Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF'09: PUSH (Paul McGuigan, Kanada/Großbritannien/USA 2009)
Klingt wie HEROES in Spielfilmlänge. Ein wenig ist es das auch. Allerdings ohne den (Comic-)medienreflexiven Subtext, dafür mehr von der alten Leier um Vor- und Selbstbestimmung. Nichts, was man nicht schon mehrmals gesehen hätte, also. Mittendrin gibts dann noch die hochgradig alberne Mutantensorte der "Bleeder", die - nach theatralischem Abnehmen ihrer Sonnenbrille - aus voller Kehle schreien, so dass sich alle umstehenden unter Schmerzen am Boden winden. Und dann ist da Dakota Fanning, ein so spannender wie irgendwie auch bedenklicher Charakter, bedenkt man, dass es jetzt bereits eine semi-ironische Internetgemeinde gibt, die es angeblich wie seinerzeit bei den Olsen-Twins kaum erwarten kann, dass die 15-Jährige (die hier eine 13-Jährige spielt, die auch nicht älter aussieht) endlich 18 wird. Und in PUSH rennt sie also durchgehend mit gürtelbreitem Minirock und kniehohen Stiefeln rum, verhehlt mühsam ein Interesse am knapp 30-jährigen Protagonisten, während sie aber gleichzeitig jegliche Sexualität fröhlich-niedlich verleugnet. Wenigstens diese Klippe umschifft McGuigan dann doch, wenn er das Thema nie weiter vertieft und seinen Helden ihr lediglich mit väterlicher Fürsorge entgegentreten lässt. Wäre der Zwiespalt gewollt, dann hätte ein wenig LEON-Anschauen nicht geschadet, so bleibt ein wohl harmloser aber irgendwie auch unangenehmer Fremdkörper in einem Film, der gar nicht so viel Spektakel ist, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Bemerkenswert ist vor allem die Planungsszene: In einer Welt, in der sogenannte "Watcher" Pläne und Vorhaben spüren können und damit die Zukunft vorhersehen, kann ein Plan nur noch funktionieren, wenn man ihn schriftlich in Briefen fixiert, sich danach die Erinnerung daran löschen lässt, und die Briefe erst nach und nach und kurz vor Ausführung liest. Der Zuschauer bleibt dabei - so will es der Effekt - in der Planungsphase natürlich außerhalb des Briefumschlags. Schön auch der diffuse Charakter von Fannings Mutter, einer Art Super-Watcher, die den ganzen Film anscheinend schon vor Jahren vorhersehen konnte und Vorbereitungen für dessen positiven Ausgang traf. Dass sie nie eindeutig in Erscheinung tritt - selbst die Frau, welche die Glasmurmel fallen lässt, könnte auch jemand anderes sein - unterstreicht den metaphysischen Charakter dieses Schicksalsschmiedes, der obendrein - wie alle "Watcher" im Film - weiblich ist.
Schade ist eigentlich nur, dass sich PUSH letztlich nicht traut, seine ruhige Linie, die streckenweise die Ziellosigkeit seiner Protagonisten auf der Flucht recht schön einfängt, über den Showdown hinaus zu bewahren. Stattdessen kommt natürlich ein etwas zu lautes Spezialeffekte-Brimborium und zwei hochgradig albern posierende "Bleeder". Auch die Beliebigkeit des Handlungsortes Hong Kong wirkt eher wie ein budgetärer Zwang als inhärent logisch.
Die positive Überraschung über den Film bleibt - gerade auch weil er sich nur in Teilen an HEROES und anderen orientiert, aber im Gegensatz zu dieser Serie nie versucht, über seine Oberflächlichkeit mit metaphysischen Off-Kommentaren und anderen Peinlichkeiten hinwegzutäuschen.
( 0 )

 
 
