Das Schwein, das Caruso so liebt.
Programming Notes - Tag 4
Samstag, 23. August:

SIEBEN TAGE SONNTAG
vs.
THE CITY OF THE DEAD
Leichte Entscheidung: Deutsches Problemkino (wenn auch vielleicht toll und so) oder Horror-Klassiker von 1960 im Kino. Richtig.
Tendenz: THE CITY OF THE DEAD

EVANGELION: 1.0 YOU ARE [NOT] ALONE
vs.
TASTE THE BLOOD OF DRACULA
Minimal schwerere Entscheidung: Anime und dritter Aufguss eines Franchises, das ich bisher nur vom Hörensagen kannte, oder Horror-Klassiker von 1970 im Kino. Während ich ersterem bei schwächerer Konkurrenz in diesem Fall durchaus eine Chance einräumen würde, dennoch.
Tendenz: TASTE THE BLOOD OF DRACULA

LIKE A DRAGON
vs.
SHIVER
Ich mag Miike nicht, konnte höchstens für AUDITION bisher Anerkennung aufbringen (habe aber auch nicht viel gesehen). Jedenfalls bin ich fest überzeugt, dass der Mann für mich am allerschlimmsten ist, wenn er lustig sein will. Der Heft-Autor zu SHIVER hat dagegen ganz bravourös vermieden, auf die Fast-Gleichnamigkeit zu Cronenbergs Film zu verweisen und damit schon beinahe revolutionär das übliche und an den Haaren herbeigezogene Namedropping umschifft. Das verdient Anerkennung durch Sichtung. Obendrein klingt der Film interessant.
Tendenz: SHIVER

THE STRANGERS
vs.
MUM & DAD
"Abgründig leiser Horror, eine stets unterschwellige Bedrohung" - das klingt mal wieder nach schöngeredeter Langeweile (wobei ich die Existenz von "leisem Horror" und "unterschwelligen Bedrohungen" keineswegs in Frage stellen will, nur werden sie meistens nicht im Katalogtext erwähnt). Das spricht natürlich nicht für die STRANGERS. Ebensowenig positiv fällt meine Exegese der Phrase "Anzeichen einer unheimlichen Invasion von lange unsichtbaren Gegenern" aus. Gerade dieses "lange" lässt 70 Minuten Faderei vermuten, bevor dann plötzlich Tamtam-Spezialeffekte wie das sprichwörtliche Hutkaninchen hervorgezaubert werden.
Auf der anderen Seite klingt MUM & DAD nach besinnungslosem Torture Porn.
Tendenz: THE STRANGERS.

JCVD
vs.
HUSH
Mei, wieder schwierig. Ersteren will ich - auch wenn alles danach schreit, dass ich hier ob seiner Kultigkeit angewidert kotzend des Saal verlassen werde - irgendwann schon mal sehen, könnte ich bei der Gelegenheit auch gleich hinter mich bringen. HUSH dagegen klingt nach einem cleveren und spannenden Genrebeitrag, allerdings mal wieder so dummdämlich beworben: "Also ehrlich, die Briten geben Saures." Ja, nee, ich weiß nicht.
Tendenz: Unentschlossen.

THREE KINGDOMS: RESURRECTION OF THE DRAGON
vs.
LADY BLOOD
Ersterer ist (bisher) das einzige programmierte Swordsplay-Epos, das mich schon ein bißchen anmacht. Sammo Hung und Andy Lau, nebendran Maggie Q. LADY BLOOD dagegen "fährt die Blutkanone auf und entfesselt ein Gore-Gewitter", klingt sonst aber eigentlich sehenswert.
Tendenz: Unentschlossen.
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Programming Notes - Tag 3
Freitag, 22. August:

THE INVESTIGATOR
vs.
SENSELESS
Katalogindizien gegen den INVESTIGATOR: 1. er ist für eine Mittagsvorstellung programmiert. 2. "trügerisch leiser Thriller" ist oft ein Euphemismus für "furzlangweilig". 3. Es ist die Rede von "wichtigen ungarischen Filmpreisen", aber 4. der beste Text, der sich offenbar in einem ungarischen Medium über den Film finden ließ, ist ein schnöder Plot-Anreißer.
Das kann natürlich alles auch trügen, will ich gar nicht ausschließen. Dem gegenüber klingt SENSELESS natürlich wie etwas, das ich als PoWi-Student unbedingt ansehen muss. Kann aber auch pretentious bullshit werden, wie immer. Ich verbleibe zwar skeptisch, aber mit der eindeutigen
Tendenz: SENSELESS.

