Das Schwein, das Caruso so liebt.
Stone Cold (Craig R. Baxley, USA 1991)
Bemerkenswert: Ein Hauptdarsteller, dessen Kopf tatsächlich schmaler (schmäler?) ist als sein Nacken.
Abgesehen von dieser Tatsache und den grandiosen Outfits eben jenes Brian Bosworth ist nur recht wenig hängengeblieben, was wohl auch daran liegt, dass wir den Film ein wenig nebenbei gesehen haben. Super fand ich dabei, wie ernst sich diese überraschend dicke Produktion trotz all des camps noch genommen hat. Solche Filme werden heute nicht mehr gebaut.
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School of Rock (Richard Linklater, USA 2003)
Einer der wenigen Linklater-Filme, die ich noch nicht kannte (angeführt wird die Liste allerdings von SUBURBIA, der bittebittebitte endlich mal irgendwo auf DVD erscheinen möge). Sehr fein - das bringt Oli auf den Punkt - ist der Umgang mit der Musikmythologie. Noch spannender aber finde ich, wie Linklater sein beliebtes Slacker-Motiv hier umdeutet: Wieder sind es zwei Protagonisten, die etwas ratlos an diesem Lebenszeitpunkt (oder auch -raum) irgendwo zwischen Schulabschluss und echtem Erwachsensein stehen, der keineswegs in Jahren festzulegen ist - das findet sich sogar in seinem A SCANNER DARKLY. Anstatt aber wie in seinen anderen Filmen ihre Ziellosigkeit in Dialogen (und Monologen) zu diskutieren, zeichnet Linklater hier vor allem durch die Kontrastierung zwischen - lustiger Zufall - Jack Black und Mike White. Der Eine, der sein Kind-Sein noch umarmt, verantwortungslos in den Tag hineinlebt (und eben vom Rockstardasein träumt), steht hier im Konflikt zum Anderen, der sich vor seiner eigenen Ziellosigkeit in die Beziehung zu einer matronenhaften Sarah Silverman flüchtet. Am Ende des Films steht eine (Wieder-)Annäherung der beiden, durch Regress und Entwicklung gleichzeitig. Und auch die vermeintlich Erwachsenen des Films - die Schuldirektorin und die Eltern der Schulkinder - erleben einen kleinen Regress zur Unbeschwertheit. Gleichzeitig machen die Kinder natürlich den entsprechenden Schritt nach vorne, emanzipieren sich ein Stück weit von den sie umgebenden Authoritäten. Erwachsensein ist für Linklater immer auch ein wenig das bewusste Kind-Sein, die beiden BEFORE SUN...-Filme machen das besonders deutlich. SCHOOL OF ROCK gliedert sich hier nahtlos ein - wobei ihm seine Gefälligkeit und Spaßigkeit keineswegs ein Bein stellt (wie zB beim ähnlich gelagerten SON OF RAMBOW sehr viel eher der Fall).
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FFF 08: The Chaser
Das war er nun, der "knüppelbrutale Ausflug in ein Haus am Ende der Straße", Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Film Fests. Um es kurz zu machen: Ich ärgere mich über den verpassten BROKEN.
CHASER ist einer dieser asiatischen Genrehybriden, deren comic relief-Szenen mich stets eher etwas verunsichern. Dieses subtile Auslachen seiner eigentlich positiv gezeichneten Protagonisten, die aber dann trotzdem noch einen lustigen Sidekick mitbringen, lässt mich immer etwas ratlos zurück.
Immerhin, der Fokus bei CHASER liegt auf etwas Anderem: So nimmt sich der Film buchstäblich alle Zeit der Welt, beim Publikum eine empathische Bindung zu seinem Opfer aufzubauen - der Trick mit dem süßen Töchterlein ist dabei schon etwas billig. Auch die Abscheu vor dem Mörder - wieder, gleichzeitig irgendwie eine abstoßende, eine tragische UND eine lustige Figur - steigert sich von Szene zu Szene. Dass sein absolut arbiträr-zufälliges Handeln ihn - ähnlich wie die gesichtslosen Gegner in STRANGERS - besonders undurchschaubar und bedrohlich charakterisiert, ist wohl einer der effektivsten Drehbuchideen des Films. Alles baut sich auf für eine pathetische Rachegeschichte, samt kathartischer Auflösung - und genau die verweigert THE CHASER seinem Publikum in letzter Konsequenz. Auf diesen Clou steuert der Film 130 Minuten lang zu, und - mit ein wenig Distanz zum Film - sitzt das auch als gelungene Reflexion über die Selbstgerechtigkeit vergleichbarer Plots. Aber dieser "Zweck" wird eben erst in den letzten Filmminuten offenbar, davor gestaltet sich der CHASER als ziellose Aneinanderreihung retardierender Nebenstränge. Und so gewaltig ist der Knalleffekt jetzt auch nicht, dass ich dafür alles verzeihen würde...