FFF'09: LARGO WINCH (Jérôme Salle, Frankreich 2008)
Deutlich interessanter als der Film ist eigentlich, wie das Fantasy Film Fest mit dem großspurig so betitelten "centerpiece" umgeht. Im kleinen Saal auf einem Nachmittagsslot programmiert, kein Veranstalter anwesend, der einleitende Worte spricht, und auch in den bisherigen Vorstellungen wurde nie auf diesen doch nominell mitwichtigsten Film des Programms hingewiesen.
Der Film selbst sonnt sich darin, einen neuen Abenteuer-Held präsentieren zu können, eine James Bond-Variante, die zwar nicht Geheimagent sondern nur Erbe eines Börsenimperiums ist, aber ihm an überhöhter Mystik kaum nachsteht. Das ist es dann wohl auch, was ein wenig befremdlich wirkt. Fröhliches Globetrotting von einer explizit spektakulären Location zur nächsten, schöne und willige Frauen und ein Held, den all das - inklusive dem Mord am Papa - seltsam kalt und emotionslos lässt.
Interessant ist schon im Zeitkontext, wie dieser Ackermann-Sohn zum Actionhelden mystifiziert wird, samt BATMAN BEGINS-ähnlicher Schöpfungsgeschichte einiger Jahre im Abhärtungs-Exil. Auch, dass der ja eigentlich nur virtuelle Schatz des Aktienvermögens, hinter dem hier jeder herjagt, in Form symbolträchtiger Wertpapiere der "Zukunft Anstalt Liechtenstein" materialisiert werden muss, ist interessant. Andererseits interessiert sich Salle gar nicht so sehr für diesen Gegenstand, sondern behauptet dessen Wichtigkeit nur, um ihn recht schnell wieder - absichtlich oder unbewusst - im Hintergrund verschwinden zu lassen.
Jeder mittelprächtigen Kurzweil zum Trotz hinterlässt mich LARGO WINCH slightly puzzled.

F.LM-Podcast
( 0 )

 
 
FFF'09: SHINJUKU TRIAD INCIDENT (Yee Tung-Shing, Hong Kong 2009)
Liest sich ein bißchen wie eine sanfte SCARFACE-Variante: Jackie Chan als gutmütiges chinesisches Landei, das seiner Jugendliebe nach Japan hinterherreißt, dort illegal lebt und arbeitet und schließlich - um seinen diskriminierten Landsleuten helfen zu können - zum Verbrecherboss aufsteigt. Und dieser Aufstieg kommt natürlich vor dem Fall. Schön daran ist, wie der Film den Rassismus zwischen Japanern und Chinesen thematisiert und dabei beständig die Seiten wechselt. Ganz ein Rise-and-Fall-Film ist STI allerdings nicht, da Jackie Chans Charakter sich nie von seiner Macht korrumpieren lässt und seine treudoofe Naivität auch bis zum Schluss nicht einbüßt. Die Fabel um "Verbrechen lohnt sich nie", die da irgendwo drinsteckt, ist dabei etwas albern aber nicht unsympathisch. Sehr viel mehr gibts zu dem netten Film dann allerdings auch nicht mehr zu sagen.
( 0 )

 
 
FFF'09: HANSEL AND GRETEL (Yim Pil-Sung, Südkorea 2007)
Das geht schnell: Als nach wohl 60 oder 70 Minuten die Einblendung "Final Day" erschien, war ich sehr erstaunt, wie kurzweilig der Film doch gewesen war - im Hinterkopf nur die Gesamtlaufzeit von zwei Stunden und das mangelnde Vertrauen in mein Zeitgefühl. Dann aber elaboriert H&G über 30 Minuten eine Hintergrundgeschichte, die nach den ersten drei bereits komplett erzählt war, gefolgt von einem ewig unspannenden Hin und Her: "Lasst mich bitte gehen!" - "Warum willst du uns verlassen?" - "Ihr Erwachsenen seid doch alle gleich!" - "Lasst mich bitte gehen!" - "Warum willst du uns verlassen?" ...
Dabei wäre HANSEL AND GRETEL bis dahin durchaus schön gewesen: Gerade die Entscheidung zum gelegentlichen Understatement inmitten der Überausstattung des Märchenhauses war toll, besonders die Wald-Szenen sind mir hier aufgefallen, die ständig auf dem kontrastreichen Grat zwischen Naturalismus und bunter Überzeichnung wandeln. Warum aber ein Film, der sich so explizit selbst gerne als Märchen verstehen will, am Ende alles toterklären muss, will mir nicht in den Kopf. Und letztlich ist die nervtötende zweite Hälfte sogar so schlimm, dass ich nicht einmal den Anfang rückblickend noch genießen kann.
( 0 )

 
 
