Das Schwein, das Caruso so liebt.
Land of the Dead (George A. Romero, Kanada/Frankreich/USA 2005)
imdb
Der Romero mal wieder. Er kann einfach doch nix anderes so gut, wie seine Zombiefilme. Das ändert zwar nix daran, dass LOTD der schlechteste unter diesen ist, aber immer noch an Romeros oberer Schaffensgrenze. Im Grunde verlässt sich R. hier auf Altbewährtes, von ihm und von Kollegen. Da sind die Actionszenen, die sind nicht auf seinen Mist gewachsen, sondern einfach zeitgemäß, das hat er gut erkannt. Mit dem schleichenden Tempo eines DAWN hätte er heute ja auch niemanden mehr hinter dem Ofen vorlocken können und den Film wahrscheinlich kaum finanziert bekommen.

Und dann seine persönliche Lieblingszutat: Sozialkritik, mit dem 25kg-Holzhammer übergezogen, voll auf die Zwölf. Das ist noch vergleichsweise subtil, wenn er genau zwei Schwarze in seinem Film hat: Der unterwürfige Butler und der Anführer der Zombie-Revolution. Das ist schon etwas weniger subtil, wenn er seine postapokalyptische Gesellschaft wieder als korruptesten Kapitalismus zeichnet, der wieder eine harte Währung installiert hat, die die Welt bestimmt. Wieder etwas weniger subtil ist es dann, wenn er diese Gesellschaft dann auch noch in wunderbare Stände unterteilt. Das läuft sogar parallel zu Platons Staatsmodell, wenn man mal davon absieht, dass Dennis Hopper nur mit viel gutem Willen als Philosophenkönig bezeichnet werden kann. Der Ausbruch aus dem eigenen Stand ist nämlich auch in dieser Gesellschaft hier nicht möglich: Weder dürfen die Zombies in die Stadt (ok, aus nachvollziehbaren Gründen), noch darf sich der hart arbeitende Söldner am Ende seiner Karriere mit dem ersparten Geld ins Paradies der Reichen und Schönen einkaufen - was letztlich zum Untergang dieser neuen Zivilisation führt. Und da ist er dann plötzlich, der Hobbes'sche Naturzustand. Einen Romero-Film darf man einfach nicht sehen, während man den "Grundkurs Politische Theorie" besucht, da bekenne ich mich schuldig. Achja, Dennis Hoppers "You have no right to be here!", welches er den heranwankenden Zombiehorden entgegenplärrt, ist dann der Gipfel der Dreistigkeit, eigentlich.

Das klingt jetzt alles ziemlich negativ, aber so ist es gar nicht gemeint. LOTD ist schon irgendwie ein feiner Film, ist ja auch nicht so, dass sich Romero hier trotz aller Fragwürdigkeiten in ideologische Widersprüche verwickeln würde. Der Film ist eben das Werk eines alten Revoluzzers, und das spricht aus jedem Bild. Ein wenig Anarchie, ein wenig 68er. Das macht Spaß und gehört dazu, immerhin hat sich R. mit dieser Attitüde eine doch beachtliche filmhistorische Bedeutung erarbeitet. Schlimm ist es erst, wenn Leute glauben, sie wären die einzigen, die den Holzhammer entdeckt hätten. Aber da kann Romero dann auch nix mehr für. Also: Schöner Film, und man kann hier richtig Spaß mit abstruser Hermeneutik haben, wenn man es darauf anlegt.
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