Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF 08: My Name is Bruce
Bruce Campbell feiert und dekonstruiert sich selbst, beides gleichzeitig. Das ist ja an sich alles ganz nett und amüsant, aber das Timing und Feingefühl von JACK BROOKS bringt Campbell im Setzen seiner Pointen viel zu selten auf. So bleibt am Ende eine Sammlung schöner Ideen (zB der nerdige Campbell-Fan, dem zur Anmache seiner Herzensdame lediglich ARMY OF DARKNESS-Zitate einfallen) plus ein gewohnt gutgelaunter (sich dabei seines Kultstatus beinahe ätzend bewusster) Bruce Campbell, inmitten einer noch größeren Sammlung flachster Kalauer und miserabler Struktur. Irgendwie fühlt sich das etwas schmutzig an, wie kalkuliert hier der Szenenapplaus aus einem Nerd-Publikum gemolken wird. Spaß macht es aber trotzdem einigermaßen.
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FFF 08: Martyrs
So, das war jetzt also das Allerschlimmste und -böseste und -deprimierendste und -brutalste und überhaupt? Und dann polarisiert das Ding angeblich auch noch so sehr, Meisterwerk oder perverses Machwerk und so?
Vorweg: MARTYRS kocht auch nur mit Wasser. Sehr viele der aktuellen Reaktionen sind schon auch schwer hochgekochtes Festival-Skandälchen. Das wird wohl daran liegen, dass der Film irgendwann seine Narration mal für 20 Minuten komplett fallen lässt und seine Protagonistin für diese Zeit einfach ununterbrochen foltert - naturalistisch mit Grobheit, Prügeln und Isolation, an Stelle des creative torture-Prinzips von HOSTEL und Konsorten. Die ganze Debatte um die vermeintliche Kompromisslosigkeit geht aber völlig am Film vorbei. Die Qualen der Protagonistin so ausführlich zu zeigen, macht Sinn, übertragen sie doch ihre Rolle auf den Zuschauer. Der Plot um die existenzialistische Sinnsuche im Schmerz und Leid (anderer) ist auch nicht das, was MARTYRS letztlich doch wieder so unspektakulär in der Versenkung verschwinden lässt. Vielmehr liegt dem Film kaum mehr als genug Stoff für einen halbstündigen Kurzfilm zu Grunde. Der gesamte Plot bis zum Beginn von Annas Martyrium ließe sich komplett rausstreichen. Sicher, er illustriert, dass Anna kein Einzelfall ist, aber das hätte auch der 16mm-Vorspann alleine schon bewerkstelligen können. Diese ersten zwei Drittel des Films sind im Grunde nicht mehr als ein relativ billiger Exploiter, der den folgenden Plot als nur wenig mehr als einen Vorwand benutzt, diverse Spezialeffekte abzufeiern und sich dabei an ein Horror-Publikum anzubiedern. Ein ähnliches Konzept viel besser umgesetzt findet sich bereits im großartigen WAZ vom FFF07, sowie in THE HOLE vom FFF06. MARTYRS ist keineswegs schlecht oder auch nur annähernd so bemerkenswert wie alle sagen. Viel Lärm um fast nichts.
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FFF 08: Jack Brooks - Monster Slayer
Ja. Funsplatter-Trash. Klingt schrecklich. Ist es überraschenderweise nicht. Stattdessen verzichtet der Film auf allzu platte Furzwitzchen und beweist für seinen Slapstick überraschend feines Timing. Gerade Kultfigur Englund hat mich zum ersten Mal positiv überrascht und beweist tatsächlich mal komödiantisches Talent, das über ein bloßes Zurschaustellen seines Status als Nerdkultobjekt hinausgeht. Als sehr guter Einfall erwies sich auch, den Protagonisten mit einer kleinen backstory auszustatten, mit dem Problem, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Es sind gerade solche Einfälle, die dem ansonsten etwas kalkulierten Trash Seele verleihen.
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FFF 08: 100 Feet
Super, wie der Film seine Metaphorik um häusliche/eheliche Gewalt aufbaut und dabei tatsächlich das wenigstens für mich in einem Horrorfilm ziemlich neue Konzept der Außenansicht verfolgt. Überhaupt, ihn als Gruselfilm zu verstehen, wird dem Film gar nicht so sehr gerecht: Immerhin gibt es keinen Geistergrusel, sondern ein Gespenst, das einfach unmissverständlich da ist, sich nicht lange ankündigt mit typischen Stilmitteln, sondern stattdessen ziemlich beinhart und plötzlich zuschlägt. Mir fällt auf Anhieb auch kein Geisterfilm ein, der die Bedrohung so physisch inszeniert und dabei doch immerhin über drei Viertel seiner Laufzeit auf Schock-Exploitation verzichtet. Besonders bemerkenswert ist eine Szene, in der Famke offenbar mal wieder von ihrem toten Ehemann verprügelt wird, wir aber nur aus den Ohren des sie beschattenden Polizisten ihre Schreie aus dem Haus dringen hören. Ihre Wunden und blauen Stellen zeugen dann immer davon, dass etwas passiert ist, und sie leugnet, wie die Ehefrau, die ihren Mann nicht belasten will: "Ich bin die Treppe hinuntergefallen." Die unterwürfige misshandelte Frau wurde sie aber erst nach dem Mord an ihrem Mann, nachdem alle (buchstäblich: alle!) Versuche, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, erfolglos blieben.
Das klingt alles sehr toll, und so empfand ich es auch, eben über die oben genannten 75% seiner Laufzeit. Danach besinnt er sich leider seines vermeintlichen Genres, und fährt ein doch etwas hanebüchenes und viel zu krachendes Finale auf, indem Famke die Abnabelung von ihrem Göttergatten endlich gelingt - wenn auch mir völlig unverständlich, wodurch sich denn ihre innere Wandlung jetzt vollzogen hat.
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