FFF'09: TRICK'R'TREAT (Michael Dougherty, Kanada/USA 2008)
Ein wenig skeptisch war ich anfangs ja schon: Erstens kommt vor dem Film einer nach vorne und erzählt was von einem "großen Spaß" mit "tanzenden Werwölfen", und dann hatte ich noch im Hinterkopf, wie gerne der Film jetzt schon als "bester Halloween-Film" abgefeiert wird... Dazu dann noch die Strukturierung in kleine Episödchen á la TALES OF THE CRYPT, und das ganze anschauen inmitten potentiell johlender Idioten. Zum Glück kam dann so ziemlich alles auch ganz anders: Die Episodenstruktur, die immer wieder erwähnt wird, ist eigentlich gar keine. TRICK'R'TREAT ist vielmehr ein Medley durch den Saisonbedingten Wahnsinn, das ständig durch seine verschiedenen Sub-Genres flattert wie eine aufgeschreckte Fledermaus. Natürlich lebt der Film von den verschiedenen Gimmicks und kleinen shocking twists, die er seinem Publikum präsentiert, wenn er jedem Protagonisten eine Maske verpasst, die irgendwann gelüftet wird. Schade in diesem grundehrlichen und so gar nicht kalaurigen Retro-Vergnügen ist eigentlich nur, dass ihm ein wenig der Mut fehlt, noch zerklüfteter, impressionistischer zu sein. Da gibt es eine kurze Sequenz, in der ein Vampir am Rande einer Halloween-Parade eine junge Frau aussaugt und dann zwischen ein paar Betrunkene an den Straßenrand setzt. Kurz danach ist der Vampir verschwunden, und die Episode vermeintlich beendet, von mir schon als sehr nettes skurriles Randereignis abgehakt. Leider kommt Dougherty aber schließlich nicht umhin, auch diese Figur erklären zu wollen und in den Kontext einzubauen, was ich doch recht schade fand.
So oder so: TRICK'R'TREAT ist jedenfalls genau das, was sogar ich guten Gewissens als kurzweiligen Spaß beschreiben kann. Ein Stimmungsfilm - also einer, der sie wiedergibt -, und wie ein schönes Intro vor einer ganzen Genre-Reihe... eigentlich der perfekte Eröffnungsfilm für ein solches Festival.
( 0 )

 
 
FFF'09: LAKE MUNGO (Joel Anderson, Australien 2008)
Eine Geistergeschichte, die eigentlich keine ist, und dann vielleicht doch eine ist. Das fasst ganz gut zusammen, was ich dem Film ein wenig übel nehme. LAKE MUNGO kokettiert an vielen Stellen sehr mit seiner Platzierung im Genre, behauptet Grusel, wo keiner ist, und verleitet mit seiner TrueCrime-Dokuästhetik dazu, die Geisterbilder als Beweismittel zu lesen. Bis sich dann nach 45 Minuten der ganze bisherige Verlauf negiert, wenn sie als Fälschungen entlarvt werden, bloß um die Kamera zum Schluss in den Fälschungen andere Geistererscheinungen entdecken zu lassen. Sicher ist das ein schönes Spiel mit der Beliebigkeit solcher Phänomene, und LAKE MUNGO gelingt auch, die Sinnsuche und Trauerarbeit der Familie in eine allegorische Geschichte zu verpacken. Aber es ist andererseits gerade das Exploitation-Element, an dem ich mich gestört habe. Dass LAKE MUNGO noch spannend funktionieren könnte, wenn es sich nicht an so vielen Stellen mit einer klassischen Gruselfilm-Ästhetik schmücken würde, die aber kaum Berechtigung erhält. Mir jedenfalls blieb der Film nicht zuletzt deshalb fremd.

F.LM-Podcast
( 0 )

 
 
FFF'09: PONTYPOOL (Bruce MacDonald, Kanada 2008)
Ein Horrorfilm, der seinem ZuSCHAUER die Bilder verweigert, und damit auch das Verständnis dessen, was eigentlich passiert. Der erfahrene Radiomoderator Grant Mazzy, der die Einwohner des kleinen kanadischen Nests mit politischer Kompromisslosigkeit wachrütteln will, ringt immer wieder nach Worten für das, was sich offenbar auf der Straße abspielt: ein "riot", ein "mob", ein "uprising"... Nichts scheint so recht zu passen, aber alles entstammt seiner politischen Sphäre, während der Zuschauer die Zeichen - Andeutungen von Kannibalismus und anderem Zombietum - längst deutet... Bis dann der spanischstämmige Doktor in die Radiostation kommt und erklärt, dass die Täter so etwas wie Sprachzombies sind, also Menschen, die ihre ratio in der Sprache verloren haben, und alles stupide wiederholen, was sie aufschnappen - auf der Suche nach noch nicht infizierten Wörtern, denn es ist die englische Sprache, die ihren Zustand irgendwie ausgelöst hat. Es ist diese verzweifelte Suche nach Verständnis, die aus den Bürgern Pontypools Zombies macht, und Grant ist ein großer Erklärer, Dinge zu erklären, das ist sein Job. Dass sich der Film gegen Ende in postmodernen Dadaismus flüchtet, ist so konsequent wie großartig. PONTYPOOL ist ein Film über Sprache und ihre Präzision, über den ständigen Konflikt zwischen Signifikanz und Bedeutung, der sich in ihrem Umgang ergibt. Und PONTYPOOL ist wohl auch so ein Film, den ein Leser der Buchvorlage für unmöglich halten musste, bevor er gedreht wurde. So hochtheoretisch das Horrorkonzept auch ist, PONTYPOOL funktioniert, als Spannungskino ebenso wie als Reflexion. Die hypnotische Stimme von WATCHMEN-Night Owl Stephen McHattie trägt ihren Teil dazu bei, dass man zwar jederzeit wegsehen, nie aber weghören kann. Und wenn sich die Protagonisten schließlich vor dem Sprach-Irrsinn in ihre schalldichte Aufnahmekabine flüchten und selbst dort nur noch über geschriebene Worte kommunizieren, dann stellt PONTYPOOL die Bedeutung von Naivität und Aufklärung endgültig in Frage. Wahn-Sinn.
( 0 )

