Der Tiger von New York (KILLER'S KISS, Stanley Kubrick, USA 1955)
toureiro, 13. Februar 2008, 13:21h
imdb
Neuerlicher Versuch einer Stanley Kubrick-Werkschau. Dieses Mal habe ich mir zwei Mitstreiter ins Boot geholt, vielleicht scheitere ich dann ja nicht wieder so kläglich.
Ich hatte mir während des Films ein paar Sachen überlegt, die sich zu notieren lohnen. Lustigerweise fast alles Dinge, die ich bei der letzten Sichtung auch im (alten) FTB eintrug, ohne mich daran noch erinnern zu können. Schön, so eine Portion Konstanz bei sich entdecken zu können.
Anyway: Obwohl KILLER'S KISS nicht unbedingt problemlos gealtert ist - das beginnt bei der verrauschten und vernuschelten Tonspur (was natürlich auch an der DVD liegt) und endet bei irgendwie chaplinesk anmutenden Actionszenen. Auch der Plot ist eher Randerscheinung, das ganze dann in einem recht klassischen Noir-Rahmen samt Prolog des Protagonisten - alles nicht bemerkenswert.
Toll aber: Spiegel, zum Einen. Kubrick setzt sie hier als Mittel zum Kennenlernen, als Medium, in dem erste Intimität stattfindet. Wir haben unseren Boxer, und um seinen Spiegel herum all diese Fotos aus seiner Vergangenheit, und die Kamera fährt eines nach dem anderen ab. Später dann, in ihrem Appartment, sie liegt im Bett, die Kamera schwenkt nach rechts, zeigt das Spiegelbild der schlafenden Schönen, verweilt hier lange, nachdenklich.
Noch besser: Eine Inszenierung von zwei Welten. Die High-Society um ihren (bald ehemaligen) Liebhaber auf der einen und den mittelprächtig erfolgreichen Boxer auf der anderen Seite, stets getrennt durch filmische Barrieren. Da beobachtet der Boxer die Frau über die Straße hinweg, von Fenster zu Fenster, vom Dunklen ins Helle, von Stille in die Musik. Und umgekehrt sieht sie ihn zuerst im Fernsehen, etwas widerwillig in den Armen ihres Freundes, den Boxkampf beobachtend, und selbst in der filmischen Stille stehend, stattdessen umgeben von der Geräuschkulisse des Boxrings. Später dann verdeutlicht Kubrick diese Trennung nur noch mit dem Auseinanderführen von Bild und Ton, Ton der einen Szenerie untermalt die jeweils andere, schafft Dissonanzen und Kontraste. Im Ergebnis läuft das vielleicht alles noch nicht so rund, aber die Idee ist nichtsdestotrotz fein.
THE KILLING wird der nächste sein...