Das Schwein, das Caruso so liebt.
The Lady in the Water
imdb

Einmal feucht durchwischen

Mit dieser Überschrift trage ich übrigens nur der Tendenz Rechnung, mit Kalauern zu titeln. Zur Auswahl standen auch "Noch feucht hinter den Ohren", "Schön feucht bleiben" und "Open Water 4 - Rache im Wohnblock". Alles nicht lustig, ich weiß, aber das ist Shyamalans Neuester ja auch nicht. Will er aber wohl auch nicht sein, von daher ist das schon in Ordnung.

Stattdessen, das Positive: Grandiose Kamera von Christopher Doyle. Da gibt es einen Schwenk, er beginnt waagrecht, von draußen auf ein Fenster gerichtet, hinter dem eine Party stattfindet. Es ist dunkel, es regnet, blitzt gelegentlich. Doyle schwenkt ab, richtet den Blick auf die Wasseroberfläche des Pools, erst schräg, dann bewegt sich die Kamera in eine senkrechte Vogelperspektive. Von hier zoomt sie aus, bis der ganze Pool im Bild ist, schwenkt dann ab, auf den Waldrand, senkt sich dabei wieder zurück auf menschliche Augenhöhe. Sie streift das Gras, in dem Shyamalan das Monster seines Filmes stets verbirgt, verweilt ganz kurz, hebt sich dann weiter zu den Bäumen, die düster-drohend das Bild ausfüllen - und stoppt erst, als sie nur noch nachtschwarzen Himmel zeigt.

Soweit, so schön anzuschauen. Klingen tut das auch noch toll, Schnitt und Montage ist ebenso großartig wie Kamera, Paul Giamatti trifft mit seiner Darstellung der Hauptfigur eine sehr schöne Mitte zwischen Melancholie und Mut, und das Märchen, das der Film erzählt, könnte sogar spannend sein.

Wenn Shyamalan es auch wirklich erzählen würde. Das tut er nicht. Da gibt es diese asiatische Gutenachtgeschichte, die eine Bewohnerin des Hauses nach und nach preisgibt, und diese Gutenachtgeschichte ist alles, was die Logik des Filmes und seiner handelnden Figuren vorgibt. Wenn es da heißt, man müsse sich nett bei den Händchen halten, dann tun alle Beteiligten das auch unhinterfragt. Und natürlich funktioniert das dann auch, nachdem kleinere Fehler in der Ausführung der stets genauen Anweisungenn beseitigt wurden. Irgendwie nachvollziehbar, warum etwas getan werden muss oder nicht getan werden darf, wird das Drehbuch nie. Das ist in etwa so willkürlich, wie wenn Tobe Hooper in seinem MORTUARY seinen Monstern eine Empfindlichkeit gegen Salz anerfindet.

*ungeschliffener Anhang*
Es ist zwar schön, wie Shyamalan mit allen abrechnet, die seine Plottwists gelangweilt "schon immer durchschaut haben" . Das ist ein bißchen böse, aber sehr verzeihbar, und so überzeichnet, dass man ihm das wohl auch kaum übelnehmen könnte. Sich dann aber selbst eine Rolle zu schreiben, die sich als quasi-Messias und zukünftigen Retter der Menschheit (und sogar Märtyrer für diesen Zweck!) beschreibt, verschiebt das Bild schon in eine extrem arrogante Richtung. Das hätte man dem lammfromm-dreinblickenden Regisseur eigentlich kaum zugetraut.

Kinostart 31.08.2006
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