HOW TO GET RID OF THE OTHERS
vs.
100 FEET
Ersterer weist mal wieder einen ätzenden Katalogtext auf, der vor blödem und wahrscheinlich vollkommen unangebrachtem Namedropping nur so strotzt, und außerdem bei mir natürlich wieder mal jede Aversion gegen "kultige Filme" anspricht. Auf der anderen Seite klingt der Plot spannend und interessant. 100 FEET dagegen nach zwar konventioneller aber auch durchaus cleverer Genreware - wenn sich denn die vollmundigen Katalogversprechen bewahrheiten sollten. Sonst ist das wohl nur ein recht fades "Buh!", 105 Minuten lang.
Tendenz: Unentschlossen.

JACK BROOKS: MONSTER SLAYER
vs.
AN EMPRESS AND THE WARRIORS
Hier ist er, der erste der asiatischen Swordplay-Schinken, von denen das diesjährige Programm gefühlte 300 Filme aufweist. Ist ja nicht mal so, dass ich dem Genre generell abweisend gegenüber stehen würde, aber so ein bißchen "kennt man einen, kennt man alle" trifft ja nun schon doch zu. Ganz viele davon sind einfach nur ausladend zu lang oder letztlich doch irgendwie peinlich in ihrer elegischen Selbstbeweihräucherung, dass ich ein wenig Angst vor dieser plötzlichen Überprogrammierung habe. Dazu kommt im konkreten Fall die durchgehend negativen Stimmen zum Film, die ich aufgeschnappt habe. Warum ich mich überhaupt so lange mit der EMPRESS aufhalte? Weil JACK BROOKS viel schlimmer klingt. 1. Robert Englund spielt mit, und dessen dummdreiste Geekwix-Cameos waren eigentlich immer ein Garant für ganz böse Datteln. 2. Namedropping: Ich bin mir sehr sicher, dass ich hier nichts von RE-ANIMATOR oder EVIL DEAD entdecken werde, aber irgendwie musste das noch in den Katalogtext gepresst werden, ebenso wie Bruce Campbell. 3. Das FFF-Publikum, das sich im Kino bestimmt bepissen wird, bei jeder peinlichen Albernheit.
Immerhin, vielleicht gönne ich mir das Ding zwischendurch und in entsprechender Gesellschaft. Jedoch lautet die
Tendenz: Auslassen.

MARTYRS
vs.
NOTHING TO LOSE
An MARTYRS schreckt mich ja nur ein wenig ab, wie versessen der Katalogautor darauf ist, das Unangenehme des Films zu betonen. Blende ich das aber mal aus, so reizen mich sowohl die ziemlich toll arrangierten Screenshots als auch das Setting im Frankreich der 70er. Fest entschlossen bin ich nur deswegen nicht, weil ich NOTHING TO LOSE eigentlich schon in München sehen wollte, das dann aber nicht mehr geschafft habe. Wenn ich es mir recht überlege, glaube ich aber, dass das so bleiben wird.
Tendenz: MARTYRS.

MY NAME IS BRUCE
vs.
XII
Auf ersteren trifft im Kern all das zu, was ich über JACK BROOKS schon gesagt habe. Gut, Englund spielt hier hoffentlich nicht mit, dafür versucht sich aber Campbell als Regisseur, und bei aller Liebe zu seiner EVIL DEAD-Darbietung ist das dennoch nichts, was mich jetzt sonderlich optimistisch stimmen würde. Dagegen: "XII ist eine Wonne für Fans des klassischen Slashers." - heißt (normalerweise) im Klartext, dass wir es hier mit Videotheken-Einheitsware mit höchstens ein bis zwei semikreativen Morden und ansonsten gähnend langweilig abgespultem 10-kleine-Negerlein-Spielchen zu tun haben.
Tendenz: MY NAME IS BRUCE.
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Programming Notes - Tag 2
Donnerstag, 21. August:

THE PROTOCOL
vs.
THE ART OF NEGATIVE THINKING
Hah, der erste richtige Zwiespalt negativer Art. PROTOCOL habe ich bereits beim Münchner Filmfest gesehen und als blödsten Film des Festivals wahrnehmen müssen. Geradezu peinlich, wobei ich doch sonst ein so unerschütterlicher Apologet französischer Krimis bin. Und die ART OF NEGATIVE THINKING klingt mal wieder nach "coolen und abgedrehten Gestalten", obendrein aus Skandinavien. Wegen mir darfs ruhig auch erst zur zweiten Vorstellung losgehen.
Tendenz: Auslassen

RESTRAINT
vs.
BLIND
Letzterer klingt ja eigentlich nach einem interessanten Film, nach etwas, was ich durchaus anschauen wollen würde. Ob ich aber beim FFF - noch dazu gleich zu Beginn - Lust auf sowas habe, ich weiß nicht. Auch, weil ich den FFF-Programmgestaltern in Bezug auf eher betuliches Arthaus-Kino nicht unbedingt das glücklichste Händchen zutraue (beim Münchner Filmfest ließe sich dagegen viel danach beurteilen, welcher der Programmer den Film eingeladen hat). Bei RESTRAINT schreckt mich eigentlich nur mal wieder der krude Katalogtext ab, der eine subtile und intellektuelle Offenbarung verspricht - die man in der Regel immer nur bei jenen Filmen gefunden hat, die im Programmheft noch ganz anders beworben waren.
Tendenz: Unentschlossen.

OUTLANDER
vs.
DONKEY PUNCH
Schwierig. Auf der einen Seite (OUTLANDER) hats Wikinger, Aliens und Jim Caviezel (der seit THIN RED LINE und ANGEL EYES bei mir einfach ungebrochen einen dicken Stein im Brett hat, Jesus hin oder her). Auf der anderen Seite gibts mit DONKEY PUNCH einen Film, dessen Prämisse interessant klingt. Nicht mehr als "klingt", allerdings, denn das könnte auch zu einem dieser nervig dämlichen Filme ausarten, die nix außer ihrer vermeintlichen Härte und Kompromisslosigkeit zu bieten haben - der Katalogtext lässt das erahnen(aber das heißt nichts), die Platzierung auf dem FFF es wenigstens nicht ausschließen. Auch OUTLANDER läuft natürlich Gefahr, himmelschreiender Unsinn zu sein, aber wenigstens halte ich die Chance für größer, dass ich mich nach dem Film nicht über meine Entscheidung ärgere.
Tendenz: OUTLANDER

THE MIDNIGHT MEAT TRAIN
vs.
THE OXFORD MURDERS
Letzteren kenn ich schon aus München, war nett, aber brauche ich kein zweites Mal. MMT dagegen hatte ich schon abgeschrieben, bis mich Stefan darauf hinwies, dass es sich um eine Clive Barker-Verfilmung (von dem ich aber natürlich nie etwas gelesen habe) handelt. Dennoch, die Cons: Ryuhei Kitamura, der weder ernst noch pathetisch kann, führt Regie. Außerdem folgendes Zitat aus dem Programmheft: "...dank reichlich Schlachtplattenerfahrung aus VERSUS & Co ackert sich Ryuhei Kitamura mühelos durch Barkers feuchtfröhliche Häckselvorgaben." Nein, also so lockt man mich wirklich nicht ins Kino.
Tendenz: Auslassen.

MOTHER OF TEARS
vs.
AFRO SAMURAI
Ohje, dieser erste FFF-Tag steht wirklich unter keinem guten Stern. Ich hatte doch so fest beschlossen, Argentos Neuesten zu boykottieren. Auf der anderen Seite klingt der AFRO SAMURAI mit Klischee-Coolsau Jacksons Stimme auch nach genau der Art Film, die ich jedes Jahr beim FFF mit Freuden ebenfalls boykottiere. Gegen den Boykott in beiden Fällen spricht: Irgendwann werd ich mir den Argento eh mal anschauen, kanns also ruhig gleich hinter mich bringen. Und auch hinter AFRO SAMURAI könnte sich ein feines Filmchen verbergen, sollte der Katalogtext mal wieder lauter als der Film selbst schreien.
Tendenz: Unentschlossen.
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Programming Notes - Tag 1
So, ich will mal meine Programmplanung für das diesjährige FFF in Köln (ab 20.8.) etwas kommentieren, werde daher Tag für Tag die zur Auswahl stehenden Filme durchsprechen, samt meiner aus den Katalogtexten gewonnenen Erwartung. Der Eröffnungsmittwoch macht natürlich den Anfang, auch wenn es hier noch nicht wirklich eine Auswahl zu treffen gilt:

EDEN LAKE - Gleich das erste Beispiel für großartig nichtssagende Katalogtexte, angereichert mit geradezu zwanghaftem Namedropping. Diese anbiedernde Art macht mir die Filme ja in aller Regel eher madig, aber da EDEN LAKE eh außer Konkurrenz läuft...

SASORI - Die alten SASORI-Filme hab ich noch nicht gesehen, mir aber schon lange vorgenommen, diesen Missstand zu beheben. Der neue klingt so, als würde er deren Konzept "zeitgemäß" verwursten - also höher, schneller, lauter. Ob die Vorgänger jetzt jemals filmisch gefühlvoll vorgingen, weiß ich nicht, nehme es aber an. Dieser hier liest sich nicht so. Ich werde bestimmt nicht auf der Sichtung bestehen.
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Filmtagebuch, endlich mal wieder...
...wenigstens für Kurzeinträge will ich dieses Blog wieder verstärkt nutzen. Also gleich mal ein Schwung solcher Mini-Textchen, der sich über die letzten Wochen und Monate angesammelt hat:

FLUCHT AUS ALCATRAZ - Ganz toller, politischer Film, der seine Gefängnisinsel als faschistoiden Staat darstellt, in dem es Unterdrücker, Unterdrückte und nur einen wirklichen Außenseiter, beinahe Beobachter, gibt. Steht damit sehr subtil in der Tradition klassischer utopischer Reiseromane: Das unbekannte und -genannte Draußen schickt einen Forscher (Eastwood) aus - seine Ankunft wirkt so gar nicht wie die Ankunft eines Gefangenen - diese verwirklichte Utopie absoluter Ordnung und Disziplin, die ihre Inklusivität perfektioniert hat, zu erkunden. Und ebenso unbehelligt zieht er - am Willen der Wächter vorbei - wieder von dannen, nimmt ein paar mit, die sowieso nicht in die Utopie gepasst haben.

REIGN OF FIRE - Großartige Prämisse, und auch ganz viele tolle Einfälle, diese umzusetzen. Sehr fein sind die Sequenzen mit den Kindern der Burg, und natürlich die unzähligen Analogien zu Rittergeschichten und ihren Topoi. Im Grunde ist das ein Fantasyfilm in uraltem Gewand, bloß statt der großen Conan-Schwerter werden halt moderne Waffen geschwungen - und eine recht mächtige Axt. Ich kann nur einfach nicht den Finger darauf legen, warum der Film trotz vieler aufzählbarer Qualitäten einfach nicht wirklich funktioniert, nicht so fein ist, wie sich das alles in der Theorie liest.

LAYER CAKE - Hatte den irgendwie als typischen Tarantino-Klon abgespeichert, aber dank Daniel Craig Lust auf eine Zweitsichtung bekommen. Die hat sich gelohnt. Das Ding ist ein fast bierernstes hochgradig britisches Gangster-Ding, und schießt in einer tollen Schussgester sogar ganz wörtlich der Postmoderne und ihren coolen Tarantino-Gangstern in den Rücken.

SLEUTH - Hochinteressant, wie der film mit seiner eigenen Inszeniertheit umgeht, ebenso wie der Raumbegriff darin verhandelt wird. Und nett, dass Branagh sich dabei ästhetisch an Greenaway zu orientieren scheint.

GOOD LUCK CHUCK - Zum Kotzen.

THE INCREDIBLE HULK - Großartig. Zuletzt in JOHN RAMBO so eine Dynamik und Kinetik auf der Leinwand erlebt, begonnen bei der furiosen Exposition, bis zum krachenden Finale. Dabei auch noch ein spürbar kluges Drehbuch, das den Hulk zur tragischen Gestalt irgendwo zwischen Mr. Hyde und King Kong zeichnet. Nebenbei dann die üblichen Diskurse verhandelt, zwischen Geist und Körper, Wissenschaft und Militär, dabei ähnlich technizistisch wie der ebenfalls feine IRON MAN. Nervig nur die Zugeständnisse an die Comic-Geeks. Auch hier wieder: so hätte TRANSFORMERS aussehen können.

