Das Schwein, das Caruso so liebt.
Brothers Grimm (Terry Gilliam, 2005)
imdb

"Watered-Down Gilliam Is Better Than No Gilliam" steht in einem imdb-Kommentar zu dem Film, und vielleicht mag das sogar stimmen, wenn jemand dem Terry so richtig apologetisch begegnet. Ich dagegen wurde nie hundertprozentig mit dem Mann warm. Klar, BRAZIL fand ich ganz gut, und TIDELAND schlicht beeindruckend. Mit FEAR AND LOATHING dagegen konnte ich gar nichts anfangen. Und ich sehe TWELVE MONKEYS tatsächlich als seinen besten (Post-Python) Film, einfach weil der - im Rahmen der üblichen Zeitreise-Schnörkel - so schön geradlinig ist, eben nur das genau richtige Maß an Abgefahrenheit zugelassen hat. BROTHERS GRIMM jetzt ist so ein extrem zweischneidiges Schwert. Ich könnte nicht behaupten, dass der Film nicht funktioniert hätte. Da gab es schon einige Stellen, die mich so richtig fesseln konnten, Rotkäppchen und Hänsel & Gretel fallen mir da als Erstes ein. Überhaupt, der Märchenwald war nett, bis er dann zum Horrorwald wurde. Im Ganzen leidet der Film aber vor allem an seinem eigentümlichen Humor, der zwischen kindischer Nervigkeit (meistens) und ganz kleinen Monty Python-Glanzstücken (sehr selten) chargiert. Das passt nicht. Das funktioniert nicht als humorous relief für die Gruselszenen. Das ist zu abseitig, und zu albern. Auch die mickrigen Grimm-Charaktere, die irgendwie mit einer angeklebten Pre-Credit-Sequenz motiviert sind, staksen eher farblos durchs Bild, sind einfach nicht nachvollziehbar.

Ja, nicht nachvollziehbar, ich denke, darauf kann man sich bei dem Film einigen. Sicher, er hat was, und er hat auch diesen typischen Gilliam-Stil (das Überdrehte, und die vielen Weitwinkel-Closeups, etc.), den viele Leute so sehr schätzen. Aber die Willkür, mit der der Film durch seinen mageren Plot steuert, und abwechselnd gute Einfälle lieblos verheizt, und schlechtere zu größtmöglicher Opulenz aufplustert. Die Willkür, mit denen Gilliam hier die Film-Logik aufbaut, das hat nur Shyamalan mit seiner Waterlady noch schlechter gemacht. Ich weiß nicht, BROTHERS GRIMM krankt nicht am Drehbuch, eher vielleicht an der überbordenden Individualität seines Regisseurs. Der Film fließt nicht, ergibt sich nicht. Er ist konstruiert, von vorne bis hinten. Und Unordnung lässt sich nicht konstruieren.
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