allgegenwärtige Naivität in Schauspiel und Inszenierung macht das absolut wunderbar. Kann eigentlich nur an einer falschen Erwartung scheitern.

WE OWN THE NIGHT
Mark Wahlberg, Nr. 2. Super, wie monoperspektivisch aus der Sicht von Phoenix hier erzählt wird, gerade in diesem Genre, das sich ja gerne mal recht episch ausbreitet, wirkte das. Reiht sich sehr schön neben dem Existenzialismus von THE SHIELD und dem lässigen Porträt-Stil von THE WIRE ein.

MAX PAYNE
Mark Wahlberg, Nr. 3. Es ist natürlich weitgehend langweilig, ein Spiel zu verfilmen, dessen ausschlaggebende Idee es war, die Noir-Essenz mehrerer Filmgenres in einen karikaturesk überzeichneten Plot und Protagonisten zu konzentrieren. Zurück im Film ist das stellenweise peinlich, die Halluzinationssequenzen allerdings sind im Gegensatz zu den Actionszenen richtig fein. Bis Wahlberg dann auf Drogen herumchargieren muss, das hatte schon beachtliches Fremdschäm-Potential.

APPLESEED
Fand ich im Kino unerklärlicherweise recht spaßig. Die Zweitsichtung dagegen zeigte mir nur noch einen erschreckend verlaberten und unspannenden Film, der sich mühsam hinter ein paar ganz netten Schauwerten verstecken kann.

ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE
Zweitsichtung, gewachsen. Die körnige Sepia-Ästhetik passt ebenso gut zu diesem irgendwie aus der Zeit gefallenen Film wie die dreiste Behauptung, hier einen Slasher vor sich zu haben. Stattdessen die dunkle Seite einer geradezu warmherzigen Coming-of-Age-Geschichte, in der es unter all den [i]stereotypes with issues[/i] wenigstens der Titelheldin am Schluss gelingt, sich von ihrer Teenager-Umgebung zu emanzipieren und erwachsen zu werden.