KOMM, SÜßER TOD - Clever, ästhetisch interessant, und kein bemühtes Anspruchskino. Wenn man es in Deutschland auch nur endlich schaffen würde, so unverkrampft tolle Filme zu drehen...

MAD MAX - Spannend, wie hier die Fahrzeuge fast komplett den Platz der Schusswaffen eingenommen haben. Bezeichnend: Am Frühstückstisch steht neben Maxens Teller ein Spielzeugauto, während der kleine Sohnemann im Wohnzimmer mit Papas Dienstwaffe spielt. Ich kann allerdings verstehen, wenn die Holprigkeit der Erzählung vielen Leuten den Zugang zu dem Film verwehrt. Über die ganzen homoerotischen Untertöne auf beiden Seiten ließen sich übrigens auch lange Texte schreiben.

JAMES BOND: MOONRAKER - Es ist geradezu dreist, was für eine völlig zusammenhang- und belanglose Abfolge schöner Frauen und mittelprächtiger Verfolgungsjagden man hier als Plot-Ersatz serviert bekommt. Die Albernheit an vielen Stellen sowie die zahlreichen kleinen Referenzen (STAR WARS, GALACTICA und FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR) machen schon Spaß, aber diese süffisante Selbstverliebtheit des Moore-Bonds ist schon ziemlich anstrengend.

JAMES BOND: THE SPY WHO LOVED ME - Sehr komisch, wenn man die AUSTIN POWERS-Filme im Hinterkopf hat. Angesichts dieser fast zwangsneurotischen Sprücheklopferei wirkt die Satire beinahe überflüssig, das ist ohnehin kaum noch zu überzeichnen. Davon abgesehen: Einer der interessanteren Bonds, auch wie hier die russisch-britische Zusammenarbeit beschworen wird in einer Zeit, in der sich der OW-Konflikt mal kurz etwas entspannte... Vieles ist auch hier beliebig, aber im Vergleich zum folgenden Totalausfall MOONRAKER wirkt das sehr rund.

ESCAPE FROM L.A. - Mir völlig unverständlich, dass der Film so unbeliebt ist. Liegt das wirklich nur an der Handvoll billiger Spezialeffekte? Selten eine in jeder Hinsicht so konsequent durchdachte Fortsetzung gesehen, schon in seiner grundsätzlichen Prämisse: Im Vorgänger wurde noch New York zur lost zone deklariert, weil ein Wiederaufbau gegen die ganze Kriminalität unrentabel erschien. Jetzt ist es L.A. - weil der Wiederaufbau nach dem Erdbeben unrentabel erschien. Ganz heimlich, still und leise jubelt uns Carpenter da die gesamte Zwischengeschichte seit dem ersten Film unter, lässt den umgebenden Faschismus sich auch materialistisch verwirklichen, und legt einer "Gefangenen" in LA die Worte in den Mund, dass das wahre Gefängnis doch außerhalb der Mauern liege... Großartig auch Plisskens finales Wortspiel, unübersetzbar: "Welcome to the human race", der Aufruf zu einem neuen race der Zivilisationen, diesmal mit gleichen Ausgangsbedingungen. Mittendrin Plissken, anachronistisch in beide Richtungen, Relikt der Vergangenheit wie auch Zukunftsbringer. Dass sein Rettungsteam-Vorgänger gekreuzigt aufgefunden wird, ist da nur am Rande lustig... ESCAPE FROM L.A. steckt so voller Ideen, Carpenter hätte wahrscheinlich auch drei Filme draus machen können!

SAW - Der ist dieses Mal dann komplett als Belanglosigkeit an mir vorbeigerieselt. Selbst die vermeintlich drastisch-schmutzige Ästhetik erschien mir im Vergleich zum ungleich besseren WAZ nur noch banal.

THE DARK KNIGHT - Ich muss mich der latenten Unentschlossenheit mancher Besucher anschließen. Was Nolan da abgeliefert hat, ist ein Fest (zum Beispiel) für Politik-Theoretiker, ist ästhetisch höchst spannend, klug, aktuell, und all das. Allerdings blieb mir das Eintauchen in den Film verwehrt, es wollte sich mir kein emotionaler Zugang eröffnen. Ich habe den Verdacht und die Hoffnung, dass die mittelprächtige deutsche Synchro die Schuld daran trägt, bin mir aber nicht so sicher.

