Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF 08: Downloading Nancy
Zwei Namen haben mich in diesen Film gelockt (und die Aussicht, von REPO ganz furchtbar gequält zu werden): Maria Bello vor und Christopher Doyle hinter der Kamera. Die typische Bildästhetik des letztgenannten ist dabei im fertigen Film gar nicht mal so leicht auszumachen. Anders als in den Wong Kar-Wai-Filmen mit seiner Beteiligung ist der Schnittrhythmus in NANCY deutlich zu schnell, um ihm Raum für das typische elegische Abfahren der Settings zu bieten. Stattdessen ist die Bildästhetik nervös und unruhig. Das Stilmittel, eine unbewegte Kameraeinstellung mit leicht wackelnder Handkamera zu filmen, ergibt einen bedrückenden Effekt von etwas verstohlenem Voyeurismus, der ständig damit hadert, jetzt ins Bild zu treten und in das Geschehen einzugreifen. Oli und Leena haben nach dem Film (treffenderweise) darauf hingewiesen, dass Bellos Film-Ehemann Rufus Sewell so richtig eklig sei... Beachtlich an NANCY finde ich aber eigentlich, wie zwiespältig dieser vermeintliche Unsympath dabei ist: Schließlich ist die... ungewöhnliche Sexualität seiner Frau nicht das Resultat seiner Vernachlässigung, sondern einer Misshandlung in der Kindheit durch ihren Onkel - Sewell ist also nicht so sehr Täter, wie ebenfalls Opfer, und sein Fehl- und Fluchtverhalten in Golf-Entspannungsübungen vielmehr Ersatzhandlung und damit Folge, nicht Ursache. Schlussendlich setzt NANCY da an, wo ein Torture Porn mit Happy End aufhört: Bei der Problembewältigung im restlichen Leben der Opfer. Auch Nancy ist ein Charakter, der den Freitod nicht wählen kann, weil er sich viel früher dafür hätte entscheiden müssen, sich aber damals für das Aushalten und den Kampf entschieden hat.
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