FFF'09: TELL-TALE (Michael Cuesta, Großbritannien/USA 2009)
toureiro, 28. August 2009, 13:08h
Erster Film des Gurkenslots, wochentags um 15 Uhr. Und eigentlich nicht so recht Lust darauf gehabt, weil ich schon die behauptete Nähe der Geschichte zu Poes "Tell-Tale Heart" etwas plump und bemüht fand. Nebenbei ist sie das auch, stört letztlich aber nicht den recht schönen Film. Ästhetisch sieht man darin durchaus einiges vom Produzenten Tony Scott, wenn auch eher in Sachen Bildkadrierung und (übrigens: tolles) Spiel mit der Bildschärfe, als dass TELL-TALE dessen signature-Schnitte einsetzen würde. Spannend am Plot ist die Motivlage des Protagonisten, und seines implantierten Spenderherzens: Während er eigentlich nur endlich in Ruhe und gesund leben möchte, sucht das Herz Rache. Und zwar nicht nur an den Mördern seines ehemaligen Besitzers, sondern ein bißchen schon auch dafür, jetzt in einem neuen Körper gelandet zu sein. Lange steht in TELL-TALE im Vordergrund, dass das Herz Rache für die besondere Grausamkeit des Mordes sucht, aber nach und nach reicht das nicht mehr. Sein neuer Besitzer findet raus, dass er unfreiwilliger Kunde eines Organhandel-Rings wurde, der gezielt nach todkranken Spendern sucht und an ihnen dann den Lauf der Dinge beschleunigt. TELL-TALE erzählt somit auch eine Geschichte über utilitaristisches Töten: Immer wieder hört man die Rechtfertigung, der ursprüngliche Besitzer wäre ohnehin quasi schon tot gewesen, und man habe mit diesem Mord ein Leben gerettet. Cuestas Film stellt unverhohlen die Frage nach der Moralität dieses Menschenleben-Aufwiegens, ohne aber den Fehler zu begehen und den zynischen Zugang von vornherein zu verdammen. Letztlich führt er seinen Protagonisten sogar in einer sehr gefühlvoll gesetzten Schlusspointe im Kreis auf seine eigene Motivation zurück, und entlässt den Zuschauer in die Credits. Wenigstens das ist ziemlich großartig. Der Rest des Films ist zwar wohl nichts, was ich noch 12-14 Mal sehen werde, aber den nachmittäglichem Gurkenslot wird er sicher nicht gerecht.