Das Schwein, das Caruso so liebt.
Pure Hearts (Rene Hjerter)
imdb

Schwarz-Weiß-Charaktere

Für Kriss ist die Welt schwarz-weiß. Nach dem Mord an seiner Mutter sitzt er in einer psychiatrischen Anstalt und sieht den ganzen Tag mit...

tbc
( 0 )

 
 
The Hamster Cage
imdb

I'm the candy

Es fängt so harmlos an. Oder eher: so zuckersüß. Sohn und Tochter, beide irgendwo Mitte 30, besuchen ihre Eltern, zur Feier des Physik-Nobelpreises, den Vater Phil soeben verliehen bekam. Sohn Paul umarmt seine Mutter, lange halten sie sich, seufzen laut, genießen das Wiedersehen augenscheinlich. Ähnlich Tochter Lucy, die ihren Vater herzlich begrüßt. Vater und Tochter, Mutter und Sohn. Und dann taucht Onkel Stan noch auf, mit seiner Freundin Candy, einer 22-jährigen im Schulmädchen-Look.
( 0 )

 
 
Fierce People
imdb

"Nett". Knappe zwei Stunden reitet der Film auf seiner Idee herum, seinen Protagonisten eine dekadente Gesellschaft auf einem Landsitz in New Jersey mit einem südamerikanischen Kannibalenstamm zu vergleichen und ihr Verhalten anthropologisch zu analysieren. Ein bißchen wenig Holz für einen ganzen Film, zumal er ansonsten von einer netten kleinen Dopplung mit einem 16mm-Dokumentarfilm, den der Protagonist ständig anschaut, nie ästhetische Eigenständigkeit entwickelt.
( 0 )

 
 
I Saw Ben Barka Get Killed (J'ai vue tuer Ben Barka)
imdb

*Stichworte*

Ein Regisseur sieht mehr als normale Menschen

Truffaut und Godard hätten sich um die Kenntnis der Akten gerissen, die Serge Le Péron jetzt zu einem Film verarbeitet hat. "Es ging mir darum, zu zeigen, wie das Kino selbst mit Schuld am Tode Ben Barkas trägt", sagt er im Interview.

-Nouvelle Vague
-Kapitelstruktur
-keine immanente Reflektion über Film
-aber bewusste Vermischung extremer Spielfilmtopoi mit Dokumentarfilmmitteln
-
( 0 )

 
 
Trudell
imdb

It's "Osama Bin Laden-Day"

Man könnte meinen, John Trudell wäre bereits tot, wenn man diesen Film sieht. Die Interviewpartner sprechen über ihn in der Vergangenheit, und der romantisierende Unterton, den Regisseurin Heather Rae anschlägt, erinnert auch an einen Nachruf: Gegen Ende des Films hört man einmal Trudells Stimme, wie er sich - offenbar bei einem Live-Auftritt - bei verschiedenen Wegbegleitern, Freunden und Bekannten bedankt. Die Leinwand bleibt dabei schwarz.

Aber Trudell lebt, und in einer Fernsehshow, angesprochen auf den Columbus-Day, ist er dann auch ganz aktuell polemisch: "Columbus-Day is for us native americans, what Osama Bin Laden-Day would be for you." Es sind solche Videofetzen, die ihn eher als plumpen Provokateur erscheinen lassen, denn als einen ernstzunehmenden Aktivisten. Dabei ist Rae so bemüht, Trudell zu einer beinahe transzendenten Persönlichkeit des native american rights movement zu stilisieren: Zu Beginn gleich zitiert sie aus einer FBI-Akte, in der er als "extrem eloquent, und deshalb extrem gefährlich" bezeichnet wird. Ein anonym bleibender Interviewpartner meint, "he really analyzed the political system", und spricht Trudell damit wissenschaftliche Autorität zu. Und dann montiert Rae auch noch Interviewaufnahmen mit Trudell parallel zu den Bildern eines Koyoten, der über die amerikanische Steppe streift.