 
 
FFF'09: THE CHILDREN (Tom Shankland, Großbritannien 2008)
Ich habe mich jetzt zwei Stunden vor dem Eintrag gedrückt, weil ich CHILDREN eigentlich nicht mit einer kurzen Notiz abfrühstücken will. Viel zu komplex ist das Figurengerüst, das auf dem minimalistischen Plot aufbaut, und viel zu effektiv außerdem die Ästhetik, als dass ich das gerne mit einem lakonischen "creepy" kommentieren möchte. Ich bin jedenfalls einigermaßen überzeugt, dass Shankland auch einen ernstzunehmenden Horrorfilm über Wurstbrote hinbekommen könnte. Der Grusel, die Bedrohung, die von den Kindern ausgeht, entsteht schon weit vor der Eskalation, und diese Affekte produzieren sich einzig aus der Inszenierung. Schnelle Schnitte, eine leicht überdrehte Tonspur, ein basslastiger und gerne mal disharmonischer Score, demgegenüber eine trügerisch ruhige Kameraführung - all das trägt dazu bei, die Situation dieses vermeintlich heilen Familienfests schon vor den Morden als höchst unangenehm zu empfinden. Dazu trägt auch die etwas seltsame Idee bei, auch unter den Erwachsenen keine wirkliche Identifikationsfigur zu präsentieren, und ihre Beziehungen untereinander unterschwellig brodeln zu lassen. Zwischen ihnen und den Kindern steht - nicht nur hinsichtlich ihres Alters - die adoleszente Casey, ein vielleicht 16-jähriges und sehr un-vielleicht pubertierendes Mädchen, und es ist wohl auch ihre Perspektive, die der Film am ehesten einnimmt. Sie vereint einen distanzierten, emotional noch nicht beeinträchtigten Blick auf die mörderischen Kinder mit einer mindestens ebenso großen Distanz zur Elterngeneration, und es ist wohl auch kein Zufall, dass ausgerechnet ihre Mutter - zu der sie offenbar ein gutes Verhältnis hat - als einzige Erwachsene wenigstens ansatzweise sympathisch erscheint. Auf der anderen Seite bringt diese Zwischenposition aber auch eine gefährliche Rohheit mit sich: Die Besessenheit oder Krankheit, die von den Kindern Besitz ergreift, scheint vom umgebenden Wald auszugehen, und jedenfalls ist es eine ungestüme Prä-Zivilisiertheit, welche die Kinder letztlich zu ihrem diabolischen Treiben anleitet. Auf der anderen Seite ist das Planleben der Eltern, bei denen jede Handlung sinnvoll und vernünftig sein muss, und das zielgerichtete Leben Priorität bekommt - was sie natürlich auch mit einer entsprechenden Erwartungshaltung an die Kinder verbinden. Casey ist noch längst nicht erwachsen, aber dem skurril-selbstbezogenen Spiel der Kinder doch längst entwachsen. Zwiespältig ist also auch, wie sie von dem dämonischen Einfluss betroffen ist - ihre Reaktionen auf das Geschehen schwanken zwischen elterlicher Ratio und kindlichem Trieb zur Gewalt. Shankland illustriert diesen Umstand einmal mit einer bemerkenswerten Ellipse, zwischen Caseys Erkenntnis, dass ihre älteste Halbschwester offenbar ebenfalls betroffen ist, und einem unerklärlichen Gewaltausbruch ihr gegenüber - wie es zu dieser Eskalation kam, bleibt ungeklärt. Auch das Verhalten der Kinder ihr gegenüber ist zweideutig: Mal sehen sie in ihr den erwachsenen Feind, später dann wird sie wieder unerklärlicherweise verschont, ist potentielle Spielkameradin.
...
Ich breche hier ab. THE CHILDREN ist viel zu komplex, um ihn in einem kurzen FTB-Eintrag einigermaßen umfassend zu besprechen. Jedenfalls ist er aber noch vor CARRIERS mein bisheriges Festival-Highlight.

