Das Schwein, das Caruso so liebt.
Dominion: Prequel to the Exorcist (Paul Schrader, USA 2005)
imdb
Das ist sie also, die von den Studioleuten schwerst verschmähte Version von Paul Schrader, aus dessen Versatzstücken sich Renny Harlin dann für seine grottenmiese Kinofassung bedienen durfte. Ich versteh's nicht, wirklich nicht. Hält man das Publikum für so strunzdoof, dass es die Harlin'sche Geisterbahn (in jeder Beziehung) einem intelligenten und spannenden Horrorfilm vorziehen würde? Klar, Schraders Film macht kein einziges Mal "Buh!", verzichtet auf den aufgesetzten Plottwist am Schluß ("Ui, guck! War doch der andere, ey, ich hab's ja gleich gewusst! Geil!") und verschachtelt Pater Merrins Trauma nicht in konfuse, ausschnittartige Rückblenden, sondern packt es klipp und klar als Einleitung in die erste Szene, komplett, ausführlich und - jawohl - beinhart. Achja, ne wirre Rahmenhandlung um einen mysteriösen Fremden, der Merrin zu der Ausgrabungsstätte lockt, brauchte Schrader auch nicht. OK, ich bin mir also mit mir selbst einig: Das Drehbuch allein ist schon mal objektiv besser, das hat nix mit meinem Geschmack zu tun.

Und der Film selbst? Vergleichen wir weiter: Harlins Spezialeffekte sind sauscheiße, aber er hatte dafür ein echtes Budget zur Verfügung. Schraders Effekte sind viel schlimmer, bzw eigentlich keine mehr, aber dafür hat er ja auch fast kein Postproduktionsbudget mehr zur Verfügung gehabt. Trotzdem, was man sieht, lässt zumindest erahnen, dass man hier vielleicht ein paar stimmungsvolle Bilder gesehen hätte (den Himmel-Effekt hätte ich zu gern vollendet gesehen, schade!), und nicht nur pur dumme Exploitation. Und dann, back to the "Boo!": Ich fand DOMINION (Schrader) wirklich spannend, EXORCIST: THE BEGINNING (Harlin) dagegen furzlangweilig. Klar, letzterer hat mich mit lauten Soundeffekten das ein oder andere Mal aus meinem Halbschlaf gerissen, aber das allein macht noch keine Spannung, wirklich nicht. DOMINION dagegen, hmm, die leisen Töne machen die Melodie hier. Da reicht es schonmal, wenn der Kamerafokus sich ein klein wenig verstellt, oder noch besser: Wenn die subtilen und damit leicht zu leugnenden Ereignisse beim toll spielenden Stellan Skarsgård für Schweißausbrüche sorgen.

Die Sichtung ist jetzt einige Wochen her, von daher sind die Details etwas verschwommen, ich erinnere mich eher an die Wirkung. Es mag sein, dass DOMINION kein so toller Film ist, wie ich ihn jetzt hier beschreibe, für sich allein genommen. Mein Eindruck entsteht aus dem direkten Vergleich zur anderen Schnittfassung, die selbst auf einem mies besetzten Fantasy Film Fest am unteren Rand geschwommen wäre. Und da gewinnt DOMINION einfach, und zwar big time. Ich muss mir den Film mal mit mehr Distanz anschauen, ohne zu vergleichen, dann ist das Urteil evtl. nüchterner. Im Moment bin ich aber einigermaßen begeistert. Punkt.
( 0 )