Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF'09: LARGO WINCH (Jérôme Salle, Frankreich 2008)
Deutlich interessanter als der Film ist eigentlich, wie das Fantasy Film Fest mit dem großspurig so betitelten "centerpiece" umgeht. Im kleinen Saal auf einem Nachmittagsslot programmiert, kein Veranstalter anwesend, der einleitende Worte spricht, und auch in den bisherigen Vorstellungen wurde nie auf diesen doch nominell mitwichtigsten Film des Programms hingewiesen.
Der Film selbst sonnt sich darin, einen neuen Abenteuer-Held präsentieren zu können, eine James Bond-Variante, die zwar nicht Geheimagent sondern nur Erbe eines Börsenimperiums ist, aber ihm an überhöhter Mystik kaum nachsteht. Das ist es dann wohl auch, was ein wenig befremdlich wirkt. Fröhliches Globetrotting von einer explizit spektakulären Location zur nächsten, schöne und willige Frauen und ein Held, den all das - inklusive dem Mord am Papa - seltsam kalt und emotionslos lässt.
Interessant ist schon im Zeitkontext, wie dieser Ackermann-Sohn zum Actionhelden mystifiziert wird, samt BATMAN BEGINS-ähnlicher Schöpfungsgeschichte einiger Jahre im Abhärtungs-Exil. Auch, dass der ja eigentlich nur virtuelle Schatz des Aktienvermögens, hinter dem hier jeder herjagt, in Form symbolträchtiger Wertpapiere der "Zukunft Anstalt Liechtenstein" materialisiert werden muss, ist interessant. Andererseits interessiert sich Salle gar nicht so sehr für diesen Gegenstand, sondern behauptet dessen Wichtigkeit nur, um ihn recht schnell wieder - absichtlich oder unbewusst - im Hintergrund verschwinden zu lassen.
Jeder mittelprächtigen Kurzweil zum Trotz hinterlässt mich LARGO WINCH slightly puzzled.

F.LM-Podcast
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FFF'09: SHINJUKU TRIAD INCIDENT (Yee Tung-Shing, Hong Kong 2009)
Liest sich ein bißchen wie eine sanfte SCARFACE-Variante: Jackie Chan als gutmütiges chinesisches Landei, das seiner Jugendliebe nach Japan hinterherreißt, dort illegal lebt und arbeitet und schließlich - um seinen diskriminierten Landsleuten helfen zu können - zum Verbrecherboss aufsteigt. Und dieser Aufstieg kommt natürlich vor dem Fall. Schön daran ist, wie der Film den Rassismus zwischen Japanern und Chinesen thematisiert und dabei beständig die Seiten wechselt. Ganz ein Rise-and-Fall-Film ist STI allerdings nicht, da Jackie Chans Charakter sich nie von seiner Macht korrumpieren lässt und seine treudoofe Naivität auch bis zum Schluss nicht einbüßt. Die Fabel um "Verbrechen lohnt sich nie", die da irgendwo drinsteckt, ist dabei etwas albern aber nicht unsympathisch. Sehr viel mehr gibts zu dem netten Film dann allerdings auch nicht mehr zu sagen.
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