Etwas ausführlicher ist es noch im F.LM-Podcast zu hören.
( 0 )

 
 
FFF'09: A FILM WITH ME IN IT (Ian Fitzgibbon, Irland 2008)
Kennt man Einen, kennt man Alle. Einer, das wäre in diesem Fall sowas wie VERY BAD THINGS oder SERIAL LOVER oder dieses Ding mit Harvey Keitel und Cameron Diaz, dessen Name mir grade nicht einfallen will. Eben Filme mit lustigen Zufallsmorden, die der völlig ratlose Protagonist dann verzweifelt vertuschen will, was ihm schlussendlich dank seiner prinzipiellen Unschuld natürlich auch gelingt. Im Grunde ein sehr simpel-zynisches Konzept, das gleichzeitig bei all der behaupteten Boshaftigkeit (Warum gilt "schwarzer Humor" eigentlich so oft als böse? Eigentlich ist das doch oft genug lammfromm, was wir in solchen Filmen zu sehen bekommen...) irgendwie auch puristisch verweigert, mal echte Tabus zu brechen. A FILM WITH ME IN IT ist da keine Ausnahme, und als solche nicht einmal ein besonders bemerkenswerter Vertreter seiner Art. Sicher, da ist vieles witzig, und das irische Loser-Setting muss man schon sehr sympathisch finden. Aber letztlich bleibt der Film darüberhinaus auch extrem pointless, spätestens, wenn am Schluss der im Titel angedeutete Meta-Diskurs dem Zuschauer wild gestikulierend und "Hier bin ich!" rufend ins Gesicht springt. Es ist jetzt nicht so, dass Fitzgibbons Film etwas ganz Schlimmes wäre. Aber von dem behaupteten Festivalhighlight (laut Filmeinkäuferin Frederike) ist das auch ganz weit entfernt. Ja, ich gehe sogar noch etwas weiter: Von den bisher gesehenen sechs Filmen ist A FILM WITH ME IN IT die erste Enttäuschung.
( 0 )

 
 
FFF'09: INFESTATION (Kyle Rankin, USA 2009)
Ich habe lange gehadert: Filme, die im Programmheft schon als Horrorkomödien angepriesen werden, sind auf dem Festival meist keine gute Idee. Infantiler Schwachfug auf der Leinwand wäre noch erträglich, wenn nicht gleichzeitig noch massiver Fremdscham für die hysterisch-aufgeplusterten Lacher im Publikum aufkäme. Schließlich bin ich aber der Empfehlung von Bate im cinefacts gefolgt, dass INFESTATION diese Gelüste nach hemmungslosem Nerd-Jerking samt Kettensägen-Closeups keineswegs befriedigt sondern tatsächlich eine echte Komödie zu erzählen hat. Und bereut habe ich es kein bißchen: INFESTATION begeht nie den Fehler, aus seinem geringen Budget Kapital schlagen zu wollen und mit den etwas schwachbrüstigen Effekten zu kokettieren, im Sinne von "schaut mal wie geil scheiße das aussieht". Stattdessen findet der Film seinen Humor in recht fein geschriebenen Dialogen, anstatt einfach nur auf die Slapstick-Buschtrommel zu klopfen. Auch verzichtet er dankenswerterweise auf jegliches Referenzgetue und andere Meta-Spielereien, sondern konzentriert sich auf die minimalistische Prämisse seines Plots. Dabei gewinnt INFESTATION noch zusätzlichen Reiz aus einer leicht ellipsenhaften Erzählung und kokettiert - wenn es denn kein Vorführungsfehler war - einmal sogar mit dem Grindhouse-Mythos der fehlenden Filmrolle. Aber allein, dass man eben nicht weiß, ob der sehr holprige Schnitt samt Auslassung zwischen Coopers Zögern, seinen Vater aus dem Kokon zu befreien, und dem Auftritt von Ray Wise als schrulliger Papa, beabsichtigt oder ein Vorführfehler war, spricht dafür, dass INFESTATION mit diesen Unzulänglichkeiten nicht kokettieren muss. Im Ergebnis ist das dann deutlich subtiler und angenehmer eingebaut als in Rodriguez' PLANET TERROR. Wie ich überhaupt Rankins Film gerade ob seiner ehrlichen Naivität für den sympathischeren GRINDHOUSE-Beitrag halte. Auch ohne Zombies und Splattereien.
( 0 )