Das Schwein, das Caruso so liebt.
Domino (Tony Scott, USA/Frankreich 2005)
imdb
Eigentlich finde ich es ja ziemlich ekelhaft, wenn ein Film mit der Echtheit seiner Geschichte hausieren geht. "This is a true story"-blabla, und dann am Schluss darf die echte Domino Harvey mal kurz vor brennender Kulisse an ihrer Kippe ziehen und in die Kamera grinsen. Das ist ja eigentlich schön und gut, aber für die Wirkung eines Films irgendwie ein doch recht billiges Mittel. Wäre da nicht Tony Scott hinter der Kamera: Dieser hat nämlich die zwanghafte Verwendung ästhetischer Spielereien inzwischen so sehr verinnerlicht, dass der Authentizitätsanspruch schon mal zwangsläufig im Keim ersticken muss. Jedenfalls für einen Zuschauer mit auch nur halbwegs medienkompetenten Sehgewohnheiten. Die Faustregel vom körnigen Bild, das einen eher dokumentarischen Charakter erfüllt, interessiert Scott nicht die Spur. Und seine Musikclip-Montagen sind da auch weniger Ersatz als vorsätzlicher Widerspruch. Vor diesem Hintergrund gerät DOMINO bei all seinem Krawumm schon beinahe zur medienästhetischen Reflexion, die bewusst gewisse Inszenierungsstandards hinterfragt und äußerst effektiv negiert. In diesem Sinne auch die Schlusseinblendung: "In Loving Memory - Domino Harvey" Eine Unterschrift unter das Werk, nicht vom Autor sondern von der Vorlage, und genau ihr Stil sollte es wohl auch sein, der sich in der anstrengenden Inszenierung widerspiegelt.

Am Rande: DOMINO ist kein großartiger Film, wohl aber ein ziemlich besonderes Filmerlebnis. Keira Knightley hat eine Oben-Ohne-Szene. Einen Arm mit einer Schrotflinte abzuschießen sieht nicht schön aus. Und: Tom Waits verdient einfach wieder mehr Leinwandpräsenz.
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