Überhaupt, es ist so vieles im Film, was sich eigentlich nur Werner Herzog erlauben darf. Die indianische Regisseurin solidarisiert sich mit ihrem Protagonisten, und ist in ihren Objektivierungsversuchen mehr als durchschaubar. Auch scheint sie Herzogs Suche nach der "deeper emotional truth" nachzuahmen: Da wird von Trudells verstorbener Frau gesprochen, und Rae spielt dazu Archivaufnahmen und -fotos ein. Wie sie auf irgendwelchen Veranstaltungen im Hintergrund steht, sie im Kreise ihrer Familie, sie neben Trudell. Dazwischen mischen sich dann augenscheinlich neuere Videos einer zumindest ähnlich aussehenden Frau, die im Indianerkostüm mitten auf weiter Steppe steht, der Sonnenuntergang im Hintergrund, während die Kamera um sie rotiert, untermalt von ethnischer Musik oder den Gedichten Trudells. Von den Archivbildern sind solche offensichtlich nachgestellten Aufnahmen - und davon gibt es einige im Film - nie abgegrenzt. Ein eher peinlicher Versuch, Pathos und große Emotionen zu evozieren. Ebenso, wenn Trudells Enkelin ein Gedicht ihres Großvaters zitiert: "We are all children of the earth..." Heather Rae inszeniert großen Ethno-Kitsch, und benimmt sich dabei wie das - ein wenig ignorante - Mädchen, das glaubt, mit ihrem Indianerhalsband bereits genug gesellschaftliche Konventionen für großes Rebellentum gebrochen zu haben.
( 0 )

 
 
Two Players From The Bench (Dva igraca s klupe)
imdb

Mogelpackung - abgebrochene Sichtung

Die Geschichte klang nach Komödie mit politischem Hintergrund: Zwei Verlierer, ein Serbe und ein Kroate, werden bestochen, vor dem Den Haager Kriegsverbrechertribunal unter falschem Namen einen Kriegsverbrecher zu entlasten.

An den besten Stellen wollte der Film wohl ein wenig an DOWN BY LAW erinnern, ohne in seiner Rohheit und mit dem plumpen Dröhn-Soundtrack aber auch jemals nur in die Nähe der Liga von Jarmuschs Film zu rücken. Der leise Humor, der manchmal durchscheinte, reichte nichtmal zum Schmunzeln, so leise war er, und das Drama (unter dem Genre er auch in der imdb geführt ist) kommt nicht zum Ausdruck - nicht einmal, wenn die beiden Kriegsgegner in ihrer gemeinsamen Zelle feststellen, dass sie die gleiche Schlacht gekämpft haben, auf unterschiedlichen Seiten. Stattdessen kabbeln sie sich um das Geld, das ihnen versprochen wurde, schmollen oder proleten so herum. Nach 50 Minuten taucht dann plötzlich eine ukrainische Prostituierte im Film auf, und ich habe gelangweilt den Kinosaal verlassen.
( 0 )

 
 
Thank You For Smoking
imdb

*work in progress*

role model

Der Marlboro-Mann ist schwer krank, Lungenkrebs. Und er wettert gegen die Tabak-Industrie, öffentlich und geschäftsschädigend. Bestechen kann man diesen Mann nicht, denn "er ist ein Cowboy", das weiß Nick Naylor, Sprecher der Zigarettenkonzerne und Protagonist von THANK YOU FOR SMOKING. Trotzdem reist er mit einem Koffer voll Geld zu dem Mann. "Hoffentlich ist er danach so dankbar, dass er von selbst das Maul hält", meint sein Auftraggeber. Doch Nick ist noch gerissener: Er sagt ihm genau das, und rät dem Marlboro-Mann, das Geld anzunehmen, die Presse zu rufen und sofort in aller Öffentlichkeit damit eine Stiftung zu gründen, das Geld also einem wohltätigem Zweck zuzuführen - eben das moralisch Richtigste zu tun. Ob er nicht einen Teil davon behalten könnte, für seine Familie, fragt der Marlboro-Mann. Alles oder gar nichts, meint Nick, und er hat bestimmt Recht damit. Nick hat überhaupt immer Recht. Auf seiner Heimfahrt ist die Rückbank, wo zuvor noch der Geldkoffer lag, leer, und es ist klar, dass der Marlboro-Mann nicht spenden wird, und auch nicht mehr im Fernsehen erscheinen.

