Das Schwein, das Caruso so liebt.
Two Players From The Bench (Dva igraca s klupe)
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Mogelpackung - abgebrochene Sichtung

Die Geschichte klang nach Komödie mit politischem Hintergrund: Zwei Verlierer, ein Serbe und ein Kroate, werden bestochen, vor dem Den Haager Kriegsverbrechertribunal unter falschem Namen einen Kriegsverbrecher zu entlasten.

An den besten Stellen wollte der Film wohl ein wenig an DOWN BY LAW erinnern, ohne in seiner Rohheit und mit dem plumpen Dröhn-Soundtrack aber auch jemals nur in die Nähe der Liga von Jarmuschs Film zu rücken. Der leise Humor, der manchmal durchscheinte, reichte nichtmal zum Schmunzeln, so leise war er, und das Drama (unter dem Genre er auch in der imdb geführt ist) kommt nicht zum Ausdruck - nicht einmal, wenn die beiden Kriegsgegner in ihrer gemeinsamen Zelle feststellen, dass sie die gleiche Schlacht gekämpft haben, auf unterschiedlichen Seiten. Stattdessen kabbeln sie sich um das Geld, das ihnen versprochen wurde, schmollen oder proleten so herum. Nach 50 Minuten taucht dann plötzlich eine ukrainische Prostituierte im Film auf, und ich habe gelangweilt den Kinosaal verlassen.
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Thank You For Smoking
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*work in progress*

role model

Der Marlboro-Mann ist schwer krank, Lungenkrebs. Und er wettert gegen die Tabak-Industrie, öffentlich und geschäftsschädigend. Bestechen kann man diesen Mann nicht, denn "er ist ein Cowboy", das weiß Nick Naylor, Sprecher der Zigarettenkonzerne und Protagonist von THANK YOU FOR SMOKING. Trotzdem reist er mit einem Koffer voll Geld zu dem Mann. "Hoffentlich ist er danach so dankbar, dass er von selbst das Maul hält", meint sein Auftraggeber. Doch Nick ist noch gerissener: Er sagt ihm genau das, und rät dem Marlboro-Mann, das Geld anzunehmen, die Presse zu rufen und sofort in aller Öffentlichkeit damit eine Stiftung zu gründen, das Geld also einem wohltätigem Zweck zuzuführen - eben das moralisch Richtigste zu tun. Ob er nicht einen Teil davon behalten könnte, für seine Familie, fragt der Marlboro-Mann. Alles oder gar nichts, meint Nick, und er hat bestimmt Recht damit. Nick hat überhaupt immer Recht. Auf seiner Heimfahrt ist die Rückbank, wo zuvor noch der Geldkoffer lag, leer, und es ist klar, dass der Marlboro-Mann nicht spenden wird, und auch nicht mehr im Fernsehen erscheinen.

Es geht um Moral, in dieser zynischen Sartire von Jason Reitman, beziehungsweise um ihr Fehlen. Es ist keineswegs nur Nick, der für seine Bezahlung über Leichen geht, und auch seine besten Freunde - die Sprecher der Waffen- und Alkohol-Lobbies - sind keine Ausnahmen. Wenn sie aber wetteifern, wessen Produkt täglich am meisten Menschen ins Grab befördert, dann sind sie zumindest die einzigen Figuren des Films, die sich ihrer Amoralität bewusst sind. Ob es jetzt die junge Reporterin ist, der für eine gute Story jedes Mittel recht ist, oder der Senator von Vermont, ein erbitterter Tabak-Gegner, dessen Schreibtisch ungefähr zwanzig Whiskey-Flaschen zieren und der sich hinter den Kulissen als ebenso eiskalt und berechnend wie seine Gegner entpuppt - nur davor keineswegs ihre Redegewandtheit besitzt.

((...))

