Das Schwein, das Caruso so liebt.
Semi-Pro (Kent Alterman, USA 2008)
Seltsam, wie man hier zwei Filme zu Gesicht bekommt. Da ist zum einen das beinahe tragikomische Grimassenschneiden eines Will Ferrell, während gegenüber - unter der Hauptrolle von Woody Harrelson - ein waschechter Underdog-Sportfilm steht. Der surreale Kontrast dieser beiden Elemente ist es wohl auch, der mir im Gedächtnis bleiben wird. Während nämlich der Plot um die Basketball-Außenseiter immer überraschend Pathos-frei bleibt, scheint sich die ganze Emotionalität in Ferrells Charakter zu externalisieren. Ebenso, wie er für das Team die verschiedensten Funktionen (Manager, Trainer, Spieler, Stadionsprecher, ...) erfüllt, ist sein Charakter auch strukturell gleichzeitig Herz UND comic relief des Films. Wenn er die Affären seiner üppig bestückte Frau mal wieder nur großmütig belächelt und nicht so recht wahrhaben will, dann ist das nicht nur skurrile Naivität, die auf einen schnellen Lacher abzielt, sondern auch die aufopferungsvolle Tragik einer Gestalt, die sich für die Verwirklichung ihres Traumes jeglicher Privatheit entledigt hat. Sein Ringkampf gegen den Bären zum Ende des Films manifestiert diesen inneren Konflikt dann erst physisch.
Will Ferrells Figur ist aber nicht das Einzige, was SEMI-PRO seltsam unentschlossen (auf angenehme Art) wirken lässt. So verortet sich der Plot ja in den 70ern, latent in Ausstattung, Kostümen und Frisuren ersichtlich, vor allem aber historisch durch die Liga-Verschmelzung belegt. Gleichzeitig aber spielt der Film fast ausschließlich on neutral ground, in zeitlosen Innenräumen, verzichtet auf allzu deutliche Anachronismen. Die weniger deutlichen - Ferrells Afro, Harrelsons Matte - sind somit eher Skurrilitäten und Marotten der Charaktere. SEMI-PRO umschifft damit gleichzeitig die Gefahr, den Zeitgeist zum Gag-Stichwort zu degradieren. Das Ergebnis ist ein aus der Zeit gefallenes period piece von einem Film, und eine höchst ungewöhnliche Komödie.
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