Es geht um Moral, in dieser zynischen Sartire von Jason Reitman, beziehungsweise um ihr Fehlen. Es ist keineswegs nur Nick, der für seine Bezahlung über Leichen geht, und auch seine besten Freunde - die Sprecher der Waffen- und Alkohol-Lobbies - sind keine Ausnahmen. Wenn sie aber wetteifern, wessen Produkt täglich am meisten Menschen ins Grab befördert, dann sind sie zumindest die einzigen Figuren des Films, die sich ihrer Amoralität bewusst sind. Ob es jetzt die junge Reporterin ist, der für eine gute Story jedes Mittel recht ist, oder der Senator von Vermont, ein erbitterter Tabak-Gegner, dessen Schreibtisch ungefähr zwanzig Whiskey-Flaschen zieren und der sich hinter den Kulissen als ebenso eiskalt und berechnend wie seine Gegner entpuppt - nur davor keineswegs ihre Redegewandtheit besitzt.

((...))

Und dann, Nicks Sohn: Einen Aufsatz soll er schreiben, warum Amerika die beste Regierung der Welt hat, und er sucht dafür Hilfe bei seinem Vater. "Wegen unseres Berufungssystems", oder "weil wir Schwerverbrecher mit dem Tode bestrafen", gibt der Papa launisch zurück. Am Ende des Films trägt der Junge dann seinen Essay vor der Klasse vor, und von den zynischen Argumenten, die ihm sein Vater diktiert hat, ist nichts mehr übrig. Stattdessen eine pathetische Rede von Freiheit, Patriotismus und Liebe, und eine begeistert applaudierende Lehrerin. Joey hat sein role model gefunden - und schon viel von ihm gelernt.
( 0 )

 
 
The Lady in the Water
imdb

Einmal feucht durchwischen

Mit dieser Überschrift trage ich übrigens nur der Tendenz Rechnung, mit Kalauern zu titeln. Zur Auswahl standen auch "Noch feucht hinter den Ohren", "Schön feucht bleiben" und "Open Water 4 - Rache im Wohnblock". Alles nicht lustig, ich weiß, aber das ist Shyamalans Neuester ja auch nicht. Will er aber wohl auch nicht sein, von daher ist das schon in Ordnung.

Stattdessen, das Positive: Grandiose Kamera von Christopher Doyle. Da gibt es einen Schwenk, er beginnt waagrecht, von draußen auf ein Fenster gerichtet, hinter dem eine Party stattfindet. Es ist dunkel, es regnet, blitzt gelegentlich. Doyle schwenkt ab, richtet den Blick auf die Wasseroberfläche des Pools, erst schräg, dann bewegt sich die Kamera in eine senkrechte Vogelperspektive. Von hier zoomt sie aus, bis der ganze Pool im Bild ist, schwenkt dann ab, auf den Waldrand, senkt sich dabei wieder zurück auf menschliche Augenhöhe. Sie streift das Gras, in dem Shyamalan das Monster seines Filmes stets verbirgt, verweilt ganz kurz, hebt sich dann weiter zu den Bäumen, die düster-drohend das Bild ausfüllen - und stoppt erst, als sie nur noch nachtschwarzen Himmel zeigt.

Soweit, so schön anzuschauen. Klingen tut das auch noch toll, Schnitt und Montage ist ebenso großartig wie Kamera, Paul Giamatti trifft mit seiner Darstellung der Hauptfigur eine sehr schöne Mitte zwischen Melancholie und Mut, und das Märchen, das der Film erzählt, könnte sogar spannend sein.

Wenn Shyamalan es auch wirklich erzählen würde. Das tut er nicht. Da gibt es diese asiatische Gutenachtgeschichte, die eine Bewohnerin des Hauses nach und nach preisgibt, und diese Gutenachtgeschichte ist alles, was die Logik des Filmes und seiner handelnden Figuren vorgibt. Wenn es da heißt, man müsse sich nett bei den Händchen halten, dann tun alle Beteiligten das auch unhinterfragt. Und natürlich funktioniert das dann auch, nachdem kleinere Fehler in der Ausführung der stets genauen Anweisungenn beseitigt wurden. Irgendwie nachvollziehbar, warum etwas getan werden muss oder nicht getan werden darf, wird das Drehbuch nie. Das ist in etwa so willkürlich, wie wenn Tobe Hooper in seinem MORTUARY seinen Monstern eine Empfindlichkeit gegen Salz anerfindet.