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FFF 08: Transsiberian
Es will mir kein Einstieg in den Blogeintrag gelingen, ebenso wie mir der Film selbst weitgehend verschlossen blieb. Ich mag Emily Mortimers unterkühlt-vertraute Ausstrahlung, ich bin ein großer Fan des lakonischen Humors von Ben Kingsley, und Woody Harrelson ist als etwas nerdiges Heimchen ganz großartig. Aber TRANSSIBERIAN ist kein Erzählkino mehr, eher einer dieser Reisefilme, in denen sich vor allem nostalgische Erinnerungen seines Autors finden. Dementsprechend wenig subtil sonnt sich der Film auch in seinem Setting, an Bord der transsibirischen Eisenbahn irgendwo zwischen der Mongolei und Moskau. Das ist nicht einmal etwas, das mir generell widerstrebt, im Gegenteil. Wirklich schlecht steht TRANSSIBERIAN eben auch nur sein Ausflug ins Genre zu Gesicht, der obendrein den Film weit über das nötige Maß in die Länge zieht und ein wenig wie ein Zugeständnis an die Geldgeber wirkt, nicht wie der Film, den Anderson eigentlich drehen wollte. So ergibt sich ein etwas geschmäcklerischer Kontrast aus nostalgischer Verklärung und unreflektierten Ressentiments.
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FFF 08: The Substitute
Der bessere Bornedal, in meinen Augen. SUBSTITUTE gelingt nämlich genau die Genre-Chimäre, um die sich JUST ANOTHER LOVE STORY etwas verkrampft bemüht hat. Dem Film gelingt das, was dem euphemistisch als "Familienkino" betitelten Genre irgendwann weitgehend abhanden gekommen ist: Er ist gleichzeitig ein gutherziger Film über und für Kinder, während er aber auch genuine creepy genug bleibt, um sowohl die erwachsene Begleitung ordentlich zu involvieren, als auch die Kleinen direkt mit einer erwachsenen Ästhetik zu konfrontieren. Außerdem - und das muss man Bornedal noch höher anrechnen - schafft er es, dass sich bei seinem Cast aus ca. 20 zehnjährigen kein einziges altkluges Arschlochkind befindet. In Zeiten von Dakota Fanning ist das schon eine Leistung.
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FFF 08: Acolytes
Stefan sprach es schon an: Acolytes bedient sich auf gewisser Ebene des Motivs, einen Serienmörder für eine positive Tat einzuspannen. Nun, er ist der Fachmann, aber ganz so hab ich das in ACOLYTES nicht gesehen. Immerhin ist der Serienmörder hier kein DEXTER, der die Gesellschaft von ihren schlimmsten Vertretern befreit, sondern soll - im erpressten Dienste dreier Jugendlicher - vor allem deren, meinetwegen gerechtfertigte, Rache befriedigen. Sehr viel spannender fand ich, wie hier - der Titel deutet es schon an - eine Genese eines Serienmörders formuliert wird, sehr subtil und zwischen den Zeilen, und überhaupt erst im (ausnahmsweise mal großartigen) Plottwist manifest. Das Ganze bettet sich auf einen wunderbaren Soundtrack und noch tollere Bilder - übersteuerte Farben und überscharf gefilterte Konturen bilden einen beeindruckenden Kontrast zu den langen statischen Einstellungen, die aus der Diskrepanz zwischen sehr hellen und sehr dunklen Farben ihre meiste Spannung beziehen. Ganz große Empfehlung, das, und auch wenn mich der Film zur Tatzeit - letzter Festivaltag, unausgeschlafener erster Programmplatz - noch nicht vollständig packen konnte, brenne ich doch jetzt schon auf ein Wiedersehen.
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