Das Schwein, das Caruso so liebt.
FFF'09: SECRET DÉFENSE (Philippe Haim, Frankreich 2008)
Zu Beginn war das anstrengend: Eine viel zu nahe Kamera, in Dialogen bedeckte auch gerne mal der unscharfe Hinterkopf des einen Gesprächspartners zwei Drittel der Leinwand, unruhig und fahrig der Schnittrhythmus, eine allgegenwärtige Nervosität durchdringt hier die Ästhetik. Haim findet mit fortschreitender Handlung eine ruhigere Inszenierung, in der sich die wachsende Sicherheit der anfangs noch ziellosen Protagonisten spiegelt. SECRET DÉFENSE erzählt die Geschichte einer Orientalistik-Studentin, die vom französischen Geheimdienst angeworben wird, und die eines jungen Kleinkriminellen, der im Gefängnis mit einem arabischen Terrornetzwerk in Berührung kommt. Weniger als für eine spannende Agentengeschichte interessiert sich Haim für das "human element", er stellt seinem Film auch einen Monolog voran, nachdem ein Agent nie als Mensch begriffen werden dürfe, sondern stets nur als Waffe. Für die beiden Nachwuchsprofis steht also die Überwindung der Emotion, das Erlangen professioneller Apathie, als Ziel ihrer Entwicklung.
SECRET DÉFENSE parallelisiert letztlich zwei entgegengesetzte Geheimorganisationen und macht deutlich, dass sich im politischen Konflikt trotz der Verschiebung von der zwischenstaatlichen Ebene auf den "War on Terror" nicht viel geändert hat. Die beiden Protagonisten sind darin nicht Helden sondern lediglich Bauernopfer, und sie erkennen das mit tragischem Fatalismus. Vorwerfen kann ich dem Film nur seine Texteinblendung zum Schluss, die den Film an der Grenze zum Reaktionären in der Realität verorten will, indem sie aufrechnet, wie wichtig doch die Arbeit der französischen Geheimdienste für die Sicherheit sei.
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