SNIPER
Schön, wie lange SNIPER offenlässt, wer eigentlich am Ende als Held des Films übrigbleiben darf. Die Parallelisierung des Profis und des Anfängers, der neben seinen Skrupeln vor allem ein Stück Zivilisiertheit loswerden muss, hat mir gefallen. Auch, wie antiklimatisch hier Actionsequenzen inszeniert sind, ist bemerkenswert. Für das richtige Brett, dem der inhaltlich ähnliche SHOOTER schon sehr viel näher kommt, fehlt allerdings irgendetwas, worauf ich gerade nicht mit dem Finger deuten kann.
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FFF'09: FRIDAY THE 13TH (Marcus Nispel, USA 2009)
Tja. Ich glaube, ich kann mit Slasher-Filmen einfach nichts mehr anfangen. Da sitzt kein Schock mehr, für die ganzen creative killing-Späße hab ich nicht mehr viel übrig, und damit ich diese Killer-Ikonen noch besonders furchteinflßend finden könnte, müsste mich wohl mal wieder einer von ihnen etwas überraschen. Dem HALLOWEEN-Remake ist all das gelungen, und folglich habe ich auch von diesem FRIDAY-Remake ähnliches erwartet. Fairerweise muss man wohl auch noch zugeben, dass die FREITAG-Reihe schon immer deutlich mehr dem camp (wie passend) verpflichtet war als das Carpenter-Original. Folglich feiert Nispel auch in diese Richtung, und eigentlich kann ich ihm daraus auch keinen objektivierbaren Vorwurf machen. Immerhin, wie mein Mitgucker Oli recht begeistert feststellte, liefert Nispels Film all das, was man als unbeleckter Serien-Neuling von dem Film erwarten kann - und das sogar deutlich besser als es die Vorgänger bei nüchterner Betrachtung konnten. Selbst der anfängliche Schnelldurchlauf durch Teil eins und zwei der Reihe entbehrt nicht eines gewissen effizienten Charmes, und das zotige Figurenarsenal dekliniert das Genre schon ziemlich umfassend durch. (Warum aber jeder Slasher zwei lustige Kiffer, meistens auch noch Angehörige zweier verschiedener ethnischer Minderheiten, aufbieten muss, ist mir schleierhaft.) Nispel gelingt sogar das Kunststück, die zynischen kreativen Tötungsmethoden von ihrem reinen Witzgimmick-Status zu emanzipieren und - ich denke da vor allem an die Szene mit dem Schraubenzieher - tatsächlich wieder böse und grausam erscheinen zu lassen.
Einmal dachte ich kurz, dass mich FRIDAY 2009 erwischt hätte: Da entdecken wir, dass die seit sechs Wochen vermisste (und in der Pre-Credit-Sequenz mit Jason zusammengerumpelte) Whitney immer noch in dessen Keller sitzt, weil der arme Junge sie eben auch ein bißchen für seine Mutter hält, und schon habe ich Zombies HALLOWEEN vor Augen, der aus der realen Verwandschaft von Opfer und Täter so schön Mehrwert schöpfen konnte. Hier wäre es die behauptete Verwandschaft - und wie viel Analogien tatsächlich zu finden sein könnten -. auf die ich hoffte. Doch Nispel interessiert sich bei seinem Stoff nicht so sehr für die Subtexte, sondern drehte mit lieber ein Stück Retro-Kino samt rotstichigem 70er-Farbfilter, das nicht nur dessen Ästhetik sondern auch seine promiskuitive Naivität atmen will.
Ich kann nicht einmal sagen, dass ihm das nicht gelungen ist. Nur sind wir wieder bei meinem eingangs erwähnten Problem: Ich bin schon kein Verehrer der Originalfilme, eben weil ich diese Naivität zwar für eine Diskussion spannend, zum Anschauen aber dann doch regelmäßig überraschend langweilig finde. Und FRIDAY THE 13TH (2009) ist da einfach keine Ausnahme.
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Serenity (Joss Whedon, USA 2005)
Der zweite Film des Tages, der sein Genre, ohne die Zugehörigkeit zu diesem jemals in Frage zu stellen, biegt und verdreht. Whedons SERENITY befindet sich in einem Science Fiction-Setting, und arbeitet auch mit einem STAR TREK-bekannten Figurenarsenal, ist dabei aber gleichzeitig eine Karikatur dieser Topoi. Der allgegenwärtige trockene Humor des Captains lässt diesen als Über-Kirk erscheinen, und Ausstattung wie Darstellerriege erinnern stets an eine Soap: Zu scharf ausgeleuchtet, zu schön, zu steril, dabei aber trotzdem stets schmutzig und direkt an der "new frontier" - eine Western-Analogie, um die ja auch schon STAR TREK keinen Hehl gemacht hat. Auffällig auch, dass SERENITY auf außerirdische Rassen komplett verzichtet, sondern eine rein menschliche Expansion zeichnet. Allerdings, etwas lückenhaft bleibt der Film immer. Ich muss endlich mal FIREFLY - die Serie - nachholen. So hängt das Ganze etwas in der Luft.
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Semi-Pro (Kent Alterman, USA 2008)