TRUE CRIME - Ein weiterer dieser Eastwood-Filme, in der er seine klassische Heldenpersona dekonstruiert. Schön finde ich ja, dass er sich in TC mal endlich komplett und ausschließlich auf den Machismo seiner alten Charaktere stürzen konnte, ohne noch nebenbei deren faschistoide Züge ironisch brechen zu müssen. Dieser Diskurs ist daher natürlich auch sehr viel deutlicher ausformuliert, und so subtil hat sich Eastwood in keinem anderen Film mit seinem eigenen Alter auseinander gesetzt. Schade ist eigentlich nur der etwas plumpe Plot ringsherum, an dem sich die elterlichen Konflikte seines Protagonisten zwar spiegeln und brechen können, aber dennoch den Diskurs ziemlich in den Hintergrund drückt.

THE DEFENDER - Sehr bemerkenswert, wie Lundgren hier aus offensichtlich minimalem Budget einen klugen Anti-Actionfilm dreht, der zwar ständig auf ASSAULT ON PRECINCT 13 rekurriert, dessen Plot aber um eine ziemlich dekonstruierende Sicht auf seinen Helden erweitert. Lundgrens Charakter erfüllt zuerst jedes Klischee, Kriegsveteran, harter Hund, usw., aber kann seine Qualitäten im Film nie entfalten, sondern entlarvt diesen Typus als letztlich bloß denjenigen, der das Glück hat, eben nicht wie alle anderen irgendwann mal hinterrücks abgeknallt zu werden.

JUNO - In der Zweitsichtung noch offensichtlicher: Wie sich JUNO eigentlich gar nicht um die adoleszente Schwangerschaft dreht, sondern vielmehr um das ganz vorsichtige Tasten in das Erwachsen-Sein, das lediglich in dem Baby eine physische Manifestation findet.

LOLITA - Habe mich ja sehr lange (Jahre!) vor diesem Kubrick gedrückt, immer instinktiv ein eher dröges Moralstück erwartet. Stattdessen fand ich eine richtig vergnügte Komödie, die zumindest mir als ziemlich böser Kommentar auf zeitgenössische und großproduzierte Screwball-Comedies erschien.

WILD HOGS - Genau dann witzig, wenn die vier mittelalten Herren versuchen, mit popkulturellen Zitaten und Beispielen beim jeweiligen Gegenüber Pathos zu erzeugen und dabei einfach immer gegen die Wand fahren. Diese (wenigen) Szenen demontieren sehr nett die "er will's auf seine alten Tage nochmal wissen"-Romantik - in der sich der Film ansonsten aber ziemlich unverhohlen suhlt.

THE ROAD WARRIOR (MAD MAX 2) - Über die verschiedenen Gender-Diskurse in diesem Film ließen sich viele Essays schreiben. Dabei ist es gar nicht der Protagonist, der hier noch als maskuliner Stereotyp herhalten darf. Vielmehr nimmt sich Miller verschiedenste Gender-Klischees (männlich wie weiblich) vor und generiert um jedes einen eigenen Charakter. Max selbst ist inmitten dieser Gestalten dagegen geradezu blass und geschlechtslos.
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Linkdump, en masse...
So, mal einige Hinweise auf film- und kulturbezogene Ergüsse meinerseits, irgendwo im Web:

-F-LM-Podcast über HANCOCK
-Staatsgewalt und Voyeurismus (Filmkritik zu UNTER KONTROLLE)
-Amerikanische Eroberer und ein "surviving girl" (Filmkritik zu RUINS)
-300 Spartaner im Jesus Camp (Filmkritik zu DIE CHRONIKEN VON NARNIA: PRINZ KASPIAN)
-Fotos lügen nicht (Filmkritik zu SHUTTER)
-Abstumpfung durch Gelée Royale (Rezension zu HAZE, Playstation 3)
-Gangbanger in Spießerbuden (Filmkritik STREET KINGS)
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tp-Clipping #9
Aus den Augen, aus dem Sinn (Langtext)
Die erste Regel der Evolution (Übermensch-Blog)
Lebensrettende Zierfische (Übermensch-Blog)
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Filmtagebuch, gesammeltes
Ich habs schon wieder schleifenlassen, alles. Daher nur Vollständigkeitseinträge, damit ich guten Gewissens weitergucken kann... ;)

Die Rechnung ging nicht auf
(THE KILLING, Stanley Kubrick, USA 1956)
Zweiter Teil der Kubrick-Retro. Sehr fein, wie zeitlos Kubrick diesen Heist-Movie aufbaut, ganz viel davon funktioniert heute immer noch ohne Einschränkungen.

