Das Schwein, das Caruso so liebt.
Absolute Power (Clint Eastwood, USA 1997)
imdb
Ich hab den Film zwar schon mal gesehen, aber das ist lange her, also werte ich das mal wie eine Erstsichtung. Aufgefallen ist mir ne Menge, angefangen beim Namen des Protagonisten, Whitney, was für mich doch eben wie "witness" klingt, was ja durchaus Sinn machen würde. Und der Vorname Luther passt bestimmt da auch irgendwie rein. Dann: Wenn Clint anfangs hinter dem Spiegel sitzt und den Präsidenten beim Sex beobachtet, dann ist das eigentlich ein ziemlich witziger Alptraum. Der Vergleich mit dem Kind, das die Eltern beim Sex erwischt, drängte sich auf, und gerade in einem Land, dessen Politik so von Personenkult geprägt ist wie Amerika, hat das Staatsoberhaupt schon auch etwas vom "Vater der Nation", so ungefähr. Von daher muss Luther Whitney schon mehr Unbehagen als bei einem x-beliebigen Paar verspürt haben, jetzt mal ungeachtet des weiteren Verlaufs. Überhaupt steckt in ABSOLUTE POWER jede Menge Kritik an diesem politischen Personenkult, der gerne als Patriotismus missverstanden wird. Immerhin, Luther hat auf seinem Koffer einen "I support Desert Storm"-Aufkleber.

So, jetzt aber für Kasi und die Autorentheorie: Was ist los mit Clint und den Frauen? Oder mit Clint und den Töchtern? Mir fällt spontan kein Film von ihm ein, in dem nicht eine irgendwie geartete Mann-Frau-Beziehung ein sehr wichtiges Element darstellt. Gut, das ist jetzt nichts Ungewöhnliches, aber es sind schon auch seltsame Muster in diesen Geschichten.
Pale Rider - Hier gibt es das kleine Mädchen, das sich in ihn verliebt, dass er vor einer Vergewaltigung retten muss, und für das er eher eine Vaterrolle übernimmt. Stattdessen geht was mit der Mutter...
The Gauntlet - toughe Frau, aber Clint beschützt trotzdem, und vor allem schon wieder eine vereitelte Vergewaltigung
Dirty Harry Sudden Impact (bezeichnenderweise der Teil, bei dem Clint Regie führte) - die weibliche Kollegin, hier nimmt er dieses Muster ja schon fast auf die Schippe, seine sexistische Abneigung gegenüber toughen Frauen erscheint da schon fast als Satire. Aber: in seinem Anspruch, sie beschützen zu wollen, scheitert er hier schlussendlich.
Blood Work - ganz extremer Fall, der einen verdankt er sein Herz und Leben, und mit der Schwester steigt er ins Bett, weil sie sich für seine Mühe bei der Aufklärung des Mordes an ihrer Schwester erkenntlich zeigen will.
Mystic River - mal ohne Clint vor der Kamera, aber auch hier wieder ein vergewaltigtes und ermordetes Mädchen...
Absolute Power - gleich zwei Mal interessant: 1. die Vergewaltigung, wo er - ganz Clint-untypisch - mal zuschauen MUSS und nicht helfen KANN, und 2. die Vater-Tochter-Beziehung, die im Laufe des Films gekittet werden muss.
Million Dollar Baby - natürlich auch ganz auffällig, die nichtvorhandene Beziehung zu seiner Tochter, und eben der Ersatz dafür in Form von Hilary Swank.

Mehr Eastwood-Filme kenne ich nicht/kaum. Ordnet man das jetzt chronologisch, dann scheint mir, dass er sich im Alter mehr dem Vater-Tochter-Thema zuwendet, während ihn früher die gleichberechtigteren Beziehungen und die Rollenverteilung darin interessierten. Zu dem Thema würde mich mal brennend ein Text interessieren, das scheint mir in verschiedener Hinsicht recht ergiebig. Wenn jemand einen Tipp hat, bitte her damit!
( 0 )