Und dann, Nicks Sohn: Einen Aufsatz soll er schreiben, warum Amerika die beste Regierung der Welt hat, und er sucht dafür Hilfe bei seinem Vater. "Wegen unseres Berufungssystems", oder "weil wir Schwerverbrecher mit dem Tode bestrafen", gibt der Papa launisch zurück. Am Ende des Films trägt der Junge dann seinen Essay vor der Klasse vor, und von den zynischen Argumenten, die ihm sein Vater diktiert hat, ist nichts mehr übrig. Stattdessen eine pathetische Rede von Freiheit, Patriotismus und Liebe, und eine begeistert applaudierende Lehrerin. Joey hat sein role model gefunden - und schon viel von ihm gelernt.
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The Lady in the Water
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Einmal feucht durchwischen

Mit dieser Überschrift trage ich übrigens nur der Tendenz Rechnung, mit Kalauern zu titeln. Zur Auswahl standen auch "Noch feucht hinter den Ohren", "Schön feucht bleiben" und "Open Water 4 - Rache im Wohnblock". Alles nicht lustig, ich weiß, aber das ist Shyamalans Neuester ja auch nicht. Will er aber wohl auch nicht sein, von daher ist das schon in Ordnung.

Stattdessen, das Positive: Grandiose Kamera von Christopher Doyle. Da gibt es einen Schwenk, er beginnt waagrecht, von draußen auf ein Fenster gerichtet, hinter dem eine Party stattfindet. Es ist dunkel, es regnet, blitzt gelegentlich. Doyle schwenkt ab, richtet den Blick auf die Wasseroberfläche des Pools, erst schräg, dann bewegt sich die Kamera in eine senkrechte Vogelperspektive. Von hier zoomt sie aus, bis der ganze Pool im Bild ist, schwenkt dann ab, auf den Waldrand, senkt sich dabei wieder zurück auf menschliche Augenhöhe. Sie streift das Gras, in dem Shyamalan das Monster seines Filmes stets verbirgt, verweilt ganz kurz, hebt sich dann weiter zu den Bäumen, die düster-drohend das Bild ausfüllen - und stoppt erst, als sie nur noch nachtschwarzen Himmel zeigt.

Soweit, so schön anzuschauen. Klingen tut das auch noch toll, Schnitt und Montage ist ebenso großartig wie Kamera, Paul Giamatti trifft mit seiner Darstellung der Hauptfigur eine sehr schöne Mitte zwischen Melancholie und Mut, und das Märchen, das der Film erzählt, könnte sogar spannend sein.

Wenn Shyamalan es auch wirklich erzählen würde. Das tut er nicht. Da gibt es diese asiatische Gutenachtgeschichte, die eine Bewohnerin des Hauses nach und nach preisgibt, und diese Gutenachtgeschichte ist alles, was die Logik des Filmes und seiner handelnden Figuren vorgibt. Wenn es da heißt, man müsse sich nett bei den Händchen halten, dann tun alle Beteiligten das auch unhinterfragt. Und natürlich funktioniert das dann auch, nachdem kleinere Fehler in der Ausführung der stets genauen Anweisungenn beseitigt wurden. Irgendwie nachvollziehbar, warum etwas getan werden muss oder nicht getan werden darf, wird das Drehbuch nie. Das ist in etwa so willkürlich, wie wenn Tobe Hooper in seinem MORTUARY seinen Monstern eine Empfindlichkeit gegen Salz anerfindet.

*ungeschliffener Anhang*
Es ist zwar schön, wie Shyamalan mit allen abrechnet, die seine Plottwists gelangweilt "schon immer durchschaut haben" . Das ist ein bißchen böse, aber sehr verzeihbar, und so überzeichnet, dass man ihm das wohl auch kaum übelnehmen könnte. Sich dann aber selbst eine Rolle zu schreiben, die sich als quasi-Messias und zukünftigen Retter der Menschheit (und sogar Märtyrer für diesen Zweck!) beschreibt, verschiebt das Bild schon in eine extrem arrogante Richtung. Das hätte man dem lammfromm-dreinblickenden Regisseur eigentlich kaum zugetraut.

Kinostart 31.08.2006
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