John Rambo
(RAMBO, Sylvester Stallone, USA / Deutschland 2008)
Toll. Wächst mit der Distanz und jeder weiteren Diskussion zum Film, die ich irgendwo verfolge. Ich wage die Behauptung: Stallones Bester!

Wege zum Ruhm
(PATHS OF GLORY, Stanley Kubrick, USA 1957)
Von den Kubricks, die ich bisher kenne, unter den beeindruckendsten. Die Kamerafahrt, parallel zum Angriff auf den Ant Hill, ist gewaltig.

21
(21, Robert Luketic, USA 2008)
Pressevorführung. Hoffnungslos überfrachtet mit Subtext-Anrissen, von denen kein einziger sorgfältig ausformuliert wird. Da ist wirklich jeder Konflikt-Stereotyp enthalten: eine Liebesgeschichte; Sohn <-> Ersatzvater; Sohn auf Abwegen <-> liebende Mutter; arm <-> reich; Intellekt <-> Physis; Technik <-> Mensch; alt <-> neu... kurzweilig, meinetwegen, aber sehr hohl.

10.000 BC
(10.000 BC, Roland Emmerich, USA / Neuseeland 2008)
Der krasse Gegensatz zu 21. Bei allem trashigen Charme - den will ich dem Film gar nicht absprechen - sehr sorgsam austariert zwischen Plot und Story, bedachtsam ausformuliert. Meiner Ansicht nach auch tatsächlich sehr bewusst auf die Einfachheit der Geschichte hinkonstruiert - und ich warte immer noch auf negative Stimmen, die dem Film etwas vorwerfen können, was nicht als Emmerichs bewusste und typische Handschrift verstanden werden kann.

No Country For Old Men
(NO COUNTRY FOR OLD MEN, Joel & Ethan Coen, USA 2007)
Sperrig. Ein Problem, das ich mit den ernsteren Coens (BLOOD SIMPLE, BARTON FINK, seltsamerweise nicht den von mir als sehr warm empfundenen MILLER'S CROSSING) ohnehin habe - oder zumindest hatte, als ich sie zuletzt sah. Während die rein handwerkliche Brillianz offensichtlich ist, finde ich keinen wirklichen Zugang zum Humor oder der Emotionalität der Geschichte.

8 Blickwinkel
(VANTAGE POINT, Pete Travis, USA 2008)
Im Grunde peinlich. Spannend, actionreich, doof. Eine knappe Million toller (wenn auch nicht sehr neuer) Ideen, deren konsequente Fortführung den Film zu einem ähnlich cleveren Konstrukt um die Medialität von Katastrophen hätte machen können wie CLOVERFIELD. Stattdessen gibts zum Schluss 20 Minuten Ballerei und Autofahren. Außerdem Betrug am vermeintlichen Konzept, wenn sich die Blickwinkel vor allem darin unterscheiden, dass man im jeweils nächsten einfach 10 Minuten länger als vorher dem Geschehen folgen darf. Hat mich sehr an 24 erinnert, auch in Hinblick auf meine Kritik daran.
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tp-Clipping #8
Es ist alles nur ein Spiel (Interview über Alternate Reality Games)
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tp-Clipping #7
Böse Vitamine aus der Dose (Übermensch-Blog)
Schlaue Partylöwen und dumme Einsiedlerkrebse (Übermensch-Blog)
Gentherapie gegen AIDS (Übermensch-Blog)
Staub und Stürme (Klima-Blog)
Kohle zu Gas (Klima-Blog)
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tp-Clipping #6
Genmanipulation gegen Bodenerosion (Klima-Blog)
Der Affe stammt vom Menschen ab (Übermensch-Blog)
Ein Herz für Stammzellen (Übermensch-Blog)
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