The Gauntlet (Clint Eastwood, USA 1977)
toureiro, 30. Januar 2006, 01:31h
imdb
Es ist so schlimm. Man hat da diesen einen Film, den man wirklich gerne mag, und man möchte ihn ein paar Leuten zeigen. Und dann können die einfach so gar nichts damit anfangen, schlimmer noch, sie machen sich ständig während des Films über ihn lustig.
Allerdings muss man ihnen zugute halten, dass GAUNTLET da auch jede Menge Munition liefert, das war mir bei der Erstsichtung gar nicht so bewusst geworden. Dabei meine ich das aber gar nicht abwertend, im Gegenteil. Die vollkommen absurde Reißbrett-Handlung bildet eine optimale Kulisse für dieses Anti-Roadmovie erster Güte. Die Actionszenen, die - das gebe ich zu - nicht unbedingt sehr gut sind, spielen dabei vor allem mit ihrem Symbolpotential. Es sind klischee-amerikanische Tugenden und Träume, die hier attackiert und zerstört werden: Es fängt an mit der Autobombe, ganz trocken und unspektakulär, und erst mit Blick auf die weiteren Szenen überhaupt als erstes, schüchternes Symbol für die große Freiheit zu deuten. Später dann, auf dem Motorrad auf der Flucht vor einem Helikopter, ganz Easy Rider, bis der Helikopter dann irgendwo vollkommen grundlos in einer Stromleitung hängenbleibt. So kann man ihm nicht beikommen, dem Cowboy. Ganz anders dagegen der Viehwagen im Zug, wo man mal eben als blinder Passagier aufspringt, was beinahe verhängnisvoll endet. Dieses Vagabundenklischee ist nicht das richtige für den Pionier. Höhepunkt aber: der Greyhound-Bus, den nichtmal eine Armee aufzuhalten im Stande ist, und der Clint direkt vor das Gerichtsgebäude transportiert, um für seine gerechte Sache zu kämpfen. THE GAUNTLET ist eigentlich ein Western, bzw. ein Film, der (verzweifelt) herauszufinden versucht, wo man den Western heute noch finden kann. Nicht in der Selbstironie (dummer Bulle und schlaue Prostituierte) und schon gar nicht in verquerer Heldentum-Romantik. Aber: die Freiheit ist es, und der Wunsch nach ihr der Grund, warum der Western eben doch ein zeitloses Genre ist. Und GAUNTLET irgendwie ein zeitloser Film, bei aller Verstaubtheit, die er vorgibt. Das klingt pathetisch und vor aktuellem politischen Hintergrund vielleicht sogar etwas bedenklich. Hier ist das aber OK. Finde ich.