Seltsam, wie man hier zwei Filme zu Gesicht bekommt. Da ist zum einen das beinahe tragikomische Grimassenschneiden eines Will Ferrell, während gegenüber - unter der Hauptrolle von Woody Harrelson - ein waschechter Underdog-Sportfilm steht. Der surreale Kontrast dieser beiden Elemente ist es wohl auch, der mir im Gedächtnis bleiben wird. Während nämlich der Plot um die Basketball-Außenseiter immer überraschend Pathos-frei bleibt, scheint sich die ganze Emotionalität in Ferrells Charakter zu externalisieren. Ebenso, wie er für das Team die verschiedensten Funktionen (Manager, Trainer, Spieler, Stadionsprecher, ...) erfüllt, ist sein Charakter auch strukturell gleichzeitig Herz UND comic relief des Films. Wenn er die Affären seiner üppig bestückte Frau mal wieder nur großmütig belächelt und nicht so recht wahrhaben will, dann ist das nicht nur skurrile Naivität, die auf einen schnellen Lacher abzielt, sondern auch die aufopferungsvolle Tragik einer Gestalt, die sich für die Verwirklichung ihres Traumes jeglicher Privatheit entledigt hat. Sein Ringkampf gegen den Bären zum Ende des Films manifestiert diesen inneren Konflikt dann erst physisch.
Will Ferrells Figur ist aber nicht das Einzige, was SEMI-PRO seltsam unentschlossen (auf angenehme Art) wirken lässt. So verortet sich der Plot ja in den 70ern, latent in Ausstattung, Kostümen und Frisuren ersichtlich, vor allem aber historisch durch die Liga-Verschmelzung belegt. Gleichzeitig aber spielt der Film fast ausschließlich on neutral ground, in zeitlosen Innenräumen, verzichtet auf allzu deutliche Anachronismen. Die weniger deutlichen - Ferrells Afro, Harrelsons Matte - sind somit eher Skurrilitäten und Marotten der Charaktere. SEMI-PRO umschifft damit gleichzeitig die Gefahr, den Zeitgeist zum Gag-Stichwort zu degradieren. Das Ergebnis ist ein aus der Zeit gefallenes period piece von einem Film, und eine höchst ungewöhnliche Komödie.
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Beerfest (Jay Chandrasekar, USA 2006)
Die Erwartungen an dieses Ding mussten ja unterirdisch sein, und die positive Überraschung war folgerichtig vorprogrammiert. Nicht, dass BEERFEST großes Kino wäre, und auch Gespür für Feinsinn geht dieser Klamotte durchaus ab. Von der grandiosen Lakonie, mit der hier ganz nebenbei Frösche masturbiert werden, mal abgesehen, ist vor allem sehenswert, mit welcher Penetranz hier ein Klischee-Deutscher konstruiert wird. Sowas gabs zuletzt mit den lustigen Kaltkriegs-Russen vor 25 Jahren. Ebenfalls bemerkenswert, wie ehrlich und unbekümmert der Film die Sauf-Exzesse seiner Protagonisten instrumentalisiert, und sich dabei in deliröse Plotstrukturen begibt: So ist der tragische Tod eines Mittrinkers ganz offen nie mehr als Stichwort für ein paar makabre Kalauer. Anstatt im weiteren Verlauf auf diesen Charakter zu verzichten, taucht kurzerhand dessen Zwillingsbruder auf, der obendrein freimütig erwähnt, dass er sogar bitte genauso wie sein Bruder genannt werden möchte. Der Sportfilm-Struktur des Films tun diese Spielereien keinen Abbruch, karikieren diese sogar angenehm subtil (im Gegensatz zur Tatsache, dass der Saufwettstreit die Disziplin der Wahl ist). Über weite Strecken bleibt BEERFEST die grenzdebile Nummernrevue, als die es sich präsentiert. Überraschend spaßig ist die Chose dennoch.
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Superbad (Gregg Mottola, USA 2007)
Komödienfest bei Funkhundds, und auch zu SUPERBAD musste ich wohl ein bißchen überredet werden - vor allem, weil dieser Apatow-Vorzeige-Film KNOCKED UP bei mir (auf deutsch) so gar nicht gut gelitten war. Immerhin, SUPERBAD - auch wenn von Apatow nur produziert - lässt mich schon eher erahnen, what the fuss is all about. So ist der Film nämlich - bei all dem pubertären Blödfug, den der Trailer vermuten lässt - tatsächlich überraschend pointiert, und zeugt vor allem von einem ordentlichen Gespür für die ernsteren Elemente seines Plots. Der setzt sich zwar zusammen aus den in DAZED & CONFUSED etablierten Ereignissen dieser einen exemplarischen Erwachsenwerd-Nacht, ist dabei aber schlau genug, nicht nur blindwütig mit Kalauern um sich zu schmeißen, um das Ganze leichter verdaulich zu machen. Während Linklater seine Protagonisten dabei stets sehr ratlos nach vorne blicken lässt, sind die Jungs in SUPERBAD viel mehr damit beschäftigt, vermeintlich versäumtes krampfhaft nachzuholen. Die Katharsis, die Mottola ihnen bietet, ist dabei keineswegs der Erfolg, sondern die Erkenntnis, dass ihre Rückständigkeit eben ein Trugschluss ist. Und - entschuldigung, wenn ich schon wieder darauf herumreite - auch Mottola ist klug genug, den Protagonisten mit den (unglaublich komischen) Polizisten zwei Figuren gegenüberzustellen, die genau das beweisen. Ihr zeitweiliger Regress ist es ja, der die Behauptung von der Existenz solcher Schwellennächte, solcher Schlüsselzeitpunkte als Absurdität entlarvt.
