Das Schwein, das Caruso so liebt.
Batman Begins (Christopher Nolan, USA 2005)
imdb
Eine neue Idee ist mir da gestern noch gekommen: Am Ende schließt Batman ja nicht nur seine Genese ab - wie vielfach bebildert - er emanzipiert sich auch endgültig von seinem Elternhaus, bzw wächst über dieses hinaus, indem er die Bahn, das Wahrzeichen des Schaffens seines Vaters, zerstört. Oder so. Egal. Ich wollte eigentlich eine Kritik schreiben, damals, als ich den Film in der Pressevorführung sah. Irgendwie wurde der Text nie fertig, aber das Fragment habe ich noch und poste es jetzt hier. Meine Meinung ist nämlich immer noch die gleiche: Großartiger Film!
Es ist typisches Stilmittel eines Horrorfilms, das Monster so lang wie möglich vor den Augen der Zuschauer zu verbergen. Der Zuschauer sieht mal kurz eine Bewegung im Schatten, hört ein Geräusch. Kommt es zum Kampf, so verhindern hektische Schnitte und diffuse Beleuchtung den Überblick über die Bedrohung.

Batmans erster Auftritt ist genau so einer: Ein paar Ganoven verladen in einer finsteren Lagerhalle – Container werfen undurchdringliche Schatten, das matte Licht dringt längst nicht in jede Ecke der verwinkelten Szenerie – einige Kisten in einen Lastwagen. Einer von ihnen tritt an eine dunkle Nische heran, will eine weitere Kiste aufheben, kommt aber nicht dazu. Irgendwer – irgendetwas! – reißt ihn ruckartig und kraftvoll in die Dunkelheit, ein erstickter Schrei ist alles, was man von ihm noch hört. Verstört sehen sich die Kameraden um, können nichts erkennen. Etwas huscht vorbei, verschmilzt wieder mit den Schatten. Wieder ein Schrei, diesmal lauter und aus einer anderen Richtung – und wieder ist einer verschwunden. Die ersten Schüsse fallen, blindlings und ohne Ziel in die ungefähre Richtung des Schreis abgefeuert. Und dann ist es da, schwarz wie die Nacht, mitten unter ihnen. Was es ist, erkennt man nicht, zu schnell sind die Schnitte, zu wenig geben die Detailaufnahmen vom Geschehen preis. Nur dass hier gekämpft wird, und dass die Gangster gegen den unbekannten Feind keine Chance haben.

Frank Miller zeichnete 1986 in seinem „The Dark Knight Returns“-Comic den Helden im Fledermauskostüm als eine zynische, gebrochene Gestalt, deren reaktionäre Methoden sich überholt haben, und die von genau der Gesellschaft, die sie beschützen will, längst nicht mehr akzeptiert wird. Und auch Christopher Nolans Batman funktioniert nicht als Vorbild wie andere Comichelden, trotz entsprechender Tugenden. Aber er ist niemand, dem man nacheifern wollte, sondern vor allem ein transzendentes, Furcht einflößendes Wesen. Bruce Wayne - der Milliardär, der als Kind den Mord an seinen Eltern miterleben musste – erkennt, dass er das Verbrechen in Gotham City nicht nur direkt bekämpfen kann: Gleichzeitig inszeniert er sein Alter Ego entsprechend düster, mit verzerrter Donner-Stimme und halluzinogenen Drogen in Spraydosen.

Regisseur Christopher Nolan schaut – wie vor Kurzem bereits Shyamalans „The Village“ – mit seinem Film vor allem dem Horror-Genre auf die Finger. Das Monster als Symbol für einen gewaltsamen (gesellschaftlichen) Wandel erfüllt hier die Rolle des Helden, der genau diesen Wandel herbeiführen will. Und dann ist da noch der Antagonist, der aalglatte Ra’s Al Ghul, der den Sündenpfuhl Gotham City gleich komplett auslöschen will – er vertritt das Zerrbild einer idealen Gesellschaft ohne Ecken und Kanten.
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