Das Schwein, das Caruso so liebt.
Exils (Tony Gatlif, Frankreich/Japan 2004)
imdb
Es war eines schönen Montagmorgens, ich war mit Freundin viel zu spät in Richtung Uni unterwegs, als der Entschluss fiel, dass wir einfach nicht hingehen. Stattdessen: Irgendwie hatte ich noch den Termin einer Pressevorführung im Kopf, wusste Ort und Zeit, aber nicht mehr, welcher Film überhaupt gezeigt würde. Tja, EXILS war's. Bereut habe ich das nicht, den Film nahezu wieder vergessen dagegen schon. Was mir im Gedächtnis geblieben ist? Musik, die steht hier im Vordergrund. Immer wieder montiert Gatlif die Bilder seiner vagabundierenden Protagonisten vor dröhnende Sounds aller Genres, die hauptsächlich jugendlich und alternativ sein müssen. Genau, alternativ, das heißt in dem Fall soviel wie: Ethno-Kitsch. Naja, nicht alles, aber fast. Oder halt der typische mysteriöse Nachdenk-Sound. Genauso schlimm, im Grunde... Egal, funktioniert hat EXILS trotzdem über weite Strecken einigermaßen, die Suche nach der eigenen Identität ist schön erzählt. Und der Fund der Fotos im Elternhaus des männlichen Protagonisten war schlichtweg toll, das vergilbte Hochzeitsfoto leinwandfüllend, das erst kaum merklich, dann immer stärker zu zittern beginnt... hier war alles gesagt, es war klar, dass der Besitzer der Hand, die das Foto hält, gerade bitterlich weint. Das anschließende Close-Up auf sein Gesicht war dann nur noch peinlich. Richtig ärgerlich, möchte man sagen. Aber symptomatisch: Für (kleine) Gesten hat Gatlif nämlich überhaupt kein Gespür. "Was ist deine Religion?" - "Musik!" - ok, ja, klar, kapiert, danke für den Holzhammer. Am schlimmsten dann das Schlussbild: Am Grab des Onkels (Großvaters? Vaters?) setzt Zano dem Grabstein den Kopfhörer auf und lässt selbigen mitsamt dem Walkman liegen. Dann geht er davon, mit seiner Naima im Arm (die zuvor übrigens in irgendeinem nordafrikanischen Ritual samt tänzerischer Ekstase ihre eigene Identität wiederfand). Oh weia, sowas mag ich nicht. Gesten, bitte, keine scheunentorgroßen Hinweisschilder!
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