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Tenacious D in: The Pick of Destiny (Liam Lynch, USA 2007)
Der Plot liegt natürlich ganz in der Nähe von SCHOOL OF ROCK, und dass dann auch noch JB da mittendurch turnt, macht das nicht weniger augenfällig. Obendrein noch beinahe im Double Feature gesehen...
Wirklich gefallen tut mir die ganz persönliche Vorstellung, dass TENACIOUS D das ist, was sich vor Jack Blacks Aufwachszenen in SCHOOL OF ROCK in seinen Träumen abspielt. Das ist natürlich nichts, was ich im Film belegen wollen würde, zumal dieser ja auch eigene Traumsequenzen beinhaltet. Trotzdem, so erscheint mir die Verknüpfung der beiden sehr sinnig: Während SoR das kindliche Gemüt Jack Blacks in der Realität verankert und eine Entwicklungsgeschichte darum strickt, bebildert PoD den Regress, der mit dem zelebrierten Über-Fandom untrennbar verknüpft scheint. Ob mir PoD für sich genommen und in größerer Distanz zu SoR ähnlichen Spaß gemacht hätte, weiß ich nicht. Zu oft nervt mich das infantil-regressive Element, das eben nicht in einer fein kontrastierten Entwicklung kulminieren darf, sondern lediglich einem plotimmanenten Pathos - und damit durchaus auch angemessen Rock-Kitsch bebildernd - folgt. Charmant ist vor allem, wie unverkrampft TENACIOUS D sich präsentiert. Das ergibt für mich aber eher ein guilty pleasure.
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Stone Cold (Craig R. Baxley, USA 1991)
Bemerkenswert: Ein Hauptdarsteller, dessen Kopf tatsächlich schmaler (schmäler?) ist als sein Nacken.
Abgesehen von dieser Tatsache und den grandiosen Outfits eben jenes Brian Bosworth ist nur recht wenig hängengeblieben, was wohl auch daran liegt, dass wir den Film ein wenig nebenbei gesehen haben. Super fand ich dabei, wie ernst sich diese überraschend dicke Produktion trotz all des camps noch genommen hat. Solche Filme werden heute nicht mehr gebaut.
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School of Rock (Richard Linklater, USA 2003)
Einer der wenigen Linklater-Filme, die ich noch nicht kannte (angeführt wird die Liste allerdings von SUBURBIA, der bittebittebitte endlich mal irgendwo auf DVD erscheinen möge). Sehr fein - das bringt Oli auf den Punkt - ist der Umgang mit der Musikmythologie. Noch spannender aber finde ich, wie Linklater sein beliebtes Slacker-Motiv hier umdeutet: Wieder sind es zwei Protagonisten, die etwas ratlos an diesem Lebenszeitpunkt (oder auch -raum) irgendwo zwischen Schulabschluss und echtem Erwachsensein stehen, der keineswegs in Jahren festzulegen ist - das findet sich sogar in seinem A SCANNER DARKLY. Anstatt aber wie in seinen anderen Filmen ihre Ziellosigkeit in Dialogen (und Monologen) zu diskutieren, zeichnet Linklater hier vor allem durch die Kontrastierung zwischen - lustiger Zufall - Jack Black und Mike White. Der Eine, der sein Kind-Sein noch umarmt, verantwortungslos in den Tag hineinlebt (und eben vom Rockstardasein träumt), steht hier im Konflikt zum Anderen, der sich vor seiner eigenen Ziellosigkeit in die Beziehung zu einer matronenhaften Sarah Silverman flüchtet. Am Ende des Films steht eine (Wieder-)Annäherung der beiden, durch Regress und Entwicklung gleichzeitig. Und auch die vermeintlich Erwachsenen des Films - die Schuldirektorin und die Eltern der Schulkinder - erleben einen kleinen Regress zur Unbeschwertheit. Gleichzeitig machen die Kinder natürlich den entsprechenden Schritt nach vorne, emanzipieren sich ein Stück weit von den sie umgebenden Authoritäten. Erwachsensein ist für Linklater immer auch ein wenig das bewusste Kind-Sein, die beiden BEFORE SUN...-Filme machen das besonders deutlich. SCHOOL OF ROCK gliedert sich hier nahtlos ein - wobei ihm seine Gefälligkeit und Spaßigkeit keineswegs ein Bein stellt (wie zB beim ähnlich gelagerten SON OF RAMBOW sehr viel eher der Fall).
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Filmtagebuch, wieder ein paar Nachträge
THE MIST
So viel Geschwärme in den letzten Wochen gelesen, musste ich endlich nachholen. Habe mir die Schwarzweiß-Fassung angesehen, und leider - auch wenn das Darabonts Wunschfassung ist - merkt man ihr an, dass der Film in Farbe gedreht ist, einiges funktioniert da einfach nicht, sieht nicht nach sw-Film aus, sondern nach dem Fehlen von Farbe, nichts weiter. Dafür kommt an anderen Stellen sehr schön zur Geltung, wie sehr sich der Film aus der Zeit nimmt, wie er gleichzeitig in den 50ern und heute spielt, sich eben nicht verorten lässt. Das passt natürlich wunderbar zur Versetzung an den Nicht-Ort, den der Nebel bewirkt. Und dass Tommy Jane zu Beginn natürlich ausgerechnet diese tollen Filmplakate malt, muss man auch gern haben.

DER PARTYSCHRECK
Unglaublich. Ich hatte den ja bereits gesehen, aber nicht so toll in Erinnerung. Dass Bakshi von diversen Texten diese Katastrophen-Onkel-Rolle zugeschrieben wird, ist ja eigentlich völlig unberechtigt. Die Katastrophe resultiert viel eher aus dem Culture Clash, der sich da vollzieht, aus der subtilen aber absolut kompromisslosen Höflichkeit seines Protagonisten, die auf die eher nach außen zelebrierte höfische Attitüde der Hollywood-Bonzen trifft. Dazu verortet Edwards seinen Film als Zeitgeist-Produkt der 60er, mit Sellers als Hippie-Idol en passant, und dem ohnehin furiosen Finale. Es wäre hochinteressant, welchen Themen sich Edwards heute widmen würde, würde er den PARTYSCHRECK jetzt drehen. Nicht interessant wäre allerdings, wie der Film aussähe, würde er als heute typische Komödie erscheinen. Komödien dieser Tiefe und Durchdachtheit sind im aktuellen Kino kaum noch existent, beschränken sich höchstens auf wenige satirische Ausflügler. Schade.

DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE
...hier lässt sich direkt wieder applizieren, was ich zuletzt zum PARTYSCHRECK schrieb. Natürlich ist das eine Kalauerparade, keine Frage, aber eingebettet in einen ziemlich komplex ausformulierten Diskurs über familiäre Rollenverteilung und falsche Amerika-/Heimatbilder. Auch so ein Film, der einer sehr genauen Betrachtung standhält, und der den Blick auf aktuelle Komödienproduktionen weiter mit nostalgischem Skeptizismus beschwert.

CLOVERFIELD
Zweitsichtung. Schön, wie der Film, gerade auch in seiner DVD-(Bluray-)Präsentation, bemüht ist, einen Mythos um sein Monster zu stricken. Die Darstellung eines urbanen Katastrophenszenarios finde ich übrigens nach wie vor unglaublich effektiv. Beim Blick aus meinem Fenster auf das Hochhaus gegenüber hallte der Film wiederum nach.

HOT FUZZ
Drittsichtung. Eine dieser Ausnahmen bzgl. der aktuellen Komödienproduktion, allerdings eben durch seine parodistischen Züge nicht ganz vergleichbar. Auf jeden Fall scheint mir das Team um Ed Wright und Simon Pegg die einzigen legitimen Nachfolger von ZAZ zu sein. Neue Erkenntnis bei dieser Sichtung: HOT FUZZ parodiert ja gleichzeitig noch sämtliche homoerotischen Untertöne der zitierten Buddy-Action-Movies. Sergeant Angel, dem in der Großstadt grade eine Beziehung zerbrochen ist, müsste jetzt nach allen dramaturgischen Regeln in der Kleinstadt die neue große Liebe finden, findet stattdessen aber Nick Frost, und kauft ihm Blumen. Toll.
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