Das Schwein, das Caruso so liebt.
A History Of Violence (David Cronenberg, USA 2005)
imdb
Es gibt hier ganz schön viele gemeine Szenenpaare, die die Story besonders fies verknappen. Besonders auffällig da: die Sexszenen. Zuerst, der american dream ("Wir waren nie gemeinsam Teenager"), mit Cheerleader-Kostüm und ein bißchen Rollenspiel ("pssst, mein Vater soll uns nicht hören"), und dann das komplette Gegenteil, die Beinahe-Vergewaltigung, die auch jenseits der Leinwand höchst somatisch wirkt. Im Kleinen zeigt sich diese Zweiteilung auch in Mortensens Schauspiel, wo - gerade bei der zweiten Sichtung auffällig genial - er vor jeder neuen, überzeugenden Lüge bezüglich seiner Identität ein ganz kurzes Aufflackern von Unsicherheit in den Augen zeigt, ein klein wenig eben doch den Joey spielt, aber nur eine Milisekunde. Man bemerkt das erst, wenn man weiß, dass es da ist, aber dann ist es plötzlich unübersehbar.

"You're really living the american dream, right?" Und das Zynische daran: Joeys neues Leben als Tom Stall, eben das Ausleben dieses "american dream" ist auf Gewalt aufgebaut, bzw sogar wohl nur dadurch ermöglicht ("Der Name war gerade verfügbar"). Und dann, nach dem kurzen Intermezzo zurück im alten Dasein als eiskalter Killer, erfolgt eine Neugeburt: Überkitscht katholisch inszeniert als Taufszene, die Kette mit dem kleinen silbernen Kreuz baumelt von seinem Hals und funkelt vor sich hin, unübersehbar. Ebenso die Rückkehr in die Familie, pünktlich zum Abendmahl. Diese "History of Violence" ist mal mindestens auch eine höchst pessimistische "History of America", oder wenigstens eine "History of Society" oder etwas in der Art.
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