*ungeschliffener Anhang*
Es ist zwar schön, wie Shyamalan mit allen abrechnet, die seine Plottwists gelangweilt "schon immer durchschaut haben" . Das ist ein bißchen böse, aber sehr verzeihbar, und so überzeichnet, dass man ihm das wohl auch kaum übelnehmen könnte. Sich dann aber selbst eine Rolle zu schreiben, die sich als quasi-Messias und zukünftigen Retter der Menschheit (und sogar Märtyrer für diesen Zweck!) beschreibt, verschiebt das Bild schon in eine extrem arrogante Richtung. Das hätte man dem lammfromm-dreinblickenden Regisseur eigentlich kaum zugetraut.

Kinostart 31.08.2006
( 0 )

 
 
FFM06: vorläufiger Timetable
Filmfest München 2006

Samstag:
10:00 Thank you for Smoking
15:00 Hotel (Figgis-Retro)
17:00 A Scanner Darkly (oder vorab, oder beim FFF)
22:30 Bal-Can-Can
24:00 13 Tzameti (oder vorab, oder beim FFF)

Sonntag:
18:00 The Hamster Cage
24:00 The Absent (oder beim FFF)

Montag:
17:15 The Treatment
20:00 Tideland

Dienstag:
10:00 Requiem for Billy the Kid
12:00 Mein anderes Leben - der Hochstaplerfilm
15:00 Brasilia 18%
17:30 The House (Figgis-Retro)
22:00 The Libertine
24:00 May God Bless America

Mittwoch:
12:00 Little Fish
15:00 The Aura
17:00 Bubble
20:00 Takeshis'

Donnerstag:
12:00 Murderers
14:30 Land of the Blind
16:30 Mary
19:00 Art School Confidential
22:00 Fierce People

Freitag:
12:00 Lonely Hearts
18:00 Frozen Days
22:30 Don't Tell ODER Timecode (Figgis)

Samstag:
10:00 Sympathy for Lady Vengeance
12:00 Ask the Dust
17:00 Wie sehr liebst du mich?
19:00 Springtime in Paris
( 0 )

 
 
FFF06: Timetable 0.9
sehr vorläufig, und bei vielen Filmen hab ich schon wieder vergessen, was im Heft steht. Egal:

Mittwoch:
20:00 SEVERANCE (aber auch nur, wenn ich muss)
22:30 BAD BLOOD

Donnerstag:
15:00 FF7 oder THE HIDDEN (mir irgendwie egal)
17:00 WILDERNESS
19:00 STORM (kleineres Übel, Pause wäre auch verlockend)
21:30 THE MARSH
23:45 SAM'S LAKE

Freitag:
15:00 HOLE (oder gar nix)
17:00 KARLA oder HOUSE (reizen mich beide kaum)
19:15 FROSTBITE
21:30 ISOLATION oder THE METHOD (na toll, die klingen mal beide nett)
23:45 SHADOW: DEAD RIOT (kleineres Übel. Gerade so...)

Samstag:
15:00 FF7 oder HANZO (wurscht)
17:00 THE RIVER KING
19:15 SHADOWLESS SWORD oder GRUESOME (oder gar nix)
21:30 BLOOD RAIN
23:45 bei der Auswahl zwischen OPEN WATER 2 und MEATBALL MACHINE tendiere ich zu secret option numero 3: nothing!

Sonntag:
13:00 WILD COUNTRY oder THE DISTRICT!, aber eigentlich will ich beide nicht sehen.
15:00 BYSTANDERS oder IN A DARK PLACE (klingt beides OK, aber egal)
17:00 STRANGE CIRCUS (aber ehrlich gesagt auch nur, weil die Kurzfilme dagegen laufen)
19:15 RENAISSANCE (auch nur, weil der NIGHT LISTENER später nochmal läuft und RENAISSANCE als "Centerpiece" betitelt vielleicht sogar ein guter Film sein könnte, auch wenn es bisher nicht danach aussieht)
21:30 SEE NO EVIL oder CIVIC DUTY (egal, again)
23:45 ORDINARY MAN

