Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF 08: Outlander (dieses Mal in München)
Freunde von mir wollten das fröhliche Wikinger-Gekloppe auch sehen, und ich habe mich kurzentschlossen drangehängt.
Es ist jetzt nicht so, dass eine Zweitsichtung (so kurz nach der Erst-) nennenswert neue Erkenntnisse zu Tage fördert. Aber: Die beim ersten Mal noch stark wahrgenommenen Schwächen und Übertreibungen in Pathos und Dramaturgie waren wie weggeblasen, und mir erschien OUTLANDER jetzt wie ein richtig gut getimetes Action-Märchen. Darüberhinaus muss ich dem Film einfach mal verdammt hoch anrechnen, mit welchem Ernst diese sichtlich fette Produktion daherkommt. Man stelle sich den Drehbuch-Pitch bildlich vor: "Ey, ich hab da voll die gute Geschichte: Ein Weltraumsoldat landet auf der Erde, in Norwegen zu Wikinger-Zeiten, und mit ihm ein bösartiges Alien-Monster. Also jagt er es gemeinsam mit einem Wikingerstamm. Um das zu verwirklichen brauche ich 100 Mio. Dollar." Und er hat sie bekommen. Zu recht, wie ich finde.
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FFF 08: The Chaser
Das war er nun, der "knüppelbrutale Ausflug in ein Haus am Ende der Straße", Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Film Fests. Um es kurz zu machen: Ich ärgere mich über den verpassten BROKEN.
CHASER ist einer dieser asiatischen Genrehybriden, deren comic relief-Szenen mich stets eher etwas verunsichern. Dieses subtile Auslachen seiner eigentlich positiv gezeichneten Protagonisten, die aber dann trotzdem noch einen lustigen Sidekick mitbringen, lässt mich immer etwas ratlos zurück.
Immerhin, der Fokus bei CHASER liegt auf etwas Anderem: So nimmt sich der Film buchstäblich alle Zeit der Welt, beim Publikum eine empathische Bindung zu seinem Opfer aufzubauen - der Trick mit dem süßen Töchterlein ist dabei schon etwas billig. Auch die Abscheu vor dem Mörder - wieder, gleichzeitig irgendwie eine abstoßende, eine tragische UND eine lustige Figur - steigert sich von Szene zu Szene. Dass sein absolut arbiträr-zufälliges Handeln ihn - ähnlich wie die gesichtslosen Gegner in STRANGERS - besonders undurchschaubar und bedrohlich charakterisiert, ist wohl einer der effektivsten Drehbuchideen des Films. Alles baut sich auf für eine pathetische Rachegeschichte, samt kathartischer Auflösung - und genau die verweigert THE CHASER seinem Publikum in letzter Konsequenz. Auf diesen Clou steuert der Film 130 Minuten lang zu, und - mit ein wenig Distanz zum Film - sitzt das auch als gelungene Reflexion über die Selbstgerechtigkeit vergleichbarer Plots. Aber dieser "Zweck" wird eben erst in den letzten Filmminuten offenbar, davor gestaltet sich der CHASER als ziellose Aneinanderreihung retardierender Nebenstränge. Und so gewaltig ist der Knalleffekt jetzt auch nicht, dass ich dafür alles verzeihen würde...
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FFF 08: Transsiberian
Es will mir kein Einstieg in den Blogeintrag gelingen, ebenso wie mir der Film selbst weitgehend verschlossen blieb. Ich mag Emily Mortimers unterkühlt-vertraute Ausstrahlung, ich bin ein großer Fan des lakonischen Humors von Ben Kingsley, und Woody Harrelson ist als etwas nerdiges Heimchen ganz großartig. Aber TRANSSIBERIAN ist kein Erzählkino mehr, eher einer dieser Reisefilme, in denen sich vor allem nostalgische Erinnerungen seines Autors finden. Dementsprechend wenig subtil sonnt sich der Film auch in seinem Setting, an Bord der transsibirischen Eisenbahn irgendwo zwischen der Mongolei und Moskau. Das ist nicht einmal etwas, das mir generell widerstrebt, im Gegenteil. Wirklich schlecht steht TRANSSIBERIAN eben auch nur sein Ausflug ins Genre zu Gesicht, der obendrein den Film weit über das nötige Maß in die Länge zieht und ein wenig wie ein Zugeständnis an die Geldgeber wirkt, nicht wie der Film, den Anderson eigentlich drehen wollte. So ergibt sich ein etwas geschmäcklerischer Kontrast aus nostalgischer Verklärung und unreflektierten Ressentiments.
