Das Schwein, das Caruso so liebt.
Thank You For Smoking
imdb

*work in progress*

role model

Der Marlboro-Mann ist schwer krank, Lungenkrebs. Und er wettert gegen die Tabak-Industrie, öffentlich und geschäftsschädigend. Bestechen kann man diesen Mann nicht, denn "er ist ein Cowboy", das weiß Nick Naylor, Sprecher der Zigarettenkonzerne und Protagonist von THANK YOU FOR SMOKING. Trotzdem reist er mit einem Koffer voll Geld zu dem Mann. "Hoffentlich ist er danach so dankbar, dass er von selbst das Maul hält", meint sein Auftraggeber. Doch Nick ist noch gerissener: Er sagt ihm genau das, und rät dem Marlboro-Mann, das Geld anzunehmen, die Presse zu rufen und sofort in aller Öffentlichkeit damit eine Stiftung zu gründen, das Geld also einem wohltätigem Zweck zuzuführen - eben das moralisch Richtigste zu tun. Ob er nicht einen Teil davon behalten könnte, für seine Familie, fragt der Marlboro-Mann. Alles oder gar nichts, meint Nick, und er hat bestimmt Recht damit. Nick hat überhaupt immer Recht. Auf seiner Heimfahrt ist die Rückbank, wo zuvor noch der Geldkoffer lag, leer, und es ist klar, dass der Marlboro-Mann nicht spenden wird, und auch nicht mehr im Fernsehen erscheinen.

Es geht um Moral, in dieser zynischen Sartire von Jason Reitman, beziehungsweise um ihr Fehlen. Es ist keineswegs nur Nick, der für seine Bezahlung über Leichen geht, und auch seine besten Freunde - die Sprecher der Waffen- und Alkohol-Lobbies - sind keine Ausnahmen. Wenn sie aber wetteifern, wessen Produkt täglich am meisten Menschen ins Grab befördert, dann sind sie zumindest die einzigen Figuren des Films, die sich ihrer Amoralität bewusst sind. Ob es jetzt die junge Reporterin ist, der für eine gute Story jedes Mittel recht ist, oder der Senator von Vermont, ein erbitterter Tabak-Gegner, dessen Schreibtisch ungefähr zwanzig Whiskey-Flaschen zieren und der sich hinter den Kulissen als ebenso eiskalt und berechnend wie seine Gegner entpuppt - nur davor keineswegs ihre Redegewandtheit besitzt.

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Und dann, Nicks Sohn: Einen Aufsatz soll er schreiben, warum Amerika die beste Regierung der Welt hat, und er sucht dafür Hilfe bei seinem Vater. "Wegen unseres Berufungssystems", oder "weil wir Schwerverbrecher mit dem Tode bestrafen", gibt der Papa launisch zurück. Am Ende des Films trägt der Junge dann seinen Essay vor der Klasse vor, und von den zynischen Argumenten, die ihm sein Vater diktiert hat, ist nichts mehr übrig. Stattdessen eine pathetische Rede von Freiheit, Patriotismus und Liebe, und eine begeistert applaudierende Lehrerin. Joey hat sein role model gefunden - und schon viel von ihm gelernt.
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