Montag:
13:00 IN HIS HANDS
15:00 THE NIGHT LISTENER
17:00 THE WOODS
19:15 SPL (ehe ich mir DISASTER! anschaue müssten die Alternativen schon ziemlich verheerend sein!)
21:30 HATCHET oder BRICK (die klingen beide so, als könnten sie furchtbare Gurken sein, oder unter den interessantesten Festivalbeiträgen)
23:45 SCARED oder THE INTRUDER (keine Ahnung, nichtmal ob überhaupt)

Dienstag:
15:00 MURK oder SASORI 3 (reizen mich beide sehr oder gar nicht, da bin ich noch unentschlossen)
17:15 13 TZAMETI oder BLOOD TRAILS (oder, sehr viel wahrscheinlicher: keinen von beiden. Ersteren schau ich schon am Montag in ner PV, zweiterer klingt mal scheiße.)
19:15 THEM oder STARFISH HOTEL (schon wieder weiß ich nicht, was ich von den Programmheft-Textchen halten soll)
21:30 ICE HARVEST
23:45 CARGO oder SNOOP DOGG'S HOOD OF HORROR (wieder recht wahrscheinlich: secret option numero 3!)

Mittwoch:
13:00 H6, DIARY OF A SERIAL KILLER
15:00 MINOTAUR oder SOMNIAC (Gurkenalarm²)
17:00 RIGHT AT YOUR DOOR (THE ABSENT seh ich schon vorher, das erspart mir diese eine sogar schwerere Entscheidung.)
19:15 BEHIND THE MASK (könnte grober Dummfug werden, aber besser als der 47. skandinavische Tarantino-Klon allemal)
21:30 THE SCIENCE OF SLEEP
( 0 )

 
 
X-Men 1-3 (Brian Singer, USA 2000 & 2003; Brett Ratner, USA 2006)
imdb: X-Men | X2 | X-Men: The Last Stand

kommt gleich...
( 0 )

 
 
Mystic River (Clint Eastwood, USA 2003)
imdb

Ohje, ein Film zum Bücherfüllen. Ich hab ihn heute zum zweiten Mal gesehen, zuletzt damals im Kino (kaum begeistert, nebenbei), doch als so komplex und verschachtelt hatte ich ihn nicht in Erinnerung. Da ist so unendlich viel drin, was einer ausführlichen Analyse bedürfte. Das fängt bei den Details an - die Parallelmontage der katholischen Erstkommunion zum Finden von Katies Leiche - und hört bei der undurchschaubar komplizierten Personenkonstellation nicht auf.
Da gäbe es Dave (Tim Robbins), der durch die Entführung und Misshandlung seiner Kindheit beraubt und schwer traumatisiert wurde. Als Erwachsener scheint er zwar weitgehend normal, doch so ein wenig schimmert stets das Trauma durch, wenn er ein klein wenig zu lange schweigt zwischen den Sätzen; wenn er das Kinn 1-2cm zu tief hält, wenn er mit jemandem redet; oder eben wenn er kurzfristig in blanken Wahnsinn ausbricht, unbeholfene Metaphern für sein eigenes Leben erfindet und - ja - plötzlich sehr bedrohlich wirkt. Und dann seine Frau, und irgendwie auch die seltsame Beziehung zu ihr, viel mehr Mutter-Sohn als Mann-Frau, schön zu sehen, als er in besagter Nacht blutend heimkommt. Bis sie dann am Schluss allein durch die Straßen irrt und ihr langsam klar wird, dass ihr Mann nicht mehr lebt. Dann erst spricht sie zum ersten Mal on screen mit ihrem eigentlichen Sohn, zuvor war er immer eher ein Kind seines Vaters.
Da gäbe es Jimmy (Sean Penn), Vater des Opfers, (ehemaliger) Krimineller. Er ist schon weit mehr als nur Vater, oder zumindest ist er es noch nicht von Anfang an. Immer wieder wird er daran erinnert, dass er Familienvater zu sein hat, Pflichten zu erfüllen - und nach dem Mord an Dave erinnert ihn seine Frau in einer sehr ambivalenten Szene noch einmal daran, und er wird auf sie hören, und sich natürlich nicht der Polizei stellen. Zuvor ist er vielleicht noch die stereotypste Person des Films, eben der zerknirschte Vater des Opfers, der auf Rache sinnt. Später dann wird er eben zur - beinahe transzendenten - Vaterfigur, die sich mit ihren familiären Banden über die Moral stellt - zu stellen hat, wie die Familie fordert. Und dann, das Kruzifix auf den Rücken tätowiert, lange und eindrücklich im Bild im Augenblick der Reue. Mit diesem - christlichen - Motiv vor Augen scheint das Bild seiner Frau in der vorletzten Filmszene schon wieder reaktionär, sie, die Verführerin, die ihren eigentlich reumütigen Gatten an die Familie kettet, anstatt ihn "Buße tun zu lassen". Und dann noch die Andeutung eines eiskalten Lächelns, das sie ihrer Schwester - Daves Witwe - zuwirft.
Der dritte im Bunde, irgendwie auch der unscheinbarste: Sean (Kevin Bacon), der Polizist, und vor allem der, dessen Drama sich nicht im Hauptplot abspielt, sondern sich nur ständig daran spiegelt. Er ist als einziger dem Vorort entwachsen und wirkt oft wie ein neutraler Beobachter des Geschehens, weniger involviert als alle anderen. Wäre da nicht diese Sache mit seiner Frau, die ihn verlassen hat, aber immer noch ständig anruft, am Telefon aber lediglich schweigt. Er muss erst die ganze Komplexität des Dramas begreifen, um sich zu einer Entschuldigung aufraffen zu können, und dann spricht die Frau auch endlich wieder, und der Zuschauer sieht zum ersten Mal ihr ganzes Gesicht, statt wie zuvor nur den Mund, der unhörbare Worte geformt hat. Es ist dann wieder diese letzte Szene, in der diese Konstellation einen sehr seltsamen Anstrich bekommt: Strahlend erleuchtet steht da dieses neuvereinte Paar und beobachtet die Feiertagsparade, die - blonde - Frau den Blick in die Ferne gerichtet, auf dem Arm ein Baby. Nur Sean, im schwarzen Anzug, wirkt ein wenig deplatziert: obwohl er sie umarmt, scheint er nicht wirklich zu diesem Bild zu gehören, er folgt nicht den Blicken seiner Frau, er scheint sie überhaupt kaum zu berühren. Stattdessen sieht er sich um, sieht die aufgelöste Witwe von Dave, sieht Jimmys Frau und Familie, und dann Jimmy, von dessen Mord er weiß. Dann, diese unschuldige Geste von Jimmy, "ich kann nichts dafür, so ist das Leben eben", scheint sie zu sagen. Dazu ein - beinahe mitleidiges - Lächeln.

Den Text merke ich mir mal vor...

Und noch ein, vielleicht sogar interessanterer, Link.
( 0 )

 
 
Hellboy (Guillermo del Toro, USA 2004)
imdb

Sehr schön. Del Toro hat keine Skrupel, einen haarsträubend abstrusen und pulpig-trashigen Plot zu verwenden, um eine richtig warmherzige und intelligente Geschichte zu erzählen. Hellboy, irgendwie knallrotes Riesenmachobaby, dann andererseits herrlich unbeholfen und schüchtern. Und so ehrlich. Absoluter magic moment ist ohnehin die Szene auf dem Hausdach, wo Hellboy dem kleinen Jungen seinen Liebesfrust klagt. Ein wenig variiert del Toro hier den X-Men-Topos vom ungeliebten Anderen, aber er begegnet dem Thema schon auch von anderer Seite: er zeichnet einen Superhelden, der wohl gleichzeitig sein eigener größter Fan wäre. Eben ein kleiner Junge, der mit großen, staunenden Augen beobachtet, was für tolle Sachen er machen kann, und dabei auch noch unendlich cool aussieht.
( 0 )

 
 
Von Maschinengewehren, Vollbärten, Lederjacken, ungehemmter Mordlust und Zerstörungswut.
Unter Sauft Benzin, ihr Himmelhunde! in der Linkliste findet ihr fröhliche Debatten über extrem männliche Actionreißer - knallhart geführt vom Außenseiter und dem Funkhundd. Viel Spaß!
( 0 )