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FFF 08: The Substitute
Der bessere Bornedal, in meinen Augen. SUBSTITUTE gelingt nämlich genau die Genre-Chimäre, um die sich JUST ANOTHER LOVE STORY etwas verkrampft bemüht hat. Dem Film gelingt das, was dem euphemistisch als "Familienkino" betitelten Genre irgendwann weitgehend abhanden gekommen ist: Er ist gleichzeitig ein gutherziger Film über und für Kinder, während er aber auch genuine creepy genug bleibt, um sowohl die erwachsene Begleitung ordentlich zu involvieren, als auch die Kleinen direkt mit einer erwachsenen Ästhetik zu konfrontieren. Außerdem - und das muss man Bornedal noch höher anrechnen - schafft er es, dass sich bei seinem Cast aus ca. 20 zehnjährigen kein einziges altkluges Arschlochkind befindet. In Zeiten von Dakota Fanning ist das schon eine Leistung.
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FFF 08: Acolytes
Stefan sprach es schon an: Acolytes bedient sich auf gewisser Ebene des Motivs, einen Serienmörder für eine positive Tat einzuspannen. Nun, er ist der Fachmann, aber ganz so hab ich das in ACOLYTES nicht gesehen. Immerhin ist der Serienmörder hier kein DEXTER, der die Gesellschaft von ihren schlimmsten Vertretern befreit, sondern soll - im erpressten Dienste dreier Jugendlicher - vor allem deren, meinetwegen gerechtfertigte, Rache befriedigen. Sehr viel spannender fand ich, wie hier - der Titel deutet es schon an - eine Genese eines Serienmörders formuliert wird, sehr subtil und zwischen den Zeilen, und überhaupt erst im (ausnahmsweise mal großartigen) Plottwist manifest. Das Ganze bettet sich auf einen wunderbaren Soundtrack und noch tollere Bilder - übersteuerte Farben und überscharf gefilterte Konturen bilden einen beeindruckenden Kontrast zu den langen statischen Einstellungen, die aus der Diskrepanz zwischen sehr hellen und sehr dunklen Farben ihre meiste Spannung beziehen. Ganz große Empfehlung, das, und auch wenn mich der Film zur Tatzeit - letzter Festivaltag, unausgeschlafener erster Programmplatz - noch nicht vollständig packen konnte, brenne ich doch jetzt schon auf ein Wiedersehen.
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FFF 08: The Rage
Nach etwa der halben Laufzeit habe ich beschlossen, mich gemütlich zurückzulegen und ein wenig zu schlafen. An der zufriedenstellenden Ausführung dieses Vorhabens hinderte mich zwar die penetrante Lautstärke ein wenig, aber so habe ich immerhin nicht verpasst, wie Andrew Divoff noch ein wenig rumgesponnen hat. Der Grund war übrigens nicht einmal, dass mich RAGE so sehr genervt oder gelangweilt hat, sondern dass ich eben ziemlich schnell das sichere Gefühl hatte, den Film jetzt eigentlich auch schon zu kennen, dass jetzt nur noch Variationen des bereits gezeigten folgen würden. Ob ich damit Recht habe, weiß ich natürlich nicht. Mein Eindruck jedenfalls ist folgender: RAGE will vor allem zeigen, und zwar matschige Spezialeffekte. Im Ergebnis ist das hanebüchen, und auf eine eigentlich zu ernsthaft-liebevolle Art auch trashig. Erinnert hat mich das an die (ernsteren) Filme von Troma. Humor ist in RAGE nicht im Film selbst angelegt, sondern einzig in der Rezeption verhaftet, und das macht ihn auch in gewisser Weise recht charmant. Im Gegensatz zu den kalkulierten Trash-Kult-Mistviechern, die das FFF so gerne programmiert, erlaubt RAGE ausschließlich ein Lachen über, nie aber mit dem Film.

Das alles steht übrigens im krassen Gegensatz zum dreckigen Vorfilm IT CAME FROM THE WEST, der natürlich all das falsch macht, was ich gerade an RAGE positiv kommentiert habe. Ekelhaft.
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FFF 08: Awake
Auch einer dieser Gimmick-Filme, in denen ein Einfall oder eine inspirierende Zeitungsmeldung zum Vorwand genommen wird, einen 08/15-Plot drumherum zu stricken und einen Langfilm daraus zu machen. Das Phänomen der "anesthesia awareness", das hier so vollmundig als Dreh- und Angelpunkt des Films angekündigt wird, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. AWAKE krankt vor allem daran, dass der Film sich eigentlich jeder Möglichkeit zum Suspense im Vorfeld beraubt. Genauer: Geht man von einer hitchcock'schen Definition des Begriffes aus, so bietet AWAKE sogar eine ziemliche Perversion dessen. Wir sehen den Protagonisten in einer Situation, die er als spannend empfindet, während das Publikum längst weiß, wie sich das jetzt weiterentwickeln wird. Das ist ein bißchen so, wie einen Film zum zweiten Mal anzuschauen und dabei festzustellen, dass er außer seinen Plot-Überraschungen nichts zu bieten hat. Skurril ist diese Seherfahrung durchaus.
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FFF 08: Just Another Love Story
Das ist mir zu berechnend: Anfang und Schluss dieses Films bietet alles, um die phrasenstrotzenden Filmkritiken zu füllen. Schöne Bilder, unkonventionelle Dramaturgie (Zwischentitel etc), Selbst- und Genrereflexion, Erzählerstimme, usw. Und irgendwie vergisst Bornedal all das ab 15 Minuten in den Film hinein. Im Ergebnis ist das dieser etwas krude Arthaus-Hybrid, der auf Filmfestivals eben hoch und runter läuft. Nicht, dass JALS nicht funktionabel und spannend wäre, aber er ist doch zumindest sehr unentschlossen, was er eigentlich erzählen will. Zu viele Details werden erst mühsam aufgebaut, um dann keinerlei ersichtliche Relevanz zum Plot zu entwickeln. Langweilig oder ärgerlich ist das keineswegs, ein wenig vor den Kopf gestoßen fühle ich mich aber dennoch.
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FFF 08: L Change the World
Ich kenne beide Vorgänger (DEATH NOTE) nicht, und es ist ja keineswegs so, dass ich auf jene jetzt nicht ein wenig Lust bekommen hätte. Wirklich gefallen hat mir L trotzdem nicht. Neben den unleugbaren Längen und der ästhetischen Biederkeit sonnt sich der Film vor allem in der Schrulligkeit seines Protagonisten, ohne dass das jetzt genug Mehrwert für einen ganzen Film wäre. Immerhin, die Idee, einen Internet-Nerd, der bereits ordentliche Haltungsschäden aufweist und sich ausschließlich von Süßigkeiten ernährt, zum Quasi-Superhelden zu stilisieren, ist schon sehr reizvoll.
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FFF 08: Crossfire
Vorweg: LES INSOUMIS, wie der Originaltitel lautet, ist so ein Paradebeispiel dafür, warum ich gegenüber französischen Krimis/Gangster-/Polizeifilmen so positiv voreingenommen bin. Höchst französisch ist es, ein urban-dystopisches Bedrohungsszenario (durch überbordende Kriminalität) eben aus der eigentlichen Umgebung entfernt und stattdessen in einen diffusen Vorort verlegt. CROSSFIRE spielt irgendwo in der Nähe von Marseille, in einer Stadt, die nicht wie eine aussieht: Sie scheint nur aus Industrie und Barracken zu bestehen, aus Baugruben und Containern. Die Polizei am Ort ist nicht einmal mehr korrupt, selbst dafür fehlt bereits der Elan, denn die örtliche Polizeistation - eine absurde Konstruktion aus Wellblech, Frachtcontainern und vermodertem Stein - soll in drei Monaten ebenfalls geschlossen werden um einem weiteren Industriegebäude zu weichen. CROSSFIRE zeichnet eine aufs wesentlichste radikalisierte Urbanität, die bezeichnenderweise auch noch den Schauplatz an die französische Mittelmeerküste verlegt und mit ihrem Nihilismus den zB in CA$H zelebrierten Topos von der ewig sonnigen Region widerlegt. Dass CROSSFIRE in einer viertelstündigen Hommage an Carpenters ASSAULT ON PRECINCT 13 mündet, ist nur logische Konsequenz.
Wenn heute nicht mehr viel passiert, dann taucht CROSSFIRE auf jeden Fall in meinen Top